Walter Fabian (Pseud.: Kurt Sachs)
Journalist und Publizist
Geb. 24.8.1902 in Berlin
Gest. 15.2.1993 in Köln
„Auch ich träume manchmal davon, dass es Deutschlands Bestimmung sein möge, den Abgrund zwischen Ost und West zu überbrücken, indem es die sozialistische Wirtschaftsbasis des Ostens mit der politischen Demokratie des Westens verbindet.“
(Walter Fabian in einem Gespräch mit dem Historiker Jörg Wollenberg am 15.10.1985)
Walter Fabian studiert nach dem Abitur Pädagogik, Geschichte und Nationalökonomie in Berlin, Freiburg und Gießen und schließt seine Hochschulausbildung 1924 mit der Promotion ab. Im selben Jahr noch schließt er sich der SPD an. Nach einer Lektorentätigkeit in Leipzig wird Fabian 1925 Redakteur an der Chemnitzer Volksstimme. Als Mitglied des SPD-Bezirksvorstandes baut er 1928 einen SPD-Pressedienst in Dresden auf und ist daneben seit Ende 1928 Herausgeber der linksoppositionellen Zeitschrift Sozialistische Information. 1931 gehört er zu den Mitbegründern der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAP), wird zum Vorsitzenden des Bezirks Ostsachsen gewählt, ist Mitglied des Parteivorstandes und Chefredakteur der Sozialistischen Arbeiterzeitung (SAZ).
Im August 1933 entgeht Walter Fabian als einziger der Verhaftung der SAP-Inlandsleitung und führt bis zu seiner Flucht im Januar 1935 die Partei im Reich. Von 1935 bis 1937 ist er Mitglied der SAP-Auslandsleitung in Paris (Pseudonym: Kurt Sachs). Nach seinem Parteiausschluß 1937 gründet und leitet er die Gruppe Neuer Weg. Es gelingt ihm, in die Schweiz zu fliehen.
Nach 1945 schrieibt Walter Fabian wieder für deutsche Zeitungen, vor allem für die von Freunden aus der Zeit des Exils und des Widerstands herausgegebenen, als erste Lizenzpressen von den Alliierten ins Leben gerufene Blätter wie die Frankfurter Rundschau, den Weser-Kurier und die Nürnberger Nachrichten. Nachdem er mehrfach Angebote von Rundfunkanstalten und Tagezeitungen abgelehnt, aber einen erhofften Ruf an eine deutschen Universität nicht erhalten hat, übernimmt Fabian auf Wunsch seines politischen Freundes Otto Brenner 1957 die Position des Chefredakteurs der Gewerkschaftlichen Monatshefte, die er in der Folgezeit zum wichtigsten Diskussionsorgan des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) ausbaut. Fortschrittliche Kräfte innerhalb der Gewerkschaften erhalten hier den Diskussionsspielraum, der ihnen – auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges – in anderen Medien öffentlicher Meinungsbildung kaum noch offen steht.
Walter Fabian beteiligt sich in den 50er Jahren an den Auseinandersetzungen um die Remilitarisierung und an der Kampagne Kampf dem Atomtod ebenso wie an den Kämpfen gegen die Notstandsgesetze in den Sechzigern und den sogenannten Nachrüstungsbeschluss 1982, der die Stationierung atomarer Erstschlagwaffen in der Bundesrepublik vorsieht. In seinem Engagement für Frieden und Menschenrechte wird Fabian 1971 Vorsitzender der Deutsch-Polnischen Gesellschaft in der Bundesrepublik (ab 1977 als deren Ehrenpräsident) und 1965 Mitbegründer und Vorsitzender der Hilfsaktion Vietnam.
1970 wird der engagierte Gewerkschaftler nach einem erbittert ausgefochtenen Streit mit dem damaligen DGB-Vorsitzenden Heinz-Oskar Vetter aus seinen Ämtern entlassen. Fabian intensiviert seine Tätigkeiten bei Hilfsorganisationen und – entsprechend seinem ursprünglichen Berufswunsch Lehrer – in der Erwachsenenbildung, in Schulen, Universitäten, Hochschulen, Gewerkschaften und Volkshochschulen. Daneben schreibt Walter Fabian weiter für zahlreiche Zeitungen und für die (vor allem in den Funkhäusern geschätzte) Medienkorrespondenz epd/Kirche und Rundfunk.
Erst Anfang der sechziger Jahre hat der Emigrant Walter Fabian seine Wohnung in Zürich aufgegeben und übersiedelt nach Köln. Hier, im achten Stockwerk eines Kölner Hochhauses am Wiener Platz, verbringt er seine letzten Lebensjahrzehnte, zusammen mit seiner Lebensgefährtin und vierten Frau, Anne-Marie Fabian.
In seiner Kölner Wohnung lagern auch Fabians persönliche Aufzeichnungen, die er nicht zu Lebzeiten der von ihm gegründeten Emigrantenbibliothek, der heutigen Sondersammlung Exilliteratur in der Deutschen Bibliothek in Frankfurt am Main, überlassen will. Nach dem Tode von Walter Fabian gelangen die in seiner Aktentasche verstauten Tagebuchnotizen und Adressbücher, einschließlich der Familienaufzeichnungen seiner Mutter Else, in die Hände von Fabians Tochter Annette, die sie in Paris in der von ihr geleiteten Buchhandlung Calligrammes aufbewahrt.
Links (deutsch):
http://www.weltderarbeit.de/lebensbilder1.htm
http://www.weltderarbeit.de/lebensbilder1a.htm
http://www.gmh.dgb.de/main/jahresin/1970/jahres_07-1970.htm
http://www.gmh.dgb.de/main/jahresin/2003/Jahres_0703.html
http://www.gmh.dgb.de/main/jahresin/1967/jahres_04-1967.htm
http://library.fes.de/pdf-files/netzquelle/a84-00264/a84-00264toc.htm
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