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Heymann, Lida Gustava

H.A.M. 0

Lida Gustava Heyman
Journalistin, Pädagogin und Frauenrechtlerin


Geb. 15.3.1868 in Hamburg
Gest. 31.7.1943 in Zürich/ Schweiz


„Es gibt Ideen, die sich erst in ferner Zukunft realisieren lassen. Wir sind nach wie vor der Überzeugung, dass jede Arbeit, die für Freiheit, Menschlichkeit, Gerechtigkeit und Frieden geleistet wird, sich irgendwie fördernd auswirkt, deshalb arbeiten wir unentwegt weiter.“

(Lida Gustava Heyman und Anita Augspurg 1934 in einem Brief aus dem Schweizer Exil an die Internationale Frauenliga für Frieden und Freiheit)


Die Tochter eines wohlhabendem und angesehenen Hamburger Senators wird mit ihren vier Schwestern von Gouvernanten und Hauslehrern erzogen. Mit vierzehn Jahren wechselt sie vom Privatunterricht auf eine höhere Töchterschule, anschließend auf ein Pensionat in Dresden. Zurück in Hamburg widmet sie sich vor allem sozialen Tätigkeiten, unterrichtet an einer Armenschule und richtet eine Nähschule ein.


Nach dem Tod des Vaters im Jahre 1896 kann Lida Gustava Heyman – dank des ihr hinterlassenen Vermögens -, ein wirtschaftlich unabhängiges und freies Leben führen. Sie richtet einen Mittagstisch für Arbeiterinnen und einen Kinderhort ein und organisiert während des Hamburger Hafenarbeiterstreiks ein kostenloses Mittagessen für die Streikenden und ihre Familien. Angesichts der in der Hafenstadt Hamburg florierenden Prostitution setzt sie sich vehement gegen die Unterdrückung und Ausbeutung von Frauen ein.


Ebenfalls 1896 nimmt sie am Internationalen Kongreß für Frauenwerke und Frauenbestrebungen in Berlin teil, auf dem sie ihre künftige Lebensgefährtin Anita Augspurg kennenlernt. Zusammen mit Anita Augspurg und Käthe Schirmacher gründet Heyman eine Reformschule, die auf dem Prinzip der Koedukation basiert. Lida Gustava Heyman – neben Augspurg die Leitfigur des radikalen Flügels der sogenannten bürgerlichen Frauenbewegung -, Gegnerin des (männlichen) Gewaltprinzips, setzt sich entschieden für die politische Gleichberechtigung von Frauen ein. Überzeugt davon, daß Frauen nur durch ihre eigene Kraft und Solidarität untereinander Veränderungen bewirken können, verfolgt sie vehement ihr Ziel eines wirtschaftlich-unabhängig-freien Lebens für die Masse der Frauen auf der Basis politischer Bildung. Die Vorkämpferin der Frauenrechte stößt dabei allerdings immer wieder – nicht zuletzt auch an gesellschaftliche – Grenzen: Für das Studium der Politischen Wissenschaften und der Volkswirtschaft wird sie nur als Gasthörerin zugelassen.


Zusammen mit ihrer Lebenspartnerin Anita Augspurg begründet Lida Gustava Heyman 1902 in Hamburg – wo die die Mitgliedschaft von Frauen in politischen Vereinen nicht verboten ist – den Deutschen Verein für Frauenstimmrecht, der mit phantasievollen Protestformen an die spektakulären Aktionen und gezielten Provokationen der englischen Suffragetten anknüpfen will. Als Deutscher Verband für Frauenstimmrecht schließt sich die Organisation bereits zwei Jahre später dem Weltbund für Frauenstimmrecht der Internationalen Frauenbewegung an.


Im Frühjahr 1915 nimmt die überzeugte Kriegsgegenerin Heyman am Frauenfriedenskongreß in Haag teil, der auf Initiative der holländischen Frauenrechtlerin und Ärztin Dr. Aletta Jacobs einberufen worden ist und gehört zu den Mitbegründerinnen des Internationalen Ausschusses für einen dauerhaften Frieden, aus dem 1919 die Internationale Frauenliga für Frieden und Freiheit (IFFF) mit Sitz in Genf hervorgeht.


Während der Revolution von 1918/19 ist Lida Gustava Heyman Mitglied des provisorischen Nationalrats des Volksstaats Bayern, in der Weimarer Republik Vizepräsidentin der deutschen Sektion der „Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit“ und Mitherausgeberin der Publikationen Die Frau im Staat sowie Zeitschrift für Frauenstimmrecht. 1929/30 findet unter ihrer Leitung die internationale Frauenkonferenz gegen Opium und Rauschgifte statt.


Ihre und Anita Augspurgs pazifistische Neigungen machen die Frauenrechtlerinnen den Nazis verdächtig. Als sie 1933 während eines Urlaubs im Ausland von Hitlers Machtübernahme erfahren, kehren sie nicht mehr nach Deutschland zurück. Bis zu ihrem Tod 1943 lebt sie mit Anita Augspurg – angewiesen auf die Unterstützung von Freunden – im Züricher Exil.


Literatur:

Christiane Himmelsbach: Verlaß ist nur auf unsere eigne Kraft! Bis-Verlag, Oldenburg, 1996

Elke Frederiksen (Hg.): Die Frauenfrage in Deutschland 1865-1915, Reclam-Verlag, Stuttgart 1981


Links (deutsch):

http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/HeymannLida/index.html

http://www.bpb.de/publikationen/9GZCD0,5,0,Weg_zur_Gleichberechtigung.html

http://www.jura.uni-hannover.de/meder/?c=projekte/forschungsprojekt%20I/BiographieAnitaAugspurg.php


International:

 

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