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Kästner, Erich

H.A.M. 0

Erich Kästner (Pseud. Berthold Bürger)
Schriftsteller, Drehbuchautor und Journalist


Geb. 23.2.1899 in Dresden
Gest. 29.7.1974 in München


„Kennst du das Land, wo die Kanonen blühn?
Du kennst es nicht? – Du wirst es kennenlernen.
Dort stehn die Prokuristen stolz und kühn
in den Büros, als wären es Kasernen.
Dort wachsen unterm Schlips Gefreitenknöpfe,
und unsichtbare Helme trägt man dort.
Gesichter hat man dort, doch keine Köpfe,
und wer zu Bett geht, pflanzt sich auch schon fort…“

(Erich Kästner)*


Er ist der scharfsinnig-bissige Analytiker des Zeitgeschehens und Vater von Pünktchen und Anton. Er schreibt Romane und verfaßt Epigramme, ist Journalist und Lyriker, Lieferant für Kabarettnummern und Drehbuchautor für Kinofilme, Redner und Selbstdarsteller. Er ist der geborene Provinzler und überzeugter Großstädter, Beobachter des „lasterhaften Berlins“ und Anwalt der kleinen Leute. Er ist Kinderfreund und Junggeselle, Pessimist und Lebenskünstler, sentimentaler Ironiker und Chronist der aufstiegsbesessenen Angestellten.


Der Sohn des Sattlermeisters Emil Richard Kästner und seiner Ehefrau Ida – zu der Kästner zeit seines Lebens ein sehr enges Verhältnis haben wird – geht nach dem Besuch der Volksschule ans Lehrerseminar des Freiherrn von Fletscher und veröffentlicht 1919 sein erstes Gedicht Die Jugend schreit! in einer Schülerzeitung. Nach Notabitur und anschließendem Studium der Germanistik, Geschichte, Philosophie und Theatergeschichte in Leipzig arbeitet Kästner als Journalist (u.a. für die Neue Leipziger Zeitung und hat ab 1922 eine Stelle am Zeitungswissenschaftlichen Institut inne. Drei erste Gedichte werden in Dichtungen Leipziger Studenten zur Weihnachtszeit veröffentlicht. 1925 promoviert er zum Dr. phil.

Aufgrund der Veröffentlichung eines erotisch relativ freizügigen Gedichtes wird er von der Neuen Leipziger Zeitung entlassen und zieht nach Berlin, wo er als Theaterkritiker und freier Mitarbeiter bei verschiedenen Zeitungen, unter anderem für Carl v. Ossietzkys Weltbühne, schreibt.


Der Schmelztiegel Berlin wird für Kästner zur literarischen Inspiration – hier erlebt er die Welt als „Kino“ oder „Drehbühne“ und charakterisiert sich selbst als „Zuschauer im Welttheater“. Ab 1928 werden Kästners erste Gedichtbände veröffentlicht, darunter Herz auf Taille (1928), Lärm im Spiegel (1929), gefolgt von zeitkritischen, politisch-satirischen Gedichten und Kabarett-Texten. Mit seinen Roman-Bestsellern Emil und die Detektive – 1929 erschienen und weltweit in mehr als 20 Sprachen übersetzt und verfilmt -, Pünktchen und Anton (1931), Der 35. Mai (1931) und Das fliegende Klassenzimmer (1933) schreibt sich Kästner in die Herzen seiner großen – und vor allem kleinen! – Leser, wird zu einem der begehrtesten Kinderbuchautoren und findet nicht zuletzt in dem Illustrator Walter Trier seinen kongenialen Partner.


„Die meisten Menschen legen ihre Kindheit ab wie einen alten Hut. Sie vergessen sie wie eine Telefonnummer, die nicht mehr gilt. Früher waren sie Kinder, dann wurden sie Erwachsene, aber was sind sie nun? Nur wer erwachsen wird und ein Kind bleibt, ist ein Mensch.“


Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten gehören Kästners Werke zu denen, die verboten und bei der reichs-weiten Bücherverbrennung 1933 ins Feuer geworfen werden. Darunter Herz auf Taille, Ein Mann gibt Auskunft, Gesang zwischen den Stühlen sowie sein satirischer Roman Fabian aus dem Jahr 1931 – alles Bücher, in denen Kästner mit treffsicherem Witz gegen spießbürgerliche Moral, Militarismus und Faschismus Partei ergreift. Erich Kästner ist Zeuge der Verbrennung seiner Bücher am 10. Mai 1933 auf dem Berliner Opernplatz:

„Ich stand vor der Universität, eingekeilt zwischen Studenten in SA-Uniformen, den Blüten der Nation, sah unsere Bücher in die zuckenden Flammen fliegen und hörte die schmalzigen Tiraden des abgefeimten kleinen Lügners. Begräbniswetter hing über der Stadt. Der Kopf einer zerschlagenen Büste Magnus Hirschfelds stak auf einer langen Stange, die, hoch über der stummen Menschenmenge, hin und her schwankte. Es war widerlich.
Plötzlich rief eine schrille Frauenstimme: Dort steht ja Kästner! Eine junge Kabarettistin, die sich mit einem Kollegen durch die Menge zwängte, hatte mich stehen sehen und ihrer Verblüffung laut Ausdruck verliehen. Mir wurde unbehaglich zumute. Doch es geschah nichts. (Obwohl in diesen Tagen gerade sehr viel zu geschehen pflegte.) Die Bücher flogen weiter ins Feuer. Die Tiraden des kleinen abgefeimten Lügners ertönten weiterhin. Und die Gesichter der braunen Studentengarde blickten, die Sturmriemen unterm Kinn, unverändert geradeaus, hinüber zu dem Flammenstoß und zu dem psalmodierenden, gestikulierenden Teufelchen“.

