Historiker
Gest. 20.8. 2006 in Omer / Israel
Der Sohn aus bürgerlich-liberal assimilierten Elternhaus wird Mitglied der nicht-zionistischen jüdischen Pfadfinderbewegung Kameraden, die er 1932 allerdings wieder verläßt. 1935 schließt sich Alsberg einem Zirkel geschichtlich interessierter jüdischer Freunde an. Der Vater wird Zionist, meldet sich zur Auswanderung ins damalige Palästina, stirbt jedoch bereits 1936. Da Paul Alsbergs Ausreise noch nicht genehmigt ist, studiert er nach dem Abitur 1937/38 zunächst am Jüdisch-Theologischen (Rabbiner)-Seminar in Breslau, gemeinsam mit seiner Frau Betti. Seine Schwester wandert nach Italien aus, der Bruder nach Frankreich.
Am 10. November 1938 wird Alsberg auf offener Straße verhaftet und danach für zwei Monate ins KZ Buchenwald deportiert. 1939 kann er, nachdem ihm seine Frau ein Auswandererzertifikat hat besorgen können, ins damalige Palästina emigrieren. Hier folgt ein Studium der allgemeinen Geschichte sowie der jüdischen Geschichte, Soziologie und romanischen Philologie, das Alsberg 1942 mit dem Magister abschließt. Anschließend arbeitet er als Schreiner, beginnt eine Dissertation, die er allerdings nicht beendet und absolviert seine Militärzeit als Sanitäter.
Ab 1949 arbeitet Paul Alsberg im Zionistischen Zentralarchiv. Es folgt 1958 das Doktorat in zionistischer Geschichte (Titel: The Policy Of The Zionist Executive In The Period Between The Death Of Herzl And The Outbreak Of World War I) und eine Europareise zum Fotografieren von Dokumenten für Yad Vashem. Der Professor für Archivkunde an der Jerusalemer Universität wird Verwalter des literarischen Nachlasses der Dichterin Else Lasker-Schüler. 1957 übernimmt er die Leitung des Staatsarchivs, 1991 wird er Nachfolger von Dr. Alex Bein als Staatsarchivar von Israel. Neben diesem Amt, das er bis zu seiner Pensionierung 1990 ausübt, widmet sich Paul Alsberg vielfältigen ehrenamtlichen Führungstätigkeiten, u.a. für den Irgun Olej Merkas Europa (Vereinigung von Einwanderern aus Mitteleuropa in Israel), das Leo Baeck-Institut und die Gedenkstätte in Yad Vashem.
Prof. Paul Alsberg und seine Frau Betti unterstützen die Arbeit der Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft seit ihrer Gründung im Jahr 1990 und sind seitdem auch Mitglieder. Wegen seiner großen Verdienste um das Lebenswerk der Dichterin Else Lasker-Schüler wird Paul Alsberg 2004 zum (neben dem Schriftsteller Hans Sahl zweiten) Ehrenmitglied der Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft ernannt. Gewürdigt wird damit auch und vor allem seine Arbeit als Nachlassverwalter der Dichterin aus dem Wupper-Tal. Am 11. November 2004 überreicht der damalige deutsche Botschafter in Israel, Rudolf Dreßler, Professor Alsberg die Urkunde der Gesellschaft an dessen Wohnort in Omer/ Negev.
In memoriam Paul Alsberg
Paul Alsberg wurde am 13. März 1919 in Elberfeld – heute Wuppertal – geboren. Seit seiner Flucht aus Deutschland hat er sich für die Verständigung zwischen seinem Geburtsland und Israel eingesetzt hat. Der ehemalige Staatsarchivar der israelischen Regierung war zudem Vorsitzender der Vereinigung von Einwanderern aus Mitteleuropa in Israel. Und stets ein Mann des Friedens. Wir verlieren mit ihm einen eindrucksvollen Menschen und Freund.
Das XIII. Else-Lasker-Schüler-Forum in Zürich, an dessen Vorbereitungen er lebhaften Anteil nahm, ist ihm gewidmet.
Hajo Jahn
1. Vorsitzender der Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft e.V. u. -Stiftung
Nachruf auf Paul Alsberg aus Yakinton, Mitteilungsblatt der Vereinigung der Israelis mitteleuropäischer Herkunft Nr. 212 (September 2006)
Links (deutsch):
http://www.abraham-geiger-kolleg.de/pdf/Newsletter/KSR_12_04.pdf
http://www.ids-mannheim.de/ksgd/agd/service/korpora/isserv/ta-tr.html#Kennung:%20IS002
http://www.els.gesellschaft.wtal.de/info/info57/info57.html
International:
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