Simon Wiesenthal
Architekt und Journalist
Geb. 31.12. 1908 in Buczacz/ Österreich-Ungarn
Gest. 20.9. 2005 in Wien/ Österreich
Die einen nannten ihn einen Unbequemen Zeitgenossen und Obsessiven Wahrheitssucher, die anderen das Personifizierte jüdische Gewissen und für den Schriftsteller Rafael Seligman ist er der Ingenieur der Gerechtigkeit. Fest steht: Simon Wiesenthal war einer der bekanntesten Nazi-Jäger, der mehr als 1100 Nazi-Kriegsverbrecher aufspürte und der Gerichtsbarkeit zuführte. Und nicht zuletzt ihm ist es zu verdanken, daß der Verantwortliche für die Massenvernichtung der Juden, Adolf Eichmann, in Südamerika aufgespürt und in Jerusalem vor Gericht gestellt wird.
„Es gibt keine größere Sünde als das Vergessen!“
(Simon Wiesenthal)
Der aus Galizien stammende Wiesenthal beginnt 1928 in Prag mit dem Studium der Architektur, wechselt 1932 an die Universität nach Lemberg und arbeitet nach seinem Studienabschluß 1940 dort als Architekt und Bauingenieur bis zu seiner Verhaftung durch die Deutschen 1941. Sein Leidensweg, der ihn durch zwölf Lager führt, endet im KZ Mauthausen, wo Simon Wiesenthal Anfang Mai 1945 von der US-Armee befreit wird.
Er kommt in Kontakt mit dem U.S. War Crimes Office und übergibt den amerikanischen Behörden bereits am 20. Mai eine Liste mit 91 Namen von Naziverbrechern. Im Juli 1945 beauftragt ihn das Office of Strategic Services OSS), nach Adolf Eichmann zu fahnden – als Leiter des Referats Auswanderung und Räumung zentral verantwortlich für die Deportation und Ermordung von über sechs Millionen Juden. Eichmann wird von Wiesenthal in Argentinien aufgespürt, wohin er mit Hilfe von Diplomaten und Katholischer Kirche hatte fliehen und Unterschlupf finden können. Der unter dem Decknamen Ricardo Klement in Buenos Aires untergetauchte Adolf Eichmann wird am 11. Mai 1960 von drei Agenten der israelischen Geheimpolizei MOSSAD verhaftet, mit Hilfe von Röntgenaufnahmen identifiziert und acht Tage später aus Argentinien nach Israel entführt. Am 11. April 1961 beginnt in der Strafsache 40/61 der Prozess gegen den ehemaligen SS-Obersturmbannführer Adolf Eichmann im Jerusalemer Haus der Gerechtigkeit. Am 15. Dezember 1961 wird Adolf Eichmann: „Wegen der Verbrechen gegen das jüdische Volk, wegen der Verbrechen gegen die Menschlichkeit und wegen der Kriegsverbrechen, deren Begehung Adolf Eichmann für schuldig befunden worden ist“ zum Tode verurteilt und in der Nacht vom 31. Mai zum 1. Juni 1962 durch den Strang hingerichtet.
Eine der Presse-BerichterstatterInnen ist übrigens die vor den Nazis 1933 aus Deutschland emigrierte Philosophin Hannah Arendt, die für den New Yorker den Prozess in Jerusalem beobachtet. Ihre – im Hinblick auf das Verhalten der Judenräte und die Person Eichmanns – äußerst kontrovers diskutierten Artikel erscheinen 1963 als Buchform unter dem Titel Eichmann in Jerusalem. Ein Bericht über die Banalität des Bösen.
