Walter Hammer (eigtl. Walter Hösterey)
Verleger, Schriftsteller und Journalist
Geb. 24.5. 1888 in Elberfeld (heute: Wuppertal)
Gest. 9.12. 1966 in Hamburg
„Seid wachsam und wehret den Anfängen!“
(Walter Hammer, 1955)
Das Bemerkenswerte ist es, das sein Leben prägt: die jugendliche Begeisterung für den Philosophen Friedrich Nietzsche, dessen Schrift Götzendämmerung oder wie man mit dem Hammer philosophiert Walter Hammer nachhaltig inspiriert
Nietzsche als Erzieher – das steht für die ersten schriftstellerischen Gehübungen des jungen Mannes, Sohn eines bekannten Elberfelder Brezelbäckers aus dem Wupper-Tal, ebenso wie religiöse Themen. Beim Freideutschen Jugendtag 1913 auf dem Hohen Meissner im Hessischen Bergland, wo eine Jugend Akzente setzen will gegen alldeutsches Übermenschentum und hohlen Patriotismus, gehört Walter Hammer, der damals noch Walter Hösterey heißt, zu den Wegbereitern jener Bewegung gegen den reaktionären Strom der Zeit.
Seit 1908 bereits in der Wandervogelbewegung aktiv, wird Walter Hösterey zu einem der Vorkämpfer für Vegetarismus, Körperertüchtigung und Antialkoholismus und engagiert sich zunehmend und konsequent politisch als Publizist. 1915 wird er zum Wehrdienst eingezogen, kehrt – geprägt von den Gräueln des Krieges an der Westfront – als Pazifist zurück und sein Buch der 236. Infanterie-Division, eine erschütternde Anklage gegen den Krieg.
Aus Walter Hösterey ist nun endgültig Walter Hammer geworden, jenes Pseudonym, das er dem Nietzsche seiner Jugendjahre entliehen hat und das ihn fortan zu dem unbequemen Mahner und Schriftsteller machen wird, der bereit ist, sich immer wieder zwischen die Stühle bürgerlicher Konventionen zu setzen, indem er sich ihnen auch verweigert. Der Herausgeber und Schriftleiter diverser Zeitschriften (darunter, zusammen mit Knud Ahlborn und Fritz Klatt: Junge Menschen. Halbmonatsschrift für die Jugend Deutschlands) unterstützt aktiv die Friedensbwegung – für die Republik und gegen die überlebenden politischen Kräfte des Kaiserreichs.
Die bereits vor dem Ersten Weltkrieg in der Monatsschrift Der Vortrupp erschienenen Briefe des Negers Lukanga Mukara über seine Forschungsreise in das innerste Deutschland von Hans Paasche – erst Kapitänleutnant und späterer Pazifist, der Anfang der Zwanziger Jahre von den Freikorps ermordet worden ist – gibt Hammer neu heraus.
Mitte der Zwanziger Jahre stellen die Jungen Menschen ihr Erscheinen ein, statt dessen gründet Walter Hammer den Fackelreiter-Verlag, in dem auch und vor allem kriegskritische Texte erscheinen. Ernst Johannsens Fronterinnerungen eines Pferdes – dem Gedächtnis der 9.586.000 toten Pferden des Weltkrieges gewidmet – werden 1929 ein Bestseller.
Der Verleger, Journalist und Publizist Walter Hammer tritt der neugegründeten Republikanischen Partei bei – nicht zuletzt in der Hoffnung, damit auch neue Wählerkreise für die Republik zu gewinnen – . Das Experiment mißlingt und Hammer schließt sich daraufhin dem Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold an.
Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 werden Verfolgung und Flucht zu seinem und seiner Familie Alltag: erst die Niederlande, später Dänemark, wo ihn die Gestapo schließlich verhaftet. Es folgen Folterungen, KZ-Aufenthalt und ein entwürdigendes Schauspiel vor dem Volksgerichtshof Roland Freislers, danach: fünf Jahre Zuchthaus in Brandenburg an der Havel.
Nach seiner Befreiung 1945 durch die Rote Armee bedeutet für Walter Hammer der Neuanfang Verpflichtung und Aufgabe zugleich. Noch in der damaligen sowjetischen Besatzungszone baut er ein Archiv über den antifaschistischen Widerstand auf. Im Februar 1950 übersiedelt er nach West-Berlin, setzt in Hamburg seine Forschungstätigkeit mit dem Aufbau des privaten Walter-Hammer-Archivs unter großen persönlichen wie finanziellen Opfern fort.
Die junge Bundesrepublik verleiht dem Widerständigen 1953 das Bundesverdienstkreuz: für den mittlerweile 65Jährigen nicht „dekorative Beruhigung erster Klasse“, sondern Ansporn zum Weitermachen. Wachsam begleitet der unbequeme Mahner die ersten Schritte westdeutscher Nachkriegs-Demokratie und widmet dem Alterspräsidenten des Ersten Bundestages, Paul Löbe, zu dessen 80. Geburtstag ein bemerkenswertes Buch: Hohes Haus in Henkers Hand – eine Rückschau auf den Leidensweg und Opfergang deutscher Parlamentarier unter Hitler.
Walter Hösterey alias Hammer stirbt nach langer schwerer Krankheit im Alter von 78 Jahren in einem Hamburger Krankenhaus und wird anschliessend auf dem Ohlsdorfer Friedhof beigesetzt.
Literatur:
JUNGE MENSCHEN – Monatshefte für Politik, Kunst, Literatur und Leben aus dem Geiste der jungen Generation der zwanziger Jahre 1920-1927
Ausgewählt und mit einer Darstellung zur Biographie Walter Hammers und der Geschichte der deutschen Jugendbewegung versehen von Walther G. Oschilewski, hrsgg. vom Walter-Hammer-Kreis – Erna Hammer-Hösterey – Otto Piehl, dipa-Verlag Frankfurt/ Main, 2. Aufl. 1982, ISBN 3-7638-0224-X
Links (deutsch):
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