Steffie (Stephanie) Spira (Steffi Spira; Stefi Spira)
Schauspielerin
Geb. 2.6. 1908 in Wien/ Österreich-Ungarn
Gest. 11.5. 1995 in Ost-Berlin/ DDR
„Aus Wandlitz machen wir ein Altersheim! Die über 60- und 65jährigen können jetzt schon dort wohnen bleiben. wenn sie das tun, was ich jetzt tue – Abtreten!“
(Steffie Spira am 4.11.1989 auf dem Berliner Alexanderplatz)
Ihr Vater gehört zu den Pionieren des deutschen Stummfilms, die Mutter ist Schauspielerin, und auch bereits die jüngere der beiden Töchter (die 1906 geborene Schwester Camilla Spira wird später in Westdeutschland Karriere machen) tritt bereits als Kind in die Fußstapfen ihrer Eltern.
Die 16Jährige besucht die Schauspielschule und hat schon ein Jahr später ihr erstes Engagement. Neben der Arbeit spielt auch die Politik sehr früh eine Rolle im Leben der Steffie Spira: mit 18 Jahren tritt sie der Gewerkschaft der Schauspieler bei. Acht Jahre im Engagement am Berliner Theater, wird Spira mit 23 Jahren Mitglied der KPD, heiratet 1931 den Regisseur Günter Ruschin und gehört zu den Mitbegründern der Theatergruppe Truppe 31 mit Gustav von Wangenheim, Hans Meyer-Hanno und Curt Trepte.
Ende Januar 1933 ergreifen die Nationalsozialisten die Macht in Deutschland und verfolgen als erstes alle politisch Unbequemen: Pazifisten, Sozialisten und Kommunisten. Steffie Spira, damals Bewohnerin der Künstlerkolonie Berlin, erinnert sich später sehr genau an die Nazi-Razzia am 15. März 1933: „Morgens, ganz früh, es war vielleicht 6 Uhr (…), da brüllte es unten: »Fenster zu, Fenster zu!« Ich guckte runter und sah, da war der ganze Block umstellt von SA-Leuten. Das war nun wirklich nicht sehr schön. Ich wußte schon, das endet nicht gut, aber wir konnten garnichts mehr machen. Es klopfte gleich an die Tür, so ein Gebumse, und zu meiner großen Überraschung: ein SA-Mann davor und ein Polizist, was mich wunderte, und: »Rein, los, los! – Na, außer Büchern hab’n Sie wohl nichts? Na, das sind die Richtigen!« Wir hatten wirklich wenig Möbel, aber reichlich Bücher, und die schmissen sie gleich auf die Erde, und dann sahen sie unter’s Bett, und da lag unsere rote Fahne, und die war mit Hammer und Sichel. Da waren sie ganz glücklich, daß sie das gefunden hatten. »Naja, wir wissen ja, wer hier wohnt!« Und der SA-Mann griff meinen Mann und, ohne daß er noch etwas zu mir sagen konnte, seh’ ich ihn die Treppen runterrutschen. »Na los, steh auf!« – und dann kam der SA-Mann gleich wieder rauf und wollte Keller und Bodenkammer sehen.
Ihr weiterer Lebensweg ähnelt dem vieler anderer Emigranten auf der Flucht vor den Fängen der Nazis und ihrer Helfershelfer: die Kommunistin Spira kommt in Frankreich in das Gefängnis in La Roquette und anschließend ins Frauenlager Rieucros. Nach einer Flucht über die Pyrenäen (wie auch Walter Benjamin, das Ehepaar Werfel und andere) kann Spira ins mexikanische Exil flüchten und kehrt erst zwei Jahre nach Kriegsende, 1947, auf einem sowjetischen Frachter nach Deutschland zurück.
Ab 1948 spielt sie am Deutschen Theater unter Wolfgang Langhoff und in der Volksbühne in vielen großen Rollen (darunter die Mutter Wolffen in Der Biberpelz von Hauptmann) sowie am Theater am Schiffbauerdamm.
„Während der Protestdemonstration auf dem Berliner Alexanderplatz am 4. November 1989 zitierte sie in ihrer kurzen Ansprache, von Beifall und Heiterkeit umtost, Brechts „Lob der Dialektik“. Und dann sagte sie: „lch wünsche für meine Urenkel, daß sie aufwachsen ohne Fahnenappell, ohne Staatsbürgerkunde, und daß keine Blauhemden mit Fackeln an den hohen Leuten vorübergehen“. Schließlich forderte Steffie Spira diese „hohen Leute“ der im Todeskampf liegenden DDR zum Abtreten auf – der Jubel auf dem Platz kannte keine Grenzen mehr.“
Quelle:
http://www.kuenstlerkolonie-berlin.de/bewohner/spira.htm
Filmographie (Auswahl):
– Des Haares und der Liebe Wellen (1929)
– Die Brücke (1949)
– Bürgermeister Anna (1950)
– Ernst Thälmann – Sohn seiner Klasse (1954)
– Ernst Thälmann – Führer seiner Klasse (1955)
– Heimliche Ehen (1956)
– Der Prozeß wird vertagt (1958)
– Das Feuerzeug (1959)
– Alwin der Letzte (1960)
– Schneewittchen (1961)
– Die Glatzkopfbande (1963)
– Die Mutter und das Schweigen (TV, 1965)
– Florentiner 73 (TV, 1972)
– Die große Reise der Agathe Schweigert (TV)
– Neues aus der Florentiner 73 (TV)
– Du und icke und Berlin (TV)
– Gelb ist nicht nur die Farbe der Sonne (TV)
– Yvonne (TV)
– Die Schüsse der Arche Noah
– Familie Neumann (TV-Serie)
– Blonder Tango
– Tiere machen Leute (TV-Serie)
– Polizeiruf 110: Allianz für Knete (TV)
– Apfelbäum
Quelle:
http://www.defa-sternstunden.de/ stars/sspira.htm
Links (deutsch):
http://de.wikipedia.org/wiki/Steffie_Spira
http://www.dradio.de/dlr/sendungen/merkmal/319024/
http://www.ofdb.de/view.php?page=liste&Name=Steffie+Spira
http://uinic.de/alex/de/proj/4nov-main2.html
http://www.dhm.de/ausstellungen/4november1989/htmrede.html
International:
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