Der vehemente Gegner der Verjährung von Nazi-Verbrechen findet 1963 mit Karl Silberbauer jenen Wiener Polizisten, der 1944 die versteckte Anne Frank, ihre Familie und deren Freunde verhaftet hat. 1967 macht Wiesenthal den ehemaligen Kommandanten des Konzentrationslagers Treblinka, Franz Stangl, ausfindig und 1978 in Brasilien den stellvertretenden Kommandanten des Konzentrationslagers Sobibor, Gustav Franz Wagner, der vor seiner Ausliefrung allerdings Selbstmord begeht.
Auch vor inner-österreichischen Konflikten scheut Wiesenthal nicht zurück. Geradezu legendär ist sein bis zuletzt gespanntes Verhältnis zum SPÖ-Bundeskanzler Bruno Kreisky, der als Jude und Sozialdemokrat vor den Nazis flüchten muß und – ebenso wie Willy Brandt – ins schwedische Exil geht. Die Auseinandersetzung mit Kreisky bringt Simon Wiesenthal in den siebziger Jahren immer wieder in die Schlagzeilen, so z.B. als er 1970 gegen vier Minister der Minderheitsregierung Kreiskys mit NS-Vergangenheit protestiert.
Auch und vor allem Wiesenthals Rücktrittsforderung an die Adresse von Kurt Waldheim schlägt international hohe Wellen. Waldheims unzureichende Informationen über seine Rolle als Offizier der deutschen Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg löst internationale Kritik aus. Nach seiner Wahl zum Bundespräsidenten (1986-1992) ist er auf diplomatischer Ebene isoliert. Nicht zuletzt die Waldheim-Affäre wird jedoch zum Auslöser einer grundsätzlichen Diskussion über Österreichs Rolle in der Zeit des Nationalsozialismus.
1977 eröffnet in Los Angeles das Simon Wiesenthal Center (1993 mit dem Museum of Tolerance: Beit-Hashoah-Museum erweitert) mit dem Ziel, flüchtige Kriegsverbrecher und Nazis zu verfolgen, die – wie auch Adolf Eichmann – über die sogenannte Rattenlinie über Italien vor allem nach Südamerika haben fliehen können. Nicht zuletzt diese Aktivitäten sind es, die Wiesenthals Familie und sein eigenes Leben immer wieder gefährden. 1982 entgeht er nur knapp einem Bombenattentat durch Neonazis.
Simon Wiesenthal, der im Alter von 96 Jahren in seiner Wiener Wohnung stirbt, findet in Israel seine letzte Ruhe.
Links (deutsch):
http://www.wiesenthal.com/site/pp.asp?c=fwLYKnN8LzH&b=242023
http://www.hagalil.com/austria/wiesenthal/wiesenthal.htm
http://www.imdb.com/title/tt0097933
http://www.riverlightspictures.com/taor/welcome.html
http://translations.indymedia.org/Translations/1125396152
http://dispatch.opac.ddb.de/DB=4.1/REL?PPN=118632655
http://www.shoa.de/content/view/111/184
http://zeus.zeit.de/text/archiv/1999/34/199934.eichmann_.xml
http://www.daserste.de/kultur/thema_dyn~id,y9cmwqcovi2fu436~cm.asp
http://www.salvador-allende.cl/ASA/dmdocuments/cartas.pdf
http://www.mikis-theodorakis.net/wiesen-d.htm
http://www.rbb-online.de/_/kontraste/beitrag_jsp/key=rbb_beitrag_1157747.html
International:
http://www.museumoftolerance.com/site/pp.asp?c=arLPK7PILqF&b=249627
http://news.bbc.co.uk/1/hi/uk/581109.stm
http://www.wiesenthal.com/site/pp.asp?c=fwLYKnN8LzH&b=243149
http://motlc.wiesenthal.com/site/pp.asp?c=gvKVLcMVIuG&b=358201
http://www.library.ca.gov/newsletter/2001/CSL_Connection_Dec01.pdf
http://www.actufiches.ch/content.php?name=Wiesenthal&vorname=Simon
http://www.col.fr/article-753.html
http://es.wikipedia.org/wiki/Simon_Wiesenthal
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