Gustav Wolf
Maler, Grafiker und Holzschneider
Geb. 1887 Östringen b. Bruchsal
Gest. 1947 Greenfield, MA
Kunstgewerbeschule Karlsruhe, gründet 1919 mit Alfred Mombert und Richard Benz in Heidelberg die „Gemeinschaft der Pforte“, lehrt 1920/21 Graphik an der Landeskunstschule Karlsruhe, fertigt im privaten und öffentlichen Auftrag Wandmalereien.
Tritt 1933 aus allen Verbänden und Vereinigungen (u. a. Badische Sezession) aus, um seinem Ausschluss aus „rassischen“ Gründen zuvorzukommen, seit dieser Zeit „Emigration auf Raten“ (Brähler), lebt überwiegend in Italien sowie in der Schweiz und Griechenland, 1938 endgültige Emigration in die USA, lebt von 1938 bis 1942 in New York, das er als „neues Babylon“ empfindet, 1942 Umzug ins „Refugee Hostel“ in Cummington, MA, 1943 Aufgabe der New Yorker Wohnung, wohnt und arbeitet in der „Cummington Art School“, die die „Cummington Press“ beherbergt, 1944 Umzug an die „Northfield School of Girls“, wo Wolf Zeichenunterricht gibt, nicht nur in New York, auch auf dem Lande, wird Wolf nie richtig heimisch, 1947 Berufung an die Akademie der bildenden Künste in Karlsruhe, Wolf muss aus gesundheitlichen Gründen ablehnen und stirbt im selben Jahr.
Arbeiten in Deutschland vor der Emigration
Vorwiegend als freischaffender Holzschneider tätig, Vertreter einer religiös-symbolistischen Kunst; als Jude verfolgt
Im US-amerikanischen Exil
Holzschnittzyklen und -illustrationen, unveröffentlichte, realistische Skizzen mit New Yorker Straßenszenen in Bleistift, Tusche, Tinte und Kohle sowie Kartonschnitte (Hochdruck-technik) mit Großstadtlandschaften; zahlreiche, unver- öffentlichte antinazistische Karikaturen; Bleistift- , Füllfeder- und Tuschezeichnungen (teils aquarelliert) sowie Gouachen zu den Themen Flucht, Lager, Ermordung, Kriegszerstörung („Series. The Age of Ours“, undat.), symbolistische Zeichnungen zur Holocaust-Thematik, Skizzenbuchblätter zum Krieg in Europa, sehr produktiv, findet für seine satirisch-kritischen bis grotesk-apokalyptischen Arbeiten jedoch keine Öffentlichkeit, künstlerisch isoliert, Haupteinkommen durch Lehrtätigkeit.
Weitere Kurzbiographien
Thieme-Becker – Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart, hg. von Ulrich Thieme und Felix Becker. 37 Bde. Leipzig 1992 (Nachdruck der Orig.ausgabe Leipzig 1907ff.): Bd. 36, S. 199; Vollmer – Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Unter Mitwirkung von Fachgelehrten des In- und Auslandes bearb., redigiert und hg. von Hans Vollmer. 6 Bde. Leipzig 1992 (unveränd. Nachdruck der Originalausgabe Leipzig 1953-62): Bd. 5, S. 161; Joseph Walk: Kurzbiographien zur Geschichte der Juden 1918-1945, hg. vom Leo Baeck Institute, Jerusalem. München, New York, London, Paris 1988, S. 391; Günther Wirth: Verbotene Kunst 1933-1945. Verfolgte Künstler im deutschen Südwesten. Stuttgart 1987, S. 335
Nachlass
Sammlungen
Kupferstichkabinett, Kunsthalle Karlsruhe und Print Department, Boston Public Library
Werk- und Literaturauswahl
The Book of Job from King James Bible, with Wood Engravings by Gustav Wolf and a Note by Alfred Young Fisher. Cummington, MA: Cummington Press 1944; die Holzschnitte auch als Einzeldrucke ohne Text
Vision of Manhattan. 12 Etchings by Gustav Wolf. Placed in Artistic Portfolio. Printed in 25 Numbered Copies (25 Ex. gedruckt bei Nankiwell, New York, ca. 20 Ex. gedruckt bei John Peterson & Son, Cambridge, MA), ohne Jahr (1941/42), Radierungen mit Aquatinta und zum Teil Kaltnadel sowie Roulette, verschiedene Maße, meist ca. 31 x 41 cm, resp. 41 x 31 cm, Gustav-Wolf-Kunstgalerie Östringen (dort auch die Entwürfe), ein weiteres Ex. in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe
Benz, Richard: Schöpfung/Hiob/Psalmen – Zur Bibel-Illustration des Malers Wolf. In: Imprimatur X, 1950, S. 189-199
Brähler, Barbara: Gustav Wolf (1887-1947) – eine Weltanschauung in Bildern. Werkverzeichnis des künstlerischen Nachlasses in Östringen. 2 Bde. Diss. Univ. Heidelberg 2000 (= Microform-Diss. Mannheim 2000)
Lehmann-Haupt, Hellmut: Gustav Wolf. A Word of Appreciation. In: The Publisher’s Weekly 134, Nr. 6, 6.8.1938, S. 376, 378
Osborn, Max: Refugee Artists in America. In: Congress Weekly, 4.10.1946, S. 9
Wolf – Gustav Wolf. Das druckgraphische Werk. Bearb. und eingeleitet von Johann Eckart von Borries. Ausstellungskatalog Staatliche Kunsthalle Karlsruhe. Karlsruhe 1982
– – Gustav Wolf. Schöpfer visionärer Kunst. Bearb. von Barbara Brähler. Ausstellungskatalog Gustav-Wolf-Kunstgalerie Östringen. Östringen o. Jahr (1994)
Autorin:
Rosa von der Schulenburg
Die Kommentare sind deaktiviert.