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Bonhoeffer, Dietrich

H.A.M. 0

Dietrich Bonhoeffer
Theologe


Geb. 4.2.1906 in Breslau
Gest. 9.4.1945 im KZ Flossenbürg


„Von guten Mächten treu und still umgeben,
behütet und getröstet wunderbar,
so will ich diese Tage mit euch leben
und mit euch gehen in ein neues Jahr.

Noch will das alte unsre Herzen quälen,
noch drückt uns böser Tage schwere Last,
ach, Herr, gib unsern aufgescheuchten Seelen
das Heil, für das Du uns bereitet hast.

Und reichst Du uns den schweren Kelch, den bittern
des Leids, gefüllt bis an den höchsten Rand,
so nehmen wir ihn dankbar ohne Zittern
aus Deiner guten und geliebten Hand.

Doch willst Du uns noch einmal Freude schenken
an dieser Welt und ihrer Sonne Glanz,
dann wolln wir des Vergangenen gedenken,
und dann gehört Dir unser Leben ganz.

Laß warm und hell die Kerzen heute flammen,
die Du in unsre Dunkelheit gebracht,
führ, wenn es sein kann, wieder uns zusammen.
Wir wissen es, Dein Licht scheint in der Nacht.

Von guten Mächten wunderbar geborgen,
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist mit uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiß an jedem neuen Tag. „

(Dietrich Bonhoeffer in einem Brief vom 28.12.1944 )


Dietrich Boenhoeffer ist das sechste von acht Kindern des renommierten Professors für Psychiatrie und Neurologie, Karl Bonhoeffer, und dessen Ehefrau Paula. 1912 zieht die Familie nach Berlin um. Der erst 17jährige besteht am Berliner Grunewald-Gymnasium, wo auch sein Bruder Klaus Bonhoeffer die Prüfung ablegt und das sein späterer Schwager Hans von Dohnanyi besucht hat, das Abitur.

Ab 1923 studiert Bonhoeffer Evangelische Theologie in Tübingen, Rom und Berlin und promoviert 1927 in Berlin über das Thema Sanctorum communio. Eine Untersuchung zur Soziologie der Kirche. Im Januar des darauffolgenden Jahres legt er das Erste theologische Examen ab und tritt eine Vikariatsstelle in Barcelona an.

1929/30 ist Bonhoeffer Assistent an der Berliner Theologischen Fakultät. Es folgen 1930 das Zweite theologische Examen und Habilitation, gefolgt von einem Studienaufenthalt am Union Theological Seminary in New York. Nicht zuletzt hier wird der junge Theologe mit den Folgen der Weltwirtschaftskrise ihren Auswirkungen auf die Lebenssituation der farbigen Minderheit konfrontiert, nicht zuletzt im Rahmen seiner praktischen Pastoralarbeit, die er in den Kirchengemeinden Harlems leistet.

Zurückgekehrt nach Deutschland lehrt Bonhoeffer von 1931 bis 1933 als Privatdozent an der Berliner Universität und wirkt als Studentenpfarrer an der Technischen Hochschule. Es kommt zur Bekanntschaft mit Karl Barth.


Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten hält Dietrich Bonhoeffer am 1. Februar 1933 einen Radiovortrag zum Thema „Wandlungen des Führerbegriffes“, der noch während der Übertragung aufgrund seines kritischen Inhaltes unterbrochen wird. Im April veröffentlicht Bonhoeffer den Aufsatz „Die Kirche vor der Judenfrage“ und bezieht darin als einer der Ersten entschieden gegen den Antisemitismus der Nationalsozialisten Position. Kurz nach Adolf Hitlers Ernennung zum Reichskanzler reist er nach Großbritannien und übernimmt dort die Betreuung der deutschen evangelischen Gemeinde in London-Sydenham.

1934 nimmt Bonhoeffer als Leiter der deutschen Jugenddelegation an der ökumenischen Tagung im dänischen Fanö teil und warnt in seiner Friedensrede vor der drohenden Kriegsgefahr. Nachdem sich die Bekennende Kirche – u. a. auf Initiative von Martin Niemöller und Karl Barth – gebildet hat, um ein christliches Kirchenregiment insbesondere in den gleichgeschalteten Landeskirchen (und hier besonders die Kirchen von Thüringen, Schleswig-Holstein, Lübeck, Sachsen sowie die Kirchenprovinzen in (Alt-)Preußen, wo nach Synodalwahlen den Deutschen Christen angehörende Bischöfe und Juristen die Macht übernommen haben) wiederherzustellen, kehrt Bonhoeffer am 15. April 1935 nach Deutschland zurück und übernimmt die Ausbildung angehender Pastoren im Predigerseminar Zingst und Finkenwalde (bei Stettin).


