Alfred Flatow
Turner
Geb.3. 10.1869 in Danzig
Gest. 28. 12. 1942 im KZ Theresienstadt
Flatow schließt sich 1887 in Berlin der Turnerschaft Korporation 1863 an und beginnt seine sportliche Laufbahn als Wett-Turner. 1890 wird er jüngster deutscher Turnlehrer und in den Folgejahren zu einem der besten deutschen Turner überhaupt. Mit der deutschen Turnerriege, darunter auch sein Cousin Gustav Felix Flatow, erringt er bei den Olympischen Spielen in Athen 1896 Gold im Mannschaftsturnen am Barren und am Reck, dazu im Einzelturnen Gold am Barren und Silber am Reck. Seinen Lebensunterhalt verdient sich der Alfred Flatow mit einem kleinen Fahrradladen in Berlin, arbeitet nebenher als Journalist und Sportfunktionär und gehört 1903 zu den Gründungsmitgliedern der Jüdischen Turnerschaft, dem ersten jüdischen Sportverband in Europa.
Im Oktober 1933 tritt der jüdische Sportler unter zunehmendem antisemitischem Druck durch die Nazis aus der Turnerschaft Korporation aus. In den darauffolgenden Jahren lebt er zurückgezogen in der Landshuter Straße in Berlin-Schöneberg und übersiedelt später nach Kreuzberg. Der Olympiasieger der ersten Olympischen Spiele der Neuzeit, der 1936 noch Ehrengast der von den Nationalsozialisten ausgerichteten Olympischen Spiele ist, wird im Oktober 1942 mit dem Transport I/71-8230 ins KZ Theresienstadt deportiert, wo der völlig Entkräftete im Alter von 73 Jahren kurz darauf an Hunger stirbt.
Erst sehr viel später wird man von offizieller Seite an die ermordeten Sportler Alfred und Gustav Flatow erinnern: seit 1986 verleiht der Deutsche Turner Bund (DTB) die Flatow-Medaille im Gedenken an die während der Naziherrschaft verfolgten und umgekommenen Juden in der Deutschen Turnerschaft. Und 55 Jahre nach dem Tod von Alfred und Gustav Flatow, am 21. Februar 1997, wird in Berlin-Charlottenburg eine Straße nach den beiden jüdischen Turnern benannt. Bereits seit den 80er Jahren hat man über eine Umbenennung der von den Nazis 1936 so genannten Reichssportfeldstrasse (von 1914-1936: Rennbahnstrasse) diskutiert. Nach Anordnung der Umbenennung 1995 kommt es allerdings zu Anwohnerprotesten und Klagen, so dass es schließlich noch einmal 21 Monate dauert, bis die Straße tatsächlich den Namern der beiden von den Nationalsozialisten umgebrachten Sportler tragen kann.
Literatur:
Hajo Bernett: Alfred Flatow. Vom Olympiasieger zum „Reichsfeind“, in: Sozial- und Zeitgeschichte des Sports, Köln, 1 (1987), 2, S. 94-102
Links (deutsch):
http://de.wikipedia.org/wiki/Alfred_Flatow
http://www.s-port.de/david/ns/hist_03.html
http://www.ghwk.de/sonderausstellung/sport/sport2.htm
http://www.aeiou.at/aeiou.encyclop.j/j735576.htm
http://www.luise-berlin.de/strassen/Bez07a/F202.htm
http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/1997/0221/lokales/0201
http://www.stern.de/sport-motor/sportwelt/527241.html?eid=528647&s=1&nv=ex_rt
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