George Grosz
Maler und Grafiker
Geb. 1893 Berlin
Gest. 1959 Berlin/West
Studium an der Kunstakademie in Dresden und der Kunstgewerbeschule in Berlin, Freundschaft und Zusammenarbeit mit Wieland Herzfelde und John Heartfield, zeitweise Dadaist, Kommunist, zahlreiche satirische Mappenwerke, drei davon Gegenstand von Gerichtsverhandlungen, 1933 Übersiedlung nach New York auf Grund eines Lehrangebots an der Art Students League, entgeht dadurch der persönlichen Verfolgung als satirischer Avantgarde-Künstler, auf der Wanderausstellung Entartete Kunst u.a. in München 1937 mit Werken vertreten, Beschlagnahme seiner Werke in deutschen Museen, ausgebürgert am 9.3.1938 (Liste 34, Nr. 9), 1938 US-amerikanische Staatsbürgerschaft, 1959 endgültige Rückkehr nach Berlin, die Hoffnung auf einen Neuanfang wird durch seinen Tod vereitelt
Arbeiten in Deutschland vor der Emigration
Veristische Malerei und satirische Graphik, ist einer der bedeutendsten Avantgarde-Künstler der Weimarer Republik; bereits vor 1933 als „jüdischer Kulturbolschewist“ diffamiert (obzwar kein Jude und nur für kurze Zeit Mitglied der kommunistischen Partei) und als satirischer Avantgarde-Künstler mit juristischen Mitteln verfolgt.
Im US- amerikanischen Exil
Misserfolg mit der Mappe „Interregnum“, seiner satirischen Auseinandersetzung mit Nazideutschland; weiterhin Realist in seinen Bleistiftzeichnungen und Buchillustrationen, vor allem in der Malerei aber Wendung zum Naturalismus, parallel dazu in der Malerei und Zeichnung grotesk-apokalyptische Visionen (statt satirischem Kommentar zum Zeitgeschehen) sowie erotisch obsessive Aquarelle, mäßig erfolgreich, kann nicht an seine großen Erfolge der 1920er Jahren anknüpfen, zunehmendes Alkoholproblem und Schaffenskrise, kurz vor der Rückkehr nach Deutschland neodadaistische Collagen.
Weitere Kurzbiographien
Aus Berlin emigriert. Werke Berliner Künstler, die nach 1933 Deutschland verlassen mußten. Ausstellungskatalog von Eberhard Roters. Berlinische Galerie. Berlin (West) 1983, S. 54f.; Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933, hg. vom Institut für Zeitgeschichte München und der Research Foundation for Jewish Immigration New York. 2 Bde. und 1 Reg.bd. München, New York, London, Paris 1980 und 1983: Bd. 2, I, S. 423f.; Kurt Flemig: Karikaturisten-Lexikon. München, New Providence, London, Paris 1993, S. 98; Evelyn Gutbrod: Künstlerbiographien. In: Werner Haftmann: Verfemte Kunst. Bildende Künstler der inneren und äußeren Emigration in der Zeit des Nationalsozialismus, hg. von Berthold Roland. Köln 1986, S. 388-410, hier S. 396; Richard Hiepe: Gewissen und Gestaltung. Deutsche Kunst im Widerstand. Frankfurt/Main 1960, S. 55f.; Kunst als Waffe. Die „ASSO“ und die revolutionäre bildende Kunst der 20er Jahre. Ausstellung veranstaltet vom Parteivorstand der DKP zum Dürerjahr 1971. Nürnberg 1971, S. 46; Kunst im Widerstand. Malerei, Graphik, Plastik. 1922-1945, hg. von Erhard Frommhold. Dresden 1968 und Frankfurt/Main 1968, S. 541; Lexikon der Kunst. Architektur, Bildende Kunst, Angewandte Kunst, Industrieformgestaltung, Kunsttheorie. 5 Bde. Westberlin 1983 (Nachdruck der 1968 bis 1978 in der DDR erschienenen Ausgabe): Bd. II, S. 146f.; Neue Deutsche Biographie, Bd. VII, S. 161f.; Verfemt • Vergessen • Wiederentdeckt. Kunst expressiver Gegenständlichkeit aus der Sammlung Gerhard Schneider, hg. von Rolf Jessewitsch und Gerhard Schneider. Ausstellungskatalog Kunstverein Südsauerland, Olpe u.a. Köln 1999, S. 438f.; Vollmer – Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Unter Mitwirkung von Fachgelehrten des In- und Auslandes bearb., redigiert und hg. von Hans Vollmer. 6 Bde. Leipzig 1992 (unveränd. Nachdruck der Originalausgabe Leipzig 1953-62): Bd. 2, S. 146f.; Vom Expressionismus zum Widerstand. Kunst in Deutschland 1909-1936. Die Sammlung Marvin und Janet Fishman, hg. von Reinhold Heller. Ausstellungskatalog Schirn Kunsthalle Frankfurt am Main u.a. München 1991, S. 220f.; Wem gehört die Welt – Kunst und Gesellschaft in der Weimarer Republik. Ausstellungskatalog hg. von der Neuen Gesellschaft für Bildende Kunst. 4. Aufl. Berlin (West) 1977, S. 349; Widerstand statt Anpassung. Deutsche Kunst im Widerstand gegen den Faschismus 1933-1945, hg. vom Badischen Kunstverein Karlsruhe. Berlin (West) 1980, S. 266f.
