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Stern, Fritz

H.A.M. 0

Fritz Stern
Historiker

Geb. 2.2. 1926 in Breslau


„…die deutsche Geschichte führt vor, wie eine Demokratie mit zum Teil demokratischen Mitteln untergraben und zerstört werden kann. Andererseits hat sie uns gezeigt, wie Demokratie wiederherzustellen ist.“

(Fritz Stern)*


Mit knapp zwölf Jahren muß der Schüler des Breslaue Maria-Magdalenen-Gymnasiums seine Heimatstadt verlassen. Die gesamte Familie emigriert aus Nazi-Deutschland in die Vereinigten Staaten. Hier studiert Fritz Stern an der New Yorker Columbia Universität, wo er auch promoviert und von 1957 an – mit kurzen Unterbrechungen – vier Jahrzehnte als Historiker mit den Forschungsschwerpunkten Deutsche Geschichte und Historiographie tätig ist.

Bereits wenige Jahre nach Kriegsende jedoch besucht der von den Nazis Vertriebene auch wieder seine Geburtsheimat, in der er ab 1954 wiederholt als Gastprofessor an verschiedenen deutschen Universitäten lehrt.
1987 wird  Fritz Stern als erster Ausländer eingeladen, im Deutschen Bundestag die Rede zum Gedenken an den 17. Juni 1953 zu halten. 1993/ 94 beruft ihn der damalige us-amerikanische Botschafter, Richard Holbrooke, als Berater nach Bonn.


Neben ökonomischen Zusammenhängen und historischen Gegebenheiten sind es für den deutsch-amerikanischen Historiker immer wieder auch und vor allem die kulturellen Wurzeln und  Biographien von Persönlichkeiten der Zeitgeschichte, für sich Stern besonders interessiert.


„Fritz Stern hat etwas fertiggebracht, das, so scheint mir, ohnegleichen ist“, schreibt die mit ihm seit drei Jahrzehnten befreundete ZEIT-Herausgeberin Marion Gräfin Dönhoff 1996 anläßlich seines 70. Geburtstages. „Er, der Verjagte und Enteignete, hat ohne Ressentiments und mit leidenschaftlicher Objektivität dem Wesen der nationalsozialistischen Politik nachgespürt, die, wie er sagt, mit jener unwiderstehlichen Kombination von Erfolg und Terror die Deutschen in Bann geschlagen hatte. In dem grandiosen Buch „Dreams and Delusion“ – einer Dialektik von Traum und Täuschung – erklärt er seinen amerikanischen Landsleuten, wie und warum dieses System funktionierte.“


Der Ehrendoktor der Universität Oxford und Mitglied des Ordens   Pour le mérite gilt als einer der bedeutendsten us-amerikanischen Historiker. Im Oktober 1999 wird ihm – der nicht zuletzt auch die politischen Entwicklungen seiner Exil-Heimat (dessen Staatsangehörigkeit er seit 1947 besitzt) über Jahrzehnte hinweg als kritisch-unbequemer Mahner begleitet – mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und 2004 mit der Leo-Baeck-Medaille ausgezeichnet.

Das Preisgeld des Fritz Stern 2005 verliehenen Deutschen Nationalpreises stiftet der renommierte deutsch-amerikanische Historiker (dem der Ruf vorauseilt, Vermittler zu sein zwischen den USA und Deutschland, zwischen Juden und Christen) einem Vermittlungs-Projekt der ganz besonderen Art: die Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/ Oder und die Universität seiner schlesischen Geburtsstadt Breslau arbeiten fortan zusammen und fördern u.a. mit Hilfe des nach ihm benannten Fritz-Stern-Studien-Programms den Austausch von Nachwuchs- WissenschaftlerInnen im Bereich der Geschichte und Kulturwissenschaft auf beiden Seiten der Grenze.


Im Jahre 2006 erscheinen Fritz Sterns Lebenserinnerungen unter dem Titel Five Germans I Have Known, in denen er aus der Perspektive des nunmehr 80jährigen die Entwicklungen und Wandlungen seiner Breslauer Heimat seit Beginn der Weimarer Republik beleuchtet.


Literatur:

– Five Germanys I Have Known, Knv 2006 ISBN: 0374155402 (englisch)

– Das feine Schweigen. Historische Essays. München, C.H. Beck 1999

– Verspielte Größe. Essays zur deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts. München, C.H. Beck 1996

– The Failure of Illiberalism (1973) und Dreams and Delusions (1987) (dsch: Der Traum vom Frieden und die Versuchung der Macht)

– Gold and Iron, 1977 (dtsch: Gold und Eisen: Bismarck und sein Bankier Bleichröder)

– The Varieties of History: From Voltaire to the Present, 1970 (deutsch: Geschichte und Geschichtsschreibung)

– The Politics of Cultural Despair, 1961 (dsch: Kulturpessimismus als politische Gefahr)    


Quellen:

http://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_Stern

*) Fritz Stern in einem Interview mit der FAZ vom 20.01.2005, Nr. 16 / Seite 31. Hier zitiert aus:
http://www.faz.net/s/Rub117C535CDF414415BB243B181B8B60AE/Doc~E442A4421BB514732A8659D451A81D433~ATpl~Ecommon~Scontent.html


Links (deutsch):

http://www.bundespraesident.de/-,2.633282/Laudatio-von-Bundespraesident-.htm

http://www.zeit.de/archiv/1996/18/stern.txt.19960426.xml

http://www.3sat.de/kulturzeit/

http://science.orf.at/science/news/4761

http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=596&ausgabe=199911

http://www.perlentaucher.de/autoren/18314.html

http://www.deutscher-buchpreis.de/de/96671?pid=100148

http://www.breslau.diplo.de/Vertretung/breslau/de/06/Fritz__Stern__Stipendien__Seite.html


International:

http://leiterreports.typepad.com/blog/2005/01/historian_fritz_1.html

http://www.lbi.org/fritzstern.html

http://www.foreignaffairs.org/20050501facomment84303/fritz-stern/reflection-lessons-from-german-history.html

http://www.columbia.edu/cu/alumni/Magazine/Fall2006/stern.html

http://press.princeton.edu/chapters/s6673.html

http://www.inthesetimes.com/site/main/article/2341/

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