Alfred Kerr
Kritiker und Schriftsteller
Geb. 1867 in Breslau
Gest.1948 in Hamburg
Alfred Kerr, der einflussreichste deutsche Kritiker und Essayist, wurde in Breslau als Sohn einer jüdischen Familie geboren. Er studierte in Breslau und Berlin, wo er seit 1887 lebte. Als prominenter Theater- und Musikkritiker war er Mitarbeiter an zahlreichen Zeitungen und Zeitschriften, am „Magazin für Literatur“, am „Tag“ und dem „Berliner Tageblatt“ sowie an der „Neuen Deutschen Rundschau“. Seine Bücher wurden 1933 von den Nazis verbrannt. Er floh über Prag, Zürich und Frankreich nach London.
Marcel Reich-Ranicki, porträtierte den Breslauer Kollegen als Vorbild unter dem Titel „Der kämpfende Ästhet“ in seiner dtv-Anthologie „Die Anwälte der Literatur“ (1996) u.a. so:
„Wurde je ein deutscher Kritiker so gehaßt wie Alfred Kerr? Sicher ist: Keinen man so heftig angegriffen, keinen so leidenschaftlich geschmäht. Noch Jahrzehnte nach seinem Tod bezeichnete ihn Rolf Hochhuth als den ‚meistkorrumpierten Theater-Parasiten, der je in Deutschland Existenzen auslöschte’, und erklärte mit unverkennbar vor Zorn bebender Stimme, Kerr habe ’sechzig Jahre lang an lebenden Theaterautoren schmarotzt und an toten’. Damit freilich folgte Hochhuth einer mittlerweile alten Tradition: Wer immer gegen Kerr schrieb, glaubte ohne Superlative nicht auskommen zu können. Man nannte ihn den schädlichsten und gefährlichsten, den boshaftesten und eitelsten aller Kritiker. Aber auch seine Anhänger ließen sich nicht lumpen: Ihnen galt er als der originellste und sprachmächtigste, der witzigste und geistreichste Theaterrezensent der Epoche. Nur in einer Hinsicht war man sich einig: Ob es die einen missbilligten oder die anderen befürworteten – alle wussten, daß es noch nie in Deutschland einen Kritiker von vergleichbarem Einfluss gegeben hatte.
Viele seiner stilistischen Unarten sind ebenso unerträglich wie manche seiner exaltierten Aufschreie. Aber er hat die Sprache der Kritik bereichert und gesteigert: Ihre Melodie ist unverwechselbar. Er war ein bunter, ein fast exotischer Vogel ? nämlich ein Manierist und ein Volksautor, beides zugleich und in einem. Ihm gelang es, zu finden und über Jahrzehnte hinweg zu verteidigen, was, zumal in seiner Zunft, Seltenheitswert hat ? die vollkommene und scheinbar mühelose Einheit von Gefühl und Klang, von Geist und Rhythmus. Er hatte schon recht, wenn er in seinem „Lebenslauf“ von 1927 stolz erklärte: ‚Ich glaube, daß die Sprache meine Sendung hienieden war…’ “
Werke:
Die Welt im Drama (1917); Die Welt im Licht (1920); Es sei wie es wolle, / Es war doch so schön (1927); Die Diktatur des Hausknechts (1934) u.a.
(aus: Alfred Kerr. Wo liegt Berlin?. Briefe aus der Reichshauptstadt. Aufbau Verlag)
CD:
David Dambitsch:
Stimmen der Geretteten – Berichte von Überlebenden der Shoa
3 CDs, DAV, ISBN: 3898132137
Links (deutsch):
http://cgi-host.uni-marburg.de/~omanz/forschung/modul_druckfassung.php?f_mod=Ah07
http://www.nzz.ch/2002/07/06/li/page-article89A3B.html
http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/KerrAlfred
http://de.wikipedia.org/wiki/Alfred_Kerr
http://www.perlentaucher.de/buch/6474.html
http://www.luise-berlin.de/Lesezei/blz98_04/text36.htm
http://www.sueddeutsche.de/kultur/artikel/673/12661
http://www.lyrikwelt.de/rezensionen/derdichter-r.htm
http://www.adk.de/premi/2004/04-02-18.html
http://www.stimmhaus.de/stimmig-hoerbuch-lauschen_dambitsch-stimmen-der-geretteten.html
International:
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