Lotte Winter
Psychologin und Erzieherin
Geb. 18.7. 1910 in Elberfeld (heute: Wuppertal)
Gest. 24.1. 2000 in Berlin
„Spucken Sie mal für mich in die Wupper!“
Die Tochter der Textilkaufleute Max und Fanny Fleischhacker wächst in Elberfeld auf, besucht die Mädchenschule am Döppersberg und anschließend das Oberlyzeum an der Aue. Die wißbegierige und fleißige Schülerin besucht nach dem Abitur zunächst eine sozialpädagogische Akademie und legt das Staatsexamen als Kindergärtnerin und Erzieherin ab.. Danach studiert sie an den Universitäten in Bonn und Berlin Psychologie und arbeitet für ihren Lebensunterhalt nebenher und in den Semesterferien in der Jugendpsychiatrie und in der Kinderfürsorge. Daneben ist sie auch in diesen Jahren bereits politisch interessiert und engagiert, nicht zuketzt angeregt durch ihren Onkel, den Wuppertaler Stadtverordneten Emil Hirsch.
1933 emigriert sie ins damalige Palästina und heiratet kurz nach ihrer Ausreise ihren langjährigen Freund und Kommilitonen Kurt Winter aus Neuß. In der Schweiz setzen beide die Studien fort und melden sich mit Ausbruch des Spanischen Bürgerkrieges 1936 zu den Interbrigaden. Während ihr Mann als Feldarzt dort hochwillkommen ist, wird die mittlerweile hochschwangere Lotte Winter abgelehnt und muß in Paris untertauchen.
Erst Ende 1939 gelingt Lotte Winter die Flucht ins norwegische Oslo, wo ihr Mann Kurt sie bereits erwartet. Einige Monate später kann das junge Paar nur äußerst knapp vor den einrückenden deuschen Truppen ins damals neutrale Schweden fliehen, wo es interniert und später in einem kleinen Ort bei Stockholm festgesetzt wird.
Mit ihren beiden im schwedischen Exil geborenen Kindern kehrt Lotte Winter Ende 1946 nach Deutschland zurück. Ihr Mann übernimmt die Leitung des neu aufzubauenden brandenburgischen Gesundheitswesens, sie selber unterstützt ihn als Oberreferentin. Daneben schreibt sie an ihrer Dissertation über den Rorschach-Test, nachdem sie bereits zwei frühere, im Exil entstandene Arbeiten auf der Flucht hat zurücklassen müssen.
Nach zweiundzwanzig Jahren besucht sie 1955 zum erstenmal wieder ihre Geburtsstadt an der Wupper. Dieses von ihr als schmerzlich empfundene Heimkehr wird die in Berlin-Pankow Lebende allerdings nicht davon abhalten, in lebenslangem Kontakt mit ihrer Heimat zu bleiben. Ihre letzten Lebensjahre verbringt Lotte Winter in einem Berliner Altersheim.
Quelle:
Johannes Abresch, 1955: Zweierlei Spätheimkehrer, in:
Geschichte im Wuppertal, 14. Jahrgang 2005. Herausgeber: Bergischer Geschichtsverein, Abteilung Wuppertal e.V. – Historisches Zentrum – Stadtarchiv – Stadtbibliothek. Uwe Eckardt, Michael Knieriem, Volkmar Wittmütz, S. 110-114
Autor:
Johannes Abresch
Bei der obenstehenden Biografie von Lotte Winter handelt es sich um die gekürzte Fassung eines Beitrages von Johannes Abresch, der dem Exil-Archiv von den Herausgebern freundlicherweise zur Verfügung gestellt worden ist.
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