Boal, Augusto

Augusto Boal
Theaterpädagoge

Geb. 1931 in Rio de Janeiro/ Brasilien
Gest. 02.05.2009 in Rio de Janeiro/ Brasilien

„Schluß mit einem Theater,
das die Realität nur interpretiert,
es ist an der Zeit, sie zu verändern!“

(Augusto Boal)

Augusto Boal studiert Ende der 40er/ Anfang der 50er Jahre Theaterwissenschaften und Chemie an der Columbia Universität in New York. Zurückgekehrt nach Brasilien, konzipiert er zwischen 1950 und 1960 am Teatro de Arena in São Paulo mit seinem Theater der Unterdrückten eine neue Theater-Idee, die sich bald in ganz Lateinamerika verbreitet. Boals Volkstheater-Konzept, das in den Dörfern und Städten die Zuschauer – auch und vor allem in den Armenvierteln – aus ihrer passiven Haltung befreien und sie in seinen Stücken über Analphabetismus und Elend zu Handelnden machen soll, lebt aus dem Dialog, bei dem das Zusammenspiel zwischen Regisseur und Spielenden zentraler Bestandteil ist: nicht der Regisseur bestimmt die Inhalte der Szenen und Theaterstücke, sondern die Teilnehmenden setzen die thematischen Schwerpunkte. Befreiung aus Alltagszwängen, Einsicht in eigenes Handeln, Infragestellung von gesellschaftlichen Unterdrückungs-Spielregeln sind dabei wichtige Zielsetzungen in der Arbeit und fließen ein in die Techniken und Formen des Theaters der Unterdrückten.

1971 wird Augusto Boal von den brasilianischen Militärs festgenommen, gefoltert, für einige Monate inhaftiert und nach seiner Entlassung des Landes verwiesen. Bis 1976 lebt er im argentinischen Exil in Buenos Aires, geht 1976 nach Lissabon und 1978 nach Paris, wo er 1978/79 eine Dozentur an der Université de la Sorbonne Nouvelle innehat und 1979 das Centre d’etudes et de diffusion des techniques actives d’expression gründet. In dieser Zeit arbeitet er an der Anwendung und Übertragung der Techniken seines Theaters der Unterdrückten auf europäische Verhältnisse und es entstehen Der Polizist im Kopf sowie der Regenbogen der Wünsche. Auf weltweiten Reisen macht Boal sein Theaterkonzept bekannt und kehrt 1986 wieder nach Brasilien zurück. 1991 tritt Augusto Boal für die Arbeiterpartei PT als Kandidat an, ist bis 1996 als Mitglied der Stadtregierung von Rio de Janeiro für den Kunst- und Kulturbereich zuständig und erprobt in diesen Jahren mit seinem Legislativen Theater auch und vor allem Möglichkeiten für eine direkte Demokratie.

Nach mehr als 30-jähriger Praxis von Boals Theater der Unterdrückten gilt dessen Erfinder mittlerweile als einer der international bedeutendsten Theaterpädagogen, dessen Statuen-, Forum- und Unsichtbares Theater, sein Regenbogen der Wünsche, der Polizist im Kopf oder das bereits erwähnte Legislative Theater wichtige Anregungen für die aktuelle theaterpädagogische Praxis darstellen. In weltweit über 70 Ländern wird sein Konzept praktiziert und hat auch und vor allem Eingang in die politische Bildungsarbeit gefunden.

In Anerkennung seines Wirkens wird Augusto Boal 1994 mit der Pablo-Picasso-Medaille der UNESCO ausgezeichnet, die sein Theater der Unterdrückten auch als Method of social change anerkennt. 1996 erhält er – gemeinsam mit Paulo Freire – die Ehrendoktorwürde der Universität Nebraska/ USA.

Links (deutsch):

http://www.paulofreirezentrum.at/index.php?Art_ID=174

http://www.theaterderunterdrueckten.de

http://www.forumservice.de/board/viewtopic.php?benutzer=fritz&id=5

http://www.lateinamerika-studien.at/content/geschichtepolitik/brasilien/brasilien-93.html

http://lexikon.freenet.de/Politisches_Theater

http://www.rwl.info/infos/examen/pdf/Henry_Thorau.doc

http://www.geocities.com/vdsz/zwischenbericht.html

http://home.arcor.de/letsch/cto-asa.htm

http://www.ibidem-verlag.de/tdu.html

http://www.domino-x.de/domino.htm

http://home.arcor.de/letsch/cto-rio.htm