Erich Kästner: „Kennst du das Land, in dem die Kanonen blühen?“ (Auszug aus dem Vorwort)


Zwischen 1937 und 1940 wird Erich Kästner wiederholt verhaftet, jedoch immer wieder freigelassen.Für den Ufa-Jubiläumsfilm Münchhausen schreibt er 1942 unter dem Pseudonym Berthold Bürger das Drehbuch. Obwohl mit Schreib-verbot belegt, emigriert er nicht, bleibt in Deutschland – und schreibt weiter. Seine Romane Drei Männer im Schnee (1934), und Georg und die Zwischenfälle (1938) erscheinen im Ausland.


„Es ist ein merkwürdiges Gefühl, ein verbotener Schriftsteller zu sein und seine Bücher nie mehr in den Regalen und Schaufenstern der Buchläden zu sehen. In keiner Stadt des Vaterlands. Nicht einmal in der Heimatstadt. Nicht einmal zu Weihnachten, wenn die Deutschen durch die verschneiten Straßen eilen, um Geschenke zu besorgen.“

(Erich Kästner, a.a.O.)


Kästner arbeitet als Feuilleton-Redakteur der Neuen Zeitung und gibt ab 1946 die Zeitschrift Pinguin. Für junge Leute heraus. Seine Gedichtauswahl Bei Durchsicht meiner Bücher gehört zu Kästners ersten Buchveröffentlichungen nach Kriegsende. 1947 reist er zum Internationalen PEN-Kongreß in Zürich.1949 wird sein Bühnenstück Zu treuen Händen uraufgeführt und die Kinderbücher Das doppelte Lottchen und Die Konferenz der Tiere erscheinen. Gemeinsam mit Axel von Ambesser, Herbert Witt und Hellmuth Krüger gehört Erich Kästner außerdem zu den Hausautoren des im Sommer 1945 von dem Schauspieler und Regisseur Rudolf Schündler gegründeten Kabaretts Die Schaubude.  
In seiner Wahlheimat München gründet Kästner 1951 mit Die kleine Freiheit ein eigenes Kabarett. Im selben Jahr stirbt die von ihm geliebte Mutter, mit der er fast täglich korrespondiert hat, in Dresden. Der Präsidenten des Westdeutschen PEN-Zentrums (1951-1962) erhält 1956 den Literaturpreis der Stadt München und wird spätestens mit der Verleihung des renommierten Büchner-Preises 1957 zu einem Klassiker deutsch-sprachiger Literatur, der bis heute nichts von seiner Popularität eingebüßt hat.


Mit der Publikation von Notabene 45: Ein Tagebuch veröffentlicht Kästner 1961 seine Aufzeichnungen aus der Zeit kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges. 1963 erscheint sein Kinderroman Der kleine Mann.

Im Herbst 1964 wird eine große Kästner-Ausstellung des Goethe-Instituts in der Internationalen Jugendbibliothek in München präsentiert und wandert anschließend auch in andere europäische Länder, u.a. nach nach Stockholm und Kopenhagen.

1970 erhält Erich Kästner den kulturellen Ehrenpreis der Stadt München, wo er 1974 auch im Alter von 75 Jahren an den Folgen eines Krebsleidens stirbt.


Quelle: 

*) http://www.kultur-netz.de/literat/lyrik/kaestner/kennst_du.htm


Literatur:

Franz Josef Görtz/Hans Sarkowicz:
Erich Kästner. Eine Biographie
Piper-Verlag, 2003
ISBN 3-492-23760-6

Isa Schikorsky:
Erich Kästner
Deutscher Taschebuch-Verlag
München 1998
ISBN 3-4233-1011-1

Ingo Tornow:
Erich Kästner und der Film
Deutscher Taschenbuch Verlag,
München 1998
ISBN 3-42312611-6


Links (deutsch):

http://www.dtv.de/shared/index.cfm

http://www.zvab.com/angebote/erich-kaestner.html

http://www.erichkaestnergesellschaft.de/

http://www.erich-kaestner-museum.de/kaestner/index.htm

http://www.ub.fu-berlin.de/internetquellen/fachinformation/germanistik/autoren/multi_ijk/kaestner.html

http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/KaestnerErich

http://www.dhm.de/ausstellungen/kaestner/einstieg.htm

http://www.goethe.de/ne/hel/depek.htm

http://www.ph-heidelberg.de/wp/rank/downloads/literatur_kaestner.pdf

http://www.kaestner-im-netz.de/index.html

http://de.wikipedia.org/wiki/Erich_K%E4stner

http://www.zlb.de/projekte/kaestner/start.htm

http://www.savoy-truffle.de/erich

http://mitglied.lycos.de/spangenberg/gedichte/kaest00.html

http://www.zvab.com/angebote/erich-kaestner.html


International:

http://www.imdb.com/name/nm0477696

http://german.about.com/library/blkaestnerweb.htm

 

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