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Kahn, Erich

H.A.M. 0

Erich Kahn
Maler und Grafiker


Geb. 1904 Stuttgart
Gest. 1980 London/ GB


Studiert 1921-25 an der Kunst- und Kunstgewerbeschule Stuttgart bei Ernst Schneidler Illustration und Graphik, beeinflusst von der Stuttgarter Üecht-Gruppe (Baumeister, Schlemmer u.a.), besucht 1926 das Studio Léger in Paris, wo auch Amédée Ozenfant und Marie Laurencin unterrichten, darf nach 1933 in Deutschland nur noch an jüdischen Ausstellungen (in Stuttgart und Berlin) teilnehmen, wird nach der „Reichskristallnacht“ (9.11.1938) verhaftet und in das KZ Welzheim bei Stuttgart eingeliefert.


Entlassung am 16. Dez. 1938, lebt vom Verkauf seiner Radierungen, kann im Juli 1939 mit Hilfe entfernter, englischer Verwandter nach London emigrieren, Juli 1940 Internierung in Hutchinson Camp auf der Isle of Man, Februar 1941 Entlassung und Rückkehr nach London in das Haus wohlsituierter Verwandter, aktives Mitglied des „Freien Deutschen Kulturbundes“, besucht die Aktzeichen-Klasse des mit ihm befreundeten Bildhauers Paul Hamann, erhält über den Galeristen Siegfried Oppenheimer Porträtaufträge und kann auch Blumenstilleben verkaufen, lebt dennoch unter finanziell schwierigen Verhältnissen, sehr zurückgezogen mit seiner bettlägerigen Frau, wird von Freunden und Sammlern unterstützt, kann Mitte der 1950er bis Anfang der 1960er Jahre vermehrt in Londoner Galerien ausstellen, ist bis zu seinem Tod künstlerisch produktiv, da durch eine deutschen Wiedergutmachungsrente und die regelmäßige Zuwendung von Sammlern finanziell abgesichert, bemüht er sich nicht mehr um Ausstellungen und hat in den späteren Jahren keine nennenswerte öffentliche Resonanz mehr


Arbeiten in Deutschland vor der Emigration

Erlernt diverse graphische Techniken sowie Malerei, arbeitet im spätexpressionistischen Stil, entwirft Tapetenmuster, tritt als Künstler öffentlich kaum in Erscheinung; vor allem als Jude verfolgt.


Im britischen Exil

In den 1940er Jahren düstere, nervös gekritzelte Zeichnungen (Bleistift, Tinte, Kohle, Rötel) und Graphiken (Holzschnitt, Linolschnitt, Radierung, Lithographie, Stencildruck), die vor allem Menschengruppen oder auch Einzelgestalten zum Thema haben und dem expressiven Realismus zugerechnet werden können, in den 1950er Jahren werden seine Arbeiten zunehