George Dreyfus
Fagottist und Komponist
Geb. 22.7.1928 in Elberfeld (heute Wuppertal)
George Dreyfus emigriert 1939 – zusammen mit seinem Bruder – vor drohender Deportation und Vernichtung durch das NS-Regime mit einem Kindertransport von Berlin nach Australien. Der Zeit im Melbourner Waisenhaus Larino widmet Dreyfus Jahre später seine Komposition Larino-Safe Haven für Solo-Flöte und Streicher.
„Larino – sicherer Hafen. Larino war ja der Name des Kinderheimes – ’save haven – sicherer Hafen’… Nach 50 Jahren, nach Ankommen dieser Kinder in Australien, haben wir uns eine Party gegeben, alle zusammen – eine ‚re-union‘, sind auch Leute gekommen von Israel, die aus dem Krieg nach Israel, paar sind auch nach Amerika gegangen, sind alle zurück gekommen…. un da hat einer gesagt: George, schreib doch mal ein Stück…!“
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© Ulrike Müller
Dreyfus‘ kompositorisches Schaffen wird erstmals 1955 durch ein westdeutsches Stipendium gewürdigt, gefolgt von Auszeichnungen der UNESCO (1966), der Myer Foundation (1975), Prix de Rome (1976), Australia Council (1991) und anderen. Seine frühe Kammermusik ist im neo-klassischen Stil komponiert und atmet den Geist der deutschen Gebrauchsmusik (z.B. Holzbläsertrio, 1956 und Galgenlieder, 1957). Im Folgenden wendet sich George Dreyfus der zeitgenössischen Musik zu: Music in the Air (1961), From Within Looking Out (1962) u.a. Bedeutende Werke aus dieser Zeit sind die Oper Garni Sands (1965-66) und zwei Symphonien (1967/1976). Ein Markstein ist das Sextett für Didjeridoo und Bläserquintett (1971), in dem er das Instrument der Aborigines in die westliche Musik integriert. Neben Filmmusiken und Vokalwerken hat Dreyfus auch zahlreiche Bühnenwerke komponiert, darunter die am Stadttheater Bielefeld uraufgeführte Oper Die Marx Sisters (1994-95).
George Dreyfus gilt als einer der erfolgreichsten zeitgenössischen Komponisten Australiens.
Für eine kurze Hörprobe (MP3-Format) aus: George Dreyfus „Odyssee for a lonesome bassoon“ – CD Sonderkonzert – Europe meets Australia, Ulrich Klan – Tom Lewis- George Dreyfus, Live-Mitschnitt vom 28.11.1999 in der Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal [TUM 1991128]“, klicken Sie bitte hier.
George Dreyfus – ‘Mr. New Music’ in Australien
Wie ein kleiner deutscher Junge aus Wuppertal, als Jude von den Nationalsozialisten vertrieben, in einem Kindertransport von Berlin nach Melbourne dem Holocaust entkommt , am ‚anderen Ende der Welt‘ einer der bekanntesten Komponisten des Landes wird und schließlich zwei Opern für Deutschland schreibt.
Von Manfred Brusten (Wuppertal, 1998)
„Zeit und Ort des Interviews waren gut gewählt: ein Wochenende im australischen Spätsommer auf einer alten Farm in Gippsland, in North-Mirboo, rund 150 Meilen östlich von Melbourne. Musikfreunde hatten George Dreyfus für eine ‘country-tour’ engagiert. Entspannt und doch – wie immer – voller Energie, saß er in einem leichten Sessel auf der Veranda des betagten Bauernhauses, das seine Freunde gerade renoviert hatten, und harrte geduldig der Dinge, die sich ankündigten. Der warme und doch heftige Wind, der vom Meer über die grünen Hügel des Landes strich, rauschte durch die niedrigen Bäume und Büsche. Trotz der stechend hellen Morgensonne schien die Stimmung eher bedrohlich; wie vor einem Gewitter oder – für Filmkenner – wie in den ersten Szenen von ‚Blow up’…“
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Mutterland und Vaterland
George Dreyfus und seine Vokalkomposition ELSE
Von Albrecht Dümling
„Im Jahre 1955, zehn Jahre nach Kriegsende, besuchte George Dreyfus zum ersten Mal wieder seine Heimatstadt Wuppertal, an die er sich kaum noch erinnern konnte. Aber seine Mutter hatte ihm einige Adressen mitgegeben, so dass er alte Kontakte erneuerte. Dreyfus war nun 27 Jahre alt und erkundigte sich nach den Stätten seiner Kindheit. So besuchte er das Haus in der Platzhoffstrasse 17, am Rande des Briller Viertels, wo er aufgewachsen war. Er erfuhr vom Tod seiner Großmutter Paula, die 1942 vor dem angekündigten Abtransport Gift genommen hatte. Obwohl George Dreyfus somit erleben musste, wie sehr die Judenverfolgung während der NS-Diktatur auch seine eigene Familie betroffen hatte, suchte er immer wieder den Kontakt zu seiner Heimatstadt und fand dort neue Freunde…“
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Links (deutsch):
http://www.duemling.de/Rez-Australien.htm
http://www.duemling.de/Rez-Gast.htm
http://www.accolade.de/dreyfus.htm
http://www2.uni-wuppertal.de/FB1/brusten/forschung/opfer.html
http://www.taz.de/pt/2004/12/28/a0205.nf/text
International:
http://zfa.kgw.tu-berlin.de/Musiker-Exil.htm
http://www.move.com.au/artist.cfm/129
http://nla.gov.au/nla.ms-ms2254
http://www.divine-art.com/md3098info.htm
http://www.move.com.au/disc.cfm/3190
http://home.vicnet.net.au/~aaf/ting3.htm
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