Stefan Wolpe
Komponist und Maler
Geb. 25. 8. 1902 in Berlin
Gest. 4. 4. 1972 in New York/ USA
Hin- und hergerissen zwischen seinen familiären und religiösen Wurzeln und politischen Ambitionen war das Leben dieses in Deutschland zu Unrecht fast vergessenen entarteten Komponisten. Sein Vater war russischer Jude, seine Mutter Ungarin. Die Eltern lebten in der damals weltoffenen Metropole Berlin. Angezogen von den Idealen des Kommunismus ging er für kurze Zeit in die noch junge Sowjetunion, wo er jedoch schnell die Fratze der Diktatur hinter dem schönen Schein erkannte. Aber auch der Aufenthalt in Palästina, damals englisches Mandatsgebiet voller Spannungen, auch schon zwischen Arabern und Juden, war keine Erfüllung. Nach vier Jahren verließ er das Gelobte Land und ging 1938 nach New York, denn Deutschland wäre der Weg in den Tod gewesen.
Bereits als Fünfzehnjähriger hatte Wolpe mit dem Studium an der Berliner Hochschule für Musik begonnen, das von 1917 bis 1924 währte. Während des Studiums arbeitete er seit 1920 bei Ferruccio Benvenuto Busoni, einem zu jener Zeit berühmten italienisch-deutschen Pianisten und Komponisten, der aus Florenz stammt, geboren 1866, gestorben 1924 in Berlin. Busoni schrieb Opern, Klavier- und Orchesterwerke sowie Kammermusik. Er dürfte einen entscheidenden Eindruck auf den Studenten Wolpe gemacht, ihn vielleicht sogar geprägt haben.
Für junge Künstler wie Wolpe war es eine spannende Zeit. Er trat in Verbindung mit dem Bauhaus, wo er von 1921-1923 studierte, schloss sich der DADA-Bewegung an, denn Wolpe war eine Doppelbegabung und auch als Maler sehr talentiert. Mit seinem berühmten Kollegen Kurt Schwitters vertonte er 1927 dessen Gedicht An Anna Blume. Denn das Komponieren war seine Berufung. Schnell galt Wolpe neben Ernst Krenek und Kurt Weill als einer der Vertreter der deutschen Jazzbewegung. Aber 1932 schrieb er, wie es damals, aber auch zum Lebensunterhalt notwendig war, Gebrauchsmusik, Tanzmusik, Schlager… Es war die Schule des Lebens, die ihn später in den USA zu einer einflussreichen Persönlichkeit der amerikanischen Jazzszene und der modernen Musik werden ließ.
Die Stationen seines Lebens führten ihn jedoch erst einmal nach der Machtergreifung der Nazis 1933 nach Wien, wo er ein Jahr lang bei dem bereits international bekannten Anton Webern studierte.
In den USA wählte er New York als Aufenthaltsort, nicht Hollywood, wie so viele andere Exilanten. Am Hudson war Wolpe einer der Gründer der Contemporary Music School, wo er auch als Lehrer wirkte, bis er zusätzliche Lehraufträge an der Philadelphia Music Academy und am Black Mountain College in North Carolina erhielt.
Aber seine Stadt blieb New York, in die er endgültig 1956 zurückkehrte. Hier leitete er die Musikabteilung des C.W. Post College der Long Island University und wirkte als Lehrer an der Chatham Square Music School und als Privatlehrer. Die USA, deren Staatsbürgerschaft er schon 1944 bekommen hatte, ehrten ihn 1949 mit dem Preis der American Academy of Arts and Letters und 1956 mit dem Fulbright-Stipendium für die Arbeit mit modernen kompositorischen Techniken.
Ein Versuch, in Deutschland wieder Wurzeln zu fassen, war in Darmstadt kläglich gescheitert. Die Remigranten waren in der demokratischen Bundesrepublik herzlich unwillkommen – eine Erfahrung, die Wolpe mit so manchem anderen verfolgten Künstler teilen musste.
Autor:
Hajo Jahn
Bühnenwerke
„Zeus und Elida“, eine musikalische Groteske (1928)
„Schöne Geschichten“, Kammeroper (1927/28)
„Blues – Stimmen aus dem Massengrab“ – Marsch Trilogie
(1928) nach Kästner und Brecht/Weill
Links (deutsch):
http://www.peermusic-classical.de/wolpe.htm
http://www.uni-giessen.de/~g51092/wolpeeinfuehrung.html
http://www.uni-giessen.de/~g51092/Wolpebuch.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Stefan_Wolpe
http://www.calsky.com/lexikon/de/txt/s/st/stefan_wolpe.php
http://www.paul-sacher-stiftung.ch/pss/sammlungen/wolpe.htm
http://www.sopos.org/aufsaetze/3db05ecc4b142/1.phtml
http://www.kuenstlerkolonie-berlin.de/bewohner/wolpe1.htm
International:
http://graham.main.nc.us/~bhammel/MUSIC/wolpe.html
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