Nachlass
Archiv / Sammlung
Stiftung Archiv der Akademie der Künste Berlin
Werk- und Literaturauswahl
Baron, Sydney F.: One Whirl (mit Illustrationen von George Grosz). New York: Lowell 1944
Dante Alighieri: The Divine Comedy. The Carlyle-Wicksteed Translation. Introduction by C. H. Grandgent. Illustrated by George Grosz. New York: Random House 1944 (= The Illustrated Modern Library)
Grosz, George. Konvolut von 77 Skizzenbüchern und Notizblöcken aus der US-amerikanischen Zeit, 1932-1958, meist Bleistift sowie Aquarell, Kohle, farbige Kreide, Farbstift u.a., verschiedene Formate, Stiftung Archiv der Akademie der Künste Berlin
– -: Bagdad-on-the Subway. Six Watercolors of O. Henry’s New York. New York: Print Club 1935
– -: Interregnum. Introduction by John Dos Passos. New York: The Black Sun Press 1936
– -: Drawings. New York: H. Bittner 1944
– -: 30 Drawings and Watercolors. Introduction by Walter Mehring. New York: Erich S. Hermann 1944
– – George Grosz. Introduction by John Dos Passos, Edited by Imre Hofbauer. London und Brüssel: Nicholson und Watson 1948
Hecht, Ben: 1001 Afternoons in New York (mit Illustrationen von George Grosz). New York: Viking Press 1941
Henry, O. [d. i. William Sidney Porter]: The Voice of the City and Other Stories. A Selection (mit Illustrationen von George Grosz). New York: The Limited Editions Club 1935
Mehring, Walter: No Road Back. Poems. Translation from the German by S. A. De Witt, Illustrations by George Grosz. English and German Text. New York: Samuel Curl 1944
Becher , Ulrich /George Grosz: Flaschenpost. Geschichte einer Freundschaft, hg. von Uwe Naumann/Michael Töteberg. Basel 1989
Bülow, Kjeld: George Grosz. A Bibliography and Other Check Lists. With an Introduction by Robert Cenedella. Kopenhagen 1993
Dückers, Alexander: George Grosz. Das druckgraphische Werk. Frankfurt/Main, Berlin (West), Wien 1979
Fischer-Defoy, Christine: Der amerikanische Grosz – eine Spurensuche. In: George Grosz. Berlin – New York, hg. von Peter-Klaus Schuster. Ausstellungskatalog Nationalgalerie Berlin. Berlin 1994, S. 299-311
Flavell, M. Kay: George Grosz. A Biography. New Haven, London 1988
Grosz, George: Ein kleines Ja und ein großes Nein. Sein Leben von ihm selbst erzählt. Reinbek 1974 (E.A.: A Little Yes and a Big No. The Autobiography. New York: The Dial Press 1946; dt. E.A. Reinbek 1955)
– -: Briefe 1913-1959, hg. von Herbert Knust. Reinbek 1979
– -: New York, hg. von Walter Huder und Karl Riha. Siegen 1985
– -: Teurer Makkaroni! Briefe an Mark Neven DuMont. 1922-1959, hg. von Karl Riha in Zusammenarbeit mit Angela Merte. Berlin 1992
– -/Hans Sahl : So long mit Händedruck. Briefe und Dokumente, hg. von Karl Riha. Hamburg 1993
– – George Grosz. Berlin – New York, hg. von Peter-Klaus Schuster. Ausstellungskatalog Nationalgalerie Berlin. Berlin 1994
Möckel, Birgit: George Grosz in Amerika. 1932-1959. Frankfurt/Main u.a. 1997 (= Diss. Univ. Karlsruhe 1996)
Neugebauer, Rosamunde: George Grosz. Macht und Ohnmacht satirischer Kunst. Die Graphikfolgen „Gott mit uns“, Ecce homo und Hintergrund. Berlin 1993 (= Diss. Univ. Heidelberg 1990)
Nisbet, Peter (Hg.): The Sketchbooks of George Grosz. Ausstellungskatalog Busch-Reisinger Museum. Harvard University Art Museums. Cambridge, MA 1993
Autorin:
Rosa von der Schulenburg
Georg Grosz
Manchmal spielen bunte Tränen
In seinen äschernen Augen.
Aber immer begegnen ihm Totenwagen,
Die verscheuchen seine Libellen.
Er ist abergläubig –
-Ward unter einem großen Stern geboren –
Seine Schrift regnet,
Seine Zeichnung: Trüber Buchstabe.
Wie lange im Fluß gelegen,
Blähen seine Menschen sich auf.
Mysteriöse Verlorene mit Quappenmaulern
Und verfaulten Seelen.
Fünf träumende Totenfahrer
Sind seine silbernen Finger.
Aber nirgendwo ein Licht im verirrten Märchen
Und doch ist er ein Kind,
Der Held aus dem Lederstrumpf
Mit dem Indianerstamm auf Duzfuß.
Sonst haßt er alle Menschen,
Sie bringen ihm Unglück.
Aber Georg Grosz liebt sein Mißgeschick
Wie einen anhänglichen Feind.
Und seine Traurigkeit ist dionysisch.
Schwarzer Champagner seine Klage.
Er ist ein Meer mit verhängtem Mond,
Sein Gott ist nur scheintot.
Else Lasker-Schüler (1917)
Sämtliche Fotos und das Gedicht von Else Lasker-Schüler, wurden entnommen aus:
George Grosz – Berlin – New York
Herausgegeben von Peter-Klaus Schuster, Kunstsammlung NRW, Düsseldorf
© 1994, Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Buchhandelsausgabe ARS NICOLAI, Berlin
ISBN: 3-89479-054-7
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