Gombrowicz, Witold

Witold Gombrowicz
Schriftsteller und Theaterautor

Geb. 4.08.1904 in Maloszyci/ Opatow, Polen (damals zu Rußland gehörend)
Gest. 24. 07. 1969 in Vence/ Frankreich

„Ich bin ein Humorist, Narr, Seiltänzer, Provokateur, meine Werke stehen Kopf, um zu gefallen, ich bin ein Zirkus, Lyrismus, Poesie, Entsetzen, Kampf, Spiel…“

(Witold Gombrowicz)

„In gewissem Sinne war Gombrowicz mehr als ein Schriftsteller: Mit seinen Büchern hat er auf die Gestalt des Polentums eingewirkt – zu wenig zwar, wovon sich jeder Beobachter des politischen Lebens in Polen überzeugen kann. Und ihm geschah etwas Sonderbares, er gehörte nämlich – oder vielmehr, er lief Gefahr, der Familie avantgardistischer Prosaisten und Dramatiker anzugehören, die hoch gelobt und geschätzt, aber von fast niemandem gelesen werden ausser von gewissenhaften Kritikern oder einer Handvoll Fans.“

(Der polnische Schriftsteller Adam Zagajewski in der NZZ vom 31. Juli 2004)

Aufgewachsen in einem adligen – später veramten – Elternhaus, unternimmt Witold Gombrowicz bereits als Kind mit seiner Mutter jährliche Reisen nach Deutschland und Österreich. 1923 immatrikuliert er sich an der Warschauer Rechtsfakultät und kann in dieser Zeit erste literarische Erfolge verbuchen. Das intellektuelle Klima Warschaus prägen Gombrowicz‘ Vorliebe für Polemik und Provokation. 1935 wird in der Zeitschrift „Skamander“ sein erstes Stück: „Yvonne, die Burgunderprinzessin“ abgedruckt (Uraufführung 1957 in Krakau)

Von einer Argentinienreise im Kriegsjahr 1939 kehrt Gombrowicz nicht mehr nach Polen zurück. In den darauf folgenden 24 Jahren seines südamerikanischen Exils arbeitet er u.a. als Bankangestellter in Buenos Aires und setzt sich als Schriftsteller mit seinen beiden Romanen „Transatlantik“ und „Pornographie“ auch und vor allem mit dem Polentum auseinander.

Unterstützt durch junge argentinische Literaten – die die Werke des polnischen Existentialisten Gombrowicz ins Spanische übertragen -, und in Zusammenarbeit mit der wichtigsten polnischen Exilzeitschreift „Kultura“ wird Witold Gombrowicz allmählich in Europa bekannt. Im Alter von 59 Jahren kommt er als Stipendiat der Ford-Stiftung für ein Jahr nach Westberlin und läßt sich 1964 endgültig im südfranzösischen Vence nieder, von wo er die immer zahlreicher werdenden Inszenierungen seiner Dramen verfolgt.

In der Volksrepublik Polen gehört Gombrowicz zu jenen zahlreichen Autoren, deren Werke nicht ohne weiteres veröffentlicht werden, und seine „Dzienniki“ (dt.: „Tage-bücher“) die von vielen Kritikern und Lesern für sein herausragendstes Werk gehalten werden, sind offiziell für viele Jahre verbannt. Das vollständige, unzensierte Werk des Autors erscheint nach dem Beginn der Dritten Republik in Polen.

Im Sommer 1969 stirbt Witold Gombrowicz im Alter von 64 Jahren an den Folgen einer Asthmaerkrankung in seiner Wahlheimat an der Côte d’Azur.

„Bei dem Versuch, diesen herausragenden Autor zu ehren und auf die Initiativen hinzuweisen, die von vielen Bürgern und örtlichen Verwaltungen veranstaltet werden, was wiederum für eine bleibende Erinnerung an seine Leistungen in den Herzen der polnischen Bevölkerung sorgen wird, ernennt der Sejm hiermit 2004 zum Witold-Gombrowicz-Jahr.“

(Das Polnische Parlament in seiner Resolution vom 25.7.2003)

Werke:

Erzählungen:
„Pamietnik z okresu dojrzewania“ („Memoiren
aus der Epoche des Reifens“, 1933)
Romane:
„Ferdydurke“ (1938)
„Trans-Atlantyk“ (1953)
„Pornografia“ („Verführung“, 1960)
„Kosmos“ („Indizien“, 1965)
Theaterstücke:
„Slub“ („Die Trauung“,1953)
„Bakaka“(„Bacacay“, 1957)
„Iwona Ksiezniczka Burgunda“
(„Yvonne, die Burgunderprinzessin“, 1958)
„Operetka“ („Operette“, 1966)
Andere Schriften:
„Dziennik“ („Tagebuch“, 1953-1956)
„Dziennik“ (s.o.) (1957-1961)
„Dziennik“ (s.o.) (1961-1966)
„Testament, Entretiens avec
Dominique de Roux“ („Eine Art Testament“, 1969)
„Wedrówki po Argentynie („Argentinische Wan-
derungen und andere Schriften“, 1977)