Floris Bertold Bakels
Jurist
Geb. 19.7.1915 in Den Haag/ NL
„Wir haben eine gewisse Grenze überschritten, kamen in ein Reich, das ein Mensch eigentlich nicht betreten darf, und wir sind dort Emotionen begegnet, die nur sehr schwer zu ertragen sind. Wir sind aus diesem Reich zurückgekehrt. Wir haben wieder zu un selbst gefunden – so gut wie möglich. Wir haben unser Leben wieder zu leben begonnen. Diesseits.“
(Floris B. Bakels)
Bakels wächst mit drei Geschwistern in der Geborgenheit einer großbürgerlichen Familie in Den Haag auf. Der Vater, ein promovierter Jurist, hat bereits früh den erlernten Beruf aufgegeben und widmet sich der Malerei. Die Mutter hat ihre Wurzeln in einer angesehenen und wohlhabenden Familie und unterstützt dessen künstlerische Aktivitäten. Von 1921 bis 1927 besucht der Sohn die Grundschule in den Haag, anschließend das dortige Gymnasium und beginnt nach dem Abitur 1933 ein Jurastudium an der Leidener Universität, das er 1938 mit der Promotion abschließt. Im Juli des darauffolgenden Jahres tritt Floris Bertold Bakels seine erste Stelle als Rechtsanwalt an und heiratet ein halbes Jahr später.
In den drei Jahren seiner Leidenszeit gehört Bakels zu denjenigen, die heimlich Tagebuch schreiben. “Nein, niemals darf die Welt vergessen, wir alle werden uns dafür einsetzen, wir werden schreiben“, notiert er in sein Tagebuch, und: “Es ist sinnlos, etwas zu erleben, ohne darüber zu schreiben.“ Er schreibt heimlich auf von Zementsäcken abgerisse Papierfetzen und versteckt die Zettel bei Durchsuchungen an seinem Körper. An die dreitausend Eintragungen können so – auch mit Unterstützung von Helfern und Helfershelfern – gerettet werden.
1947 erscheint Bakels’ Tagebuch aus dem Konzentrationslager unter dem Titel Verbeelding als Wapen (Phantasie als Waffe). 1949 heiratet er ein zweites Mal. Bereits seit 1946 arbeitet er im niederländischen Verlagswesen, leitet von 1961 bis 1980 als Direktor den Amsterdamer Elsevier-Verlages, ist daneben einige Jahre auch Vorsitzender der Niederländischen Verleger-Union und als Übersetzer tätig (z.B. für Winstons Churchills Buch The Second World War). Floris Bertold Bakels schreibt mehrere Bücher, darunter Nacht und Nebel. Der Bericht eines holländischen Christen aus deutschen Gefängnissen und Konzentrationslagern (auf deutsch erschienen 1979).
Quelle:
Renata Laqueur: Schreiben im KZ. Tagebücher 1940-1945 Bearbeitet von Martina Dreisbach und mit einem Geleitwort von
Rolf Wernstedt, Donat-Verlag, Bremen 1992, Zugl.: New York, Univ., Diss., ISBN 3-924444-09-9, S. 101ff.
Literatur:
Floris B. Bakels: Verbeelding als Wapen, Tjeenk Willink, Haarlem, 1947
Karl Adolf Gross: Zweitausend Tage Dachau. Erlebnisse eines Christenmenschen unter Herrenmenschen und Herdenmenschen. Berichte und Tagebücher des Häftlings Nr. 16921. Neubau-Verlag, München, 1946
Abel Herzberg: Tweestromenland. Dagboek uit Bergen-Belsen, Arnhem, 1950
Heinrich Eduard vom Holt: Weltfahrt ins Herz. Tagebuch eines Arztes, Balduin-Pick-Verlag, Köln, 1947
David Koker: Judendurchgangslager Vught. 13. Februar 1943 bis 8. Februar 1944. Reichsinstitut für Kriegsdokumentation, Amsterdam, unveröffentlicht
Edgar Kupfer-Koberwitz: Die Mächtigen und die Hilflosen. Als Häftling in Dachau. Band 1: Wie es begann. Band 2: Wie es endete. Friedrich-Vorwerk-Verlag, Stuttgart, 1957
Jacques Lamy: Buchenwald, 18. Januar 1944 bis 25. Juni 1945, unveröffentlicht, im Besitz des Autors
Hanna Lévy-Hass: Vielleicht war das alles erst der Anfang. Tagebuch aus dem KZ Bergen-Belsen 1944-1945, Rotbuch-Verlag, 12. bis 13. Tausend, Berlin 1982
Philip Mechanicus: In Dépôt. Dagboek uit Westerbork. Polak & Van Gennep, Amsterdam, 1964
Simone Saint-Clair: Ravensbrück: L’Enfer des Femmes. Fayard, Paris, 1967
Gerty Spies: Tagebuchfragment aus Theresienstadt. In: Drei Jahre in Theresienstadt, München, Verlag Christian Kaiser, 1984, S. 98-113
Loden Vogel: Dagboek uit een Kamp, G.A. Van Oorschot, Amsterdam, 1965
Links (deutsch):
http://kirke.hbz-nrw.de/dcb/447/Alle_000/Buecher_09/in_NRW_42/000034931.html
International:
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