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Hoffmeister, Adolf

H.A.M. 0

Adolf Hoffmeister
Karikaturist, Illustrator, Maler, Schriftsteller, Dichter, Dramatiker, Journalist und Diplomat


Geb. 15. 8. 1902 in Prag/ Österreich-Ungarn
Gest. 24.7. 1973 in Rícky/ Tschechoslowake


„Meine Zeichnung muss wirklich zeitgemäß, wirklich kritisch, wirklich modern sein durch die größtmögliche Synthese der ausdrucksvollsten Elemente unserer Zeit – Poesie und Karikatur“.

„Moje kresba opravdu soucasná, opravdu kritická, opravdu moderní musí být svrchovanou syntézou najvýraznejších prvku naší doby – poezie a karikatury“

(Adolf Hoffmeister)


Ein Luxushotel auf der Prager Kleinseite trägt heute noch den Namen seiner Familie. Der Sohn aus wohlhabenden Verhältnissen ist eleganter Weltenbummler und Kunstfreund, Liebhaber guter Speisen wie edler Weine, nacheinander – und oft auch gleichzeitig – Maler, Karikaturist, Illustrator, Bühnenbildner, Schriftsteller, Dramaturg, Übersetzer, Journalist, Radiokommentator, Kunstprofessor, Kunstkritiker, Politiker, Diplomat, Kulturfunktionär und weltgewandter Reisender.


Im Oktober 1920 gehört Adolf Hoffmeister als Jüngster zum Kreis jener tschechischen Intellektuellen um den Schriftsteller und späteren Literatur-Nobelpreisträger von 1984, Jaroslav Seifert, die die linke Künstlervereinigung Devetsil (Pestwurz) gründen. Hoffmeister wird deren erster Sekretär – allerdings nicht lange: seine Neugierde auf die Kultur anderer Nationen läßt ihn nach geraumer Zeit schon die engen Bindungen zu Devetsil wieder lösen. Statt dessen geht er auf Reisen, schreibt Artikel für Prager Zeitschriften und Magazine und zeichnet Porträts und Karikaturen seiner Künstlerkollegen, die er seinen Kulturberichten und Interviews anfügt, darunter Franz Kafka (mit dem er eng befreundet ist) und Josef Capek.


Als im Nazi-Deutschland der 30er Jahre die satirische Zeitschrift Simplicissimus verboten wird, gründet Adolf Hoffmeister in Prag kurzerhand den Simplicus, später Simpl genannt. 1938 wird die Tschechoslowakei durch deutsche Truppen besetzt. Im darauffolgenden Jahr emigriert er nach Frankreich – und wird dort nach Kriegsausbruch als feindlicher Ausländer inhaftiert. Nach sieben Monaten gelingt ihm die Flucht und Hoffmeister kann über Portugal und Marokko in die Vereinigten Staaten. entkommen, wo der Journalist und Alleskönner wenig später die Leitung des tschechische Exilradios übernimmt.


Berühmtheit wird er in der Zeit seines Exils jedoch auch und vor allem durch die Kinderoper Brundibár erlangen: jene Geschichte vom Geschwisterpaar Aninka und Pepicek und ihren Sieg über den bösen Leierkastenmann Brundibár, die zur Grundlage eines Opernlibrettos wird, zu der Hans Krasa die Musik schreibt. Im Jahr 1943 führen Kinder die Oper im Ghetto Theresienstadt auf. Fast alle Sängerinnen und Sänger werden später in den Gaskammern der Nazis umgebracht. Greta Klingsberg, die in Brundibár die Rolle der Aninka verkörpert, gehört zu den wenigen Überlebenden des Ensembles.


Zurückgekehrt in seine Heimat, realisiert Hoffmeister nach Kriegsendet als Generaldirektor für kulturelle Beziehungen u.a. diverse Projekte für die UNESCO. Mit der Machtübernahme der Kommuniten im Februar 1948 wird der überzeugte Linksintellektuelle zum Botschafter seines Landes in Frankreich ernannt, muß dieses Amt vor dem Hintergrund der zunehmenden Stalinisierung jedoch wieder aufgeben. Als Professor an der Prager Akademie für angewandte Kunst leitet er fortan ein Institut für Kinderbuchillustrationen und Zeichentrickfilme.


Man wählt ihn zum Vorsitzenden der Kunstkommission (Komise pro posuzování ideové a umelecké hodnoty návrhu ceskoslovenských poštovních známek, Kommission für die Begutachtung des ideellen und künstlerischen Wert der Entwürfe der tschechoslowakischen Briefmarken), und in dieser Funktion zeichnet der gelernte Karikaturist in den 60er Jahren für Planung und Auswahl der tschechoslowakischen Briefmarkenausgaben verantwortlich. Der hohe künstlerische Standard der Briefmarken in der Tschechoslowakei jener Jahre ist nicht zuletzt seinem maßgeblichen Einfluß zu verdanken.. Insgesamt dreizehn von Hoffmeisters früheren Künstlerkarikaturen (darunter Hemmingway, Picasso, Chaplin, Matisse) zieren Briefmarken der tschechischen Post. .


Nach der Niederschlagung des Prager Frühlings 1968 geht er für zwei Jahre an eine französische Universität, kehrt jedoch 1970 nach Prag zurück – und wird als Salon-Kommunist zur Unperson erklärt. Die Jahre bis zu seinem Tod verbringt Adolf Hoffmeister im Inneren Exil.


Links (deutsch):

http://www.tschechien-online.org/news/580-adolf-hoffmeister-klassiker-moderne-karikaturist-illustrator-dramatiker-antifaschist-weltenbummler/

http://www.batz-hausen.de/dhoff.htm

http://www.batz-hausen.de/dadhof.htm

http://www.brundibar.de

 

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