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George, Manfred

H.A.M. 0

Manfred (eigentl. Georg) George
Journalist

Geb. 22.10.1893 in Berlin
Gest. 31.12.1965 in New York/ USA


„Wir glauben, die Welt wird klüger sein als die Nazis. Sie weiß, daß Haß niemals die Grundlage für die Zukunft sein kann, die wir alle aufbauen wollen.“

(Manfred George nach Ende des Zweiten Weltkrieges in einem Leitartikel des „Aufbau“/ New York)


Der Kaufmannssohn – der übrigens mit der Dichterin Nelly Sachs verwandt ist – besucht das Friedrichs-Gymnasium in Berlin und studiert anschließend Jura in Berlin, Greifswald und Genf/ Schweiz. Im Oktober 1914 meldet sich der knapp 21Jährige als Kriegsfreiwilliger, wird an der Front schwer verwundet und nimmt ein Jahr darauf seine juristischen Studien wieder auf. Bereits während dieser Studienjahre arbeitet der junge George für die Deutsche Montagszeitung, zu deren Mitarbeiterstamm führende Expressionisten wie Ivan Goll, Walter Hasenclever, Kurt Pinthus, Ernst Toller und Rudolf Leonhard gehören.


1917 promoviert Manfred George zum Dr. jur. und wird noch im selben Jahr Mitarbeiter des Ullstein-Verlages. Er steigt auf der journalistischen Karriereleiter sehr schnell nach oben: vom Lokalredakteur der „Berliner Morgenpost“, bei der Berliner Allgemeinen Zeitung, der BZ am Mittag wird er Chefredakteur der Berliner Abendpost, danach Korrespondent für die Vossische Zeitung und Redaktionsleiter des renommierten Blattes in Breslau. Später arbeitet Manfred George als Ullstein-Korrespondent in Dresden und Leipzig. Nach seiner Trennung von Ullstein im Jahr 1923 ist Manfred George als Theaterkritiker für die Berliner Volkszeitung tätig. Seine vielbeachteten Theaterkritiken erscheinen auch bis im 8-Uhr-Abendblatt, dessen Mitarbeiter er bis 1928 ist. Neben seiner journalistischen widmet sich George in diesen Jahren auch bereits der politischen Arbeit und gehört 1923, gemeinsam mit Carl v. Ossietzkys, Fritz von Unruh und Hans Simons, mit zu den Begründern der „Republikanischen Partei Deutschlands“.


Von 1928 bis 1933 kehrt der Journalist George als Theaterkritiker und Feuilletonchef der Zeitung Tempo zu Ullstein zurück und gibt, gemeinsam mit Ferdinand Bruckner, die Kulturzeitschrift Marsyas heraus. Artikel von Manfred George erscheinen in diesen Jahren ebenfalls in Carl v. Ossietzkys Weltbühne und im Tagebuch. Daneben verfasst er Hörspiele, übersetzt und schreibt eine Revue unter dem Titel Oh, USA, die am Kleinen Theater (1931) über 50 Aufführungen erlebt und verfasst diverse Romane, Novellen und Biografien, u.a.. über Marlene Dietrich und Theodor Herzl, dem Begründer des Zionismus, einer Bewegung, der sich Manfred George bereits seit 1918 eng verbunden fühlt. Der Sozialdemokrat schließt sich der „Liga für Menschenrechte“ und der „Nie-wieder-Krieg“-Bewegung an.


Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 emigriert der überzeugte linksliberale Schriftsteller und Journalist zunächst nach Prag, wo er als Korrespondent für diverse europäische Blätter, z.B. die Basler Nationalzeitung, arbeitet. Darüberhinaus ist George Herausgeber des Emigrantenblattes Prager Montagsblatt und berichtet aus Spanien vom Bürgerkrieg. Nach dem Münchner Abkommen im Herbst 1938 flieht Manfred George über Ungarn, Jugoslawien, Italien, die Schweiz und Frankreich in die USA, wo er in New York bei dem von jüdischen Einwanderern gegründeten Aufbau eine neue Wirkungsstätte findet. Unter Georges Leitung wird aus der seit 1934 existierenden Monatszeitung ein Wochenblatt und die Auflage kann von vormals achttausend auf fünfzehntausend pro Ausgabe bis Anfang der vierziger Jahre gesteigert werden. Nach dem Kriegseintritt Amerikas gegen Hitler-Deutschland steigt sie auf 50 Tausend Exemplare pro Ausgabe an; ein Trend, der bis in die späten sechziger Jahre anhält.


„Wenn etwas dem amerikanischen Filmpublikum heilig ist, so sind es seine Westerner, d.h. jene Filme, die die grosse historische Zeit der Erorberung dieses Landes, das Pioniertum der Vorfahren und die Anfänge der Städte und der Gesellschaft behandeln…Nach dem grossen Erfolg von Jesse James, einer Art Michael Kohlhaas aus Colorado, entschloss sich Fox, die Geschichte weiterzudrehen und den Bruder des berühmten Outlaw noch einmal in Aktion treten zu lassen. Frank kehrt zurück, um den Verrat an dem Gefährten seiner Abenteuer zu rächen. Dies zu zeigen, beauftragte man Fritz Lang. Die Fachpresse tobte: Was…ein Europäer…ein Mann, der so psychologisch durchgearbeitete Filme wie einst M und dann hier Fury und You and me gedreht hatte, sollte die Atmosphäre des alten Westens zu begreifen imstande sein?
Nun, Fritz Lang hat sich in geradezu phantastischer Weise eingefühlt.“

Quelle: Fritz Lang im Wilden Westen. „The Return of Frank James“, Aufbau v. 30.8.1940, hier in: Helmut G. Asper: „Etwas Besseres als den Tod…“ Filmexil in Hollywood. Porträts, Filme, Dokumente. Schüren Verlag Marburg 2002, ISBN 3-89472-362-9, S. 631


Als Chefredakteur baut Manfred George den Aufbau zum wichtigsten Organ der deutschsprechenden jüdischen und politischen Emigranten aus und leitet das Blatt bis zu seinem Tod. AutorInnen für den Aufbau- dessen journalistische Sonderstellung Georges ebenfalls emigrierter Journalisten-Kollege Hans Habe einmal mit dem Begriff „Unser aller Tagebuch“ umschrieben hat – sind in den 30er und 40er Jahren so namhafte Nazi-Gegner und Emigranten wie Oskar Maria Graf, Bruno Frank, Kurt Kersten und Fritz von Unruh. 1945 wird Manfred George amerikanischer Staatsbürger und arbeitet, neben seiner Tätigkeit beim „Aufbau“, weiterhin als Korrespondent für europäische Zeitungen.

Der engagierte Journalist stirbt am 31. Dezember 1965 in New York im Alter von 72 Jahren.


Links (deutsch):

http://www.dla-marbach.de/kallias/hyperkuss/


International:

http://library.albany.edu/speccoll/findaids/ger038.htm

http://www.dla-marbach.de/kallias/hyperkuss/g-reg.html

 

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