Im August 1936 entzieht man Dietrich Bonhoeffer die Hochschul-Lehrerlaubnis. Auf Erlaß Heinrich Himmlers wird 1937 das Finkenwalder Predigerseminar geschlossen, die Arbeit jedoch von Bonhoeffer im Untergrund fortgesetzt. 1938 ergaben sich erste Kontakte zu Widerstandskreisen um Wilhelm Canaris, Hans Oster, Karl Sack und Ludwig Beck. Bonhoeffer engagiert sich in der Ökumenischen Bewegung, auch und vor allem mit dem Bestreben, die christlichen Kirchen weltweit zum Einsatz gegen die laufenden Kriegsvorbereitungen zu bewegen. Am 10. März 1939 folgt er einer Einladung zu Gesprächen u. a. mit George Bell in London und besucht Anfang Juni erneut die Vereinigten Staaten. Das Angebot zur Übernahme eines Lehrstuhls in Harlem schlägt Bonhoeffer allerdings aus, da er seine Rolle im heraufziehenden Krieg im Widerstand in der Heimat sieht und kehrt Ende Juli 1939 zurück nach Berlin.


Das von ihm illegal geleitete Predigerseminar wird von den Nationalsozialisten 1940 zum zweiten Mal geschlossen. Dietrich Bonhoeffer, der mittlerweile auch – über seinen Schwager Hans von Dohnanyi – Kontakt zur Spionageabwehr unterhält, erhält Rede- und Schreibverbot.

1942 tritt er als Vertreter der deutschen Opposition George Bell, den Bischof von Chichester, mit dem er Friedenspläne nach einer Ausschaltung Hitlers erörtert.


Bonhoeffer-Denkmal auf dem Platz vor der Elisabeth-Kirche in seiner Geburtsstadt Breslau, heute Wroclaw/ Polen. Wenige Monate nach seiner Verlobung mit Maria von Wedemeyer wird Dietrich Bonhoeffer am 5. April 1943 unter der Beschuldigung der Wehrkraftzersetzung von der Gestapo verhaftet und – nach Stationen im Militärgefängnis Berlin-Tegel, und im Berliner Gestapogefängnis in der Prinz-Albrecht-Strasse – ins KZ Buchenwald deportiert.

Erst nach dem gescheiterten Attentat vom 20. Juli 1944 kann ihm die Gestapo seine Widerstandstätigkeit nachweisen. Am 8. April 1945 kommt Bonhoeffer ins Konzentrationslager Flossenbürg, wo er einen Tag darauf – kurz vor Befreiung des Lagers durch die amerikanischen Truppen – zusammen mit dem ehemaligen Abwehrchef Wilhelm Canaris und General Oster von einem SS-Standgericht zum Tode verurteilt und noch am selben Tag durch den Strang hingerichtet wird.


Klaus Goebel:

Dietrich Bonhoeffer und Jochen Klepper
Parallele Biographien. Widerstand und Untergang im Nationalsozialismus.

„Dietrich Bonhoeffer und Jochen Klepper haben sich nicht gekannt, aber voneinander Kenntnis genommen. Davon berichtet der Pädagoge Oskar Hammelsbeck, mein akademischer Lehrer. Am 11.Dezember 1942 erfährt Hammelsbeck auf dem überfüllten Bahnhof in Halle im Vorübergehen von Bonhoeffer, Klepper sei „in der Nacht zuvor mit Frau und Stieftochter freiwillig aus dem Leben geschieden.“ Die Nachricht verbreitet sich offensichtlich in Windeseile, obwohl über Kleppers Tod strenges Stillschweigen verhängt worden ist. Hammelsbeck hatte sich mit Bonhoeffer und Klepper bereits verabredet, um sie miteinander bekannt zu machen.

