Leonhard Maria Adler
Ingenieur, Politiker und Priester
Geb. 4.8. 1882 in Mailand/ Österreich-Ungarn
Gest. 16.12. 1965 in Mailand/ Italien
Nach dem frühen Tod des Vaters, eines Großindustriellen, übersiedelt die Familie aus dem damaligen Österreich-Ungarn nach Wien, wo Leonhard Adler Maschinenbau und Elektrotechnik studiert. 1905 wird er Assistent an der Technischen Hochschule in Brünn und konvertiert im darauffolgenden Jahr vom jüdischen zum evangelischen Glauben.
1912 erhält der mittlerweile promovierte Adler in der Generaldirektion der AEG in Berlin eine Anstellung als Oberingenieur und konvertiert fünf Jahre später erneut, diesmal zum Katholizismus: seine 1911 geschlossene Ehe wird nach römisch-katholischem Ritus getraut.
1920 wechselt Leonhard Adler in die Politik: bis 1932 ist er Stadtbaurat für Verkehr. Der zunächst Parteilose wechselt später zum katholischen Zentrum (und wird in dieser Funktion zugleich preussischer wie auch deutscher Staatsbürger). 1923 zeichnet Adler für den Ausbau des Berliner Stadtflughafens Tempelhof verantwortlich und ist maßgeblich auch an der Gründung der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) beteiligt.
Mit dem Erstarken nationalsozialistischer und antisemitischer Tendenzen übersiedelt Adlers Familie im Dezember 1932 nach Oberammergau, er selber bleibt allerdings zunächst in Berlin, taucht jedoch nach dem Röhm-Pusch 1934 dann in Westfalen unter. Mit den nationalsozialitischen Nürnberger Rassegesetzen wird sowohl Leonhard Adler als auch seiner Frau und den drei Kindern die deutsche Staatsangehörigkeit aberkannt.
Daraufhin emigriert er 1936 nach Italien, arbeitet hier als Berater bei den Autowerken FIAT in Turin und Alfa Romeo in Mailand und holt seine Familie aus Oberbayern ins zu Italien gehörende Südtirol. Er selber geht 1937 in das damals unter italienischer Kolonialherrschaft stehende Libyen, wo er bis 1938 auch und vor allem mit dem Auf- und Ausbau des städtischen Autobusbetriebes der Hauptstadt Tripolis betraut wird.
Die Schatten des Faschismus fallen jedoch auch bald auf den nordafrikanischen Staat: der jüdisch-stämmige Adler wird entlassen, versteckt sich bei einem Priester und arbeitet als Vorsitzender der Katholischen Aktion, einer von Papst Pius XI. 1922 angeregten Laienbewegung innerhalb der katholischen Kirche.
Nach der Niederlage der italienischen Truppen – im Verbund mit dem deutschen Afrikacorps unter Rommel – und dem Sieg der alliierten Truppen im Mai 1943 verläßt Leonhard Adler die Illegalität und arbeitet – bis zu seiner Rückkehr nach Italien 1947 – für die britische Besatzungsmacht in Libyen.
Die Schatten des Faschismus fallen jedoch auch bald auf den nordafrikanischen Staat: der jüdisch-stämmige Adler wird entlassen, versteckt sich bei einem Priester und arbeitet als Vorsitzender der Katholischen Aktion, einer von Papst Pius XI. 1922 angeregten Laienbewegung innerhalb der katholischen Kirche.
Von 1948 bis 1952 ist er erneut Stadtrat für Verkehr: diesmal im oberitalienischen Mailand, wo er auch gleichzeitig als Generaldirektor die dortigen Verkehrsbetrieben leitet.
Ein Jahr nach seiner Pensionierung wird aus dem einstigen Zentrumspolitiker ein Priester: mit päpstlicher Erlaubnis tritt – der immer noch verheiratete (!) – Leonhard Adler dem Franziskaner-Orden bei, wird 1956 in Mailand zum Priester geweiht und liest im örtlichen Straßenbahn-Depot seine erste Messe.
Im Alter von 83 Jahren stirbt der international renommierte Verkehrsfachmann und überzeugte Arbeiterseelsorger im Mailänder Franziskanerkonvent Sant‘ Angelo.
Die Übernahme dieser Biografie wurde dem Exil-Archiv freundlicherweise vom Berliner Verein Aktives Museum e.V. gestattet.
Literatur:
Verein Aktives Museum (Hrsg.): Vor die Tür Gesetzt. Im Nationalsozialismus verfolgte Berliner Stadtverordnete und Magistratsmitglieder 1933-1945. © 2006, ISBN 3-00-018931-9/ 978-3-00-018931-9
Links (deutsch):
http://www.vordietuergesetzt.de/
http://www.flughafen-berlin-tempelhof.de/Leonhard_Adler.html
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