Hilde Domin (eigtl. Palm)
Schriftstellerin
Geb. 27.7.1909 in Köln
Gest. 22.2. 2006 in Heidelberg
Ihre Vollkommenheit im Einfachen wird gerühmt. Von der Jugend wird sie mit Kultstatus verehrt: Hilde Domin, eine der bedeutendsten zeitgenössischen deutschen Lyriker-innen. Erst mit über Vierzig kommt die Staatsrechtlerin jüdischer Herkunft, die sich später nach ihrem langjäh-rigen Exilland umbenennt, zur Poesie. Eine „unermüdliche, kühne Zwischenruferin“ hat Manès Sperber sie einmal genannt.
Nach Heidelberg zieht es die gebürtige Kölnerin bereits zu Beginn der 30er-Jahre zum Studium der Philosophie, Rechts- und Politikwissenschaft. Noch vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten geht Hilde Domin 1932 mit ihrem Lebens-gefährten, dem Kunsthistoriker Erwin Walter Palm, nach Italien und promoviert 1935 in Florenz über die Staatstheorie in der Renaissance. Nach ihrer Heirat im Jahre 1936 arbeitet sie als Sprachlehrerin in England und emigriert 1940 mit ihrem Ehemann in die Dominikanische Republik, wo Erwin Walter Palm eine Professur erhält. In den Folgejahren ist Hilde Domin als Mitarbeiterin ihres Mannes, Übersetzerin und Archi-tekturfotografin tätig und von 1948 an als Dozentin für Deutsch an der Universität Santo Domingo.
Erst 1951 wendet sie sich – nach dem Tode ihrer Mutter – der Lyrik zu und kehrt, nach 22 Jahren im Exil, 1954 in ihre Geburtsheimat Deutschland zurück, wo sie seit 1961 in Heidelberg lebt und arbeitet. Ende der 80er Jahre wird Hilde Domin als Poetik- Dozentin an die Universitäten Frankfurt und Mainz berufen.
„Nur oder vor allem der Sprache wegen ist sie also nach Deutschland zurückgekommen. Bei keinem Emigranten habe ich gefunden, was Hilde Domin geschrieben hat: „Ich stand auf und ging heim ins Wort.“ Und: „Die Rückkehr aus dem Exil ist vielleicht noch aufregender als das Verstoßenwerden.“ Hilde Domin ist nicht bei Nacht und Nebel aus Deutschland geflohen, sondern schon vor dem entscheidenden Jahr weggegangen, 1932. Sie ist dankbar, daß sie zurückkehren und wieder zuhause sein durfte. Es gibt ein sonderbares Beispiel dafür. „Wenn ich mich an einen Grabstein anlehnen kann, dann kann ich bleiben.“ Schon zweifeln wir an der Formulierung, den Grabstein als Zeichen der Heimat zu begreifen. Sie kommentiert ? und erklärt zugleich, daß und warum der Satz zweifelhaft sei: „Eine paradoxe Idee den Friedhof zum Kriterium der Heimat zu machen.“ Auch hier gilt. einmal Emigrant, immer Emigrant. Hilde Domin beschreibt das in einem ihrer berühmtesten und vielzitierten Gedichte: „Gewöhn dich nicht. / Du darfst dich nicht gewöhnen. / Eine Rose ist eine Rose. / Aber ein Heim / ist kein Heim“. Und sie schreibt in der Emigration in der Dominikanischen Republik: „Ich befreite mich durch Sprache. […] Veröffentlichen war damals keine Frage. Schreiben war Rettung.“ Was schrieb Hilde Domin im Exil, wo sie zu dichten anfing? „In den finsteren Zeiten / Da wird auch gesungen werden / von den finsteren Zeiten“, heißt es bei Brecht. So wird auch im Exil vom Exil gedichtet. Ihre früheste Poesie, in der Fremde entstanden, ist Widerspruch und Widerstand, Prüfung und Protest, Revision und Rebellion: Wider spruch gegen Verbannung, Widerstand gegen Vertreibung, Rebellion gegen das Exil und gegen den Lauf der Welt. Und das gilt nicht nur für die Emigration. Ihre Dichtung bleibt immer Widerspruch und Widerstand, Revision und Rebellion, aber in Deutschland nicht mehr gegen das Exil, sondern gegen Hartherzigkeit und Gleichgültigkeit, gegen den Opportunismus und den Konformismus. Sie läßt sich nicht beirren. Sie hat die Kraft zum Optimismus. Zustimmend zitiert sie die überraschenden Worte des in der Emigration gestorbenen Schick salsgenossen Manès Sperber: „Der fünfte Akt findet nicht statt. Das Stück beginnt von neuem.“
(Marcel Reich-Ranicki in seiner Laudatio anlässlich der Verleihung des Literaturpreises der Konrad-Adenauer-Stiftung 1995 in Weimar)
Zahlreiche Literaturpreise, darunter:
1992 Friedrich-Hölderlin-Preis
Heidelberger Preis für Exilliteratur, Carl-Zuckmayer-Medaille und
1999: Jakob-Wassermann-Literaturpreis und Staatspreis des Landes Nordrhein-Westfalen
Links (deutsch):
http://www.ub.uni-heidelberg.de/allg/benutzung/bereiche/leben/domin.html
http://www.kas.de/stiftung/preise/literaturpreis/587_webseite.html
http://www.portofrei.de/lesungen/kritiken/domin.htm
http://www.freitag.de/1999/51/99511603.htm
http://www.kas.de/db_files/dokumente/die_politische_meinung/7_dokument_dok_pdf_421.pdf
http://www.ila-web.de/lebenswege/schicksaldomin.htm
http://www.wdr.de/themen/kultur/literatur/domin_hilde/index.jhtml?rubrikenstyle=kultur
http://www.fischerverlage.de/sixcms/media.php/117/Domin.141164.pdf
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