Was hätten sich Bonhoeffer und Klepper zu sagen gehabt? Hätten sie über die Bekennende Kirche angesichts des Krieges gesprochen? Über Hanni und Renate Klepper, deren Deportation bevorstand? Über die jüdischen Mitbürger insgesamt, deren Auslöschung sie mit ansehen mußten? Hätte Bonhoeffer seinem Gesprächspartner Klepper von seinen Aktivitäten berichtet, die Diktatur Hitlers zu stürzen, er, der bereits im April 1933 gefragt hatte, „ob nicht unmittelbares politisches Handeln der Kirche“ erforderlich sei, wenn z.B., wie die Judenchristen, „eine Gruppe von Menschen rechtlos wird,“ also „nicht nur die Opfer unter dem Rad zu verbinden, sondern dem Rad selbst in die Speichen zu fallen.“

Zwei Lebenswege sind zu betrachten, die in der nationalsozialistischen Verfolgung enden. Der eine führt von Schlesien in die Welt und nach Deutschland zurück. Der andere bleibt Schlesien stärker verhaftet und vollendet sich in Berlin. Beide, der Theologe und der Journalist, erweisen sich als begabte Schriftsteller und Lyriker von Rang.“

Zum Weiterlesen klicken Sie bitte hier (PDF_Dokument)…

Quelle: Zweiseelenstadt – Ein Else-lasker-Schüler-Almanach, Herausgegeben von Hajo Jahn/ Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft sowie dem Willi-Brandt-Zentrum für Deutschland- und Europastudien an der Universität Wroclaw, Peter-Hammer-Verlag, Wuppertal 2004, S. 91 – 111.


Literatur:

Ferdinand Schlingensiepen: Dietrich Bonhoeffer 1906-1945. Eine Biografie, C. H. Beck Verlag, München 2005, ISBN 3406534252

Eberhard Bethge: Dietrich Bonhoeffer. Theologe – Christ – Zeitgenosse. Eine Biographie, ISBN 3-579-02272-5

ders., Renate Bethge, Christian Gremmels:Dietrich Bonhoeffer. Bilder aus seinem Leben, ISBN 3-579-02273-3

ders.: Dietrich Bonhoeffer in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, ISBN 3-499-50236-4

ders.: Dietrich Bonhoeffer: Eine Skizze seines Lebens. Gütersloh Verlaghaus 2004. ISBN 3579071009

Christian Gremmels, Hans Pfeifer:Theologie und Biographie. Zum Beispiel Dietrich Bonhoeffer, Chr. Kaiser: München 1983, ISBN 3-459-01478-4

Georg Huntemann: Der andere Bonhoeffer. Die Herausforderung des Modernismus, 1989, ISBN 3-41-712570-7

Carl-Jürgen Kaltenborn: Dietrich Bonhoeffer, Union Verlag: Berlin 1985, 4. Aufl.

Wilhelm Landgrebe: Dietrich Bonhoeffer. Wagnis der Nachfolge, Brunnen Verlag: Giessen/Basel 1986, 6. Aufl., ISBN 3-7655-3129-4

Sabine Leibholz-Bonhoeffer: vergangen – erlebt – überwunden. Schicksale der Familie Bonhoeffer, Gütersloher Verlagshaus: Gütersloh 1983, ISBN 3-579-03961-X

Arno Pagel: Ein Sommer mit Dietrich Bonhoeffer und andere Begegnungen, Johannis: Lahr 1994, ISBN 3-501-01211-X

Günter Spendel: Justiz und NS-Verbrechen. Die „Standgerichtsverfahren“ gegen Admiral Canaris u.a. in der Nachkriegsrechtsprechung in: Derselbe, Rechtsbeugung durch Rechtsprechung, 1983 ISBN 3-11-009940-3 S.89-115


Links (deutsch):

http://www.bonhoeffer-berlin.de

http://www.ekir.de/esz/ibg

http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/BonhoefferDietrich

http://de.wikipedia.org/wiki/Dietrich_Bonhoeffer

http://www.heiligenlexikon.de/index.htm?BiographienD/Dietrich_Bonhoeffer.htm

http://www.shoa.de/p_dietrich_bonhoeffer.html

http://www.gedenkstaette-flossenbuerg.de

http://www.merkur.de/aktuell/php/printandsend.php3?action=print&file=../cw/ki_045201.html

http://www.theologie-examen.de/exzerpte/ethik/bonhoefferethik.htm

http://frode.home.cern.ch/frode/crypto/Rabenau/Prof.htm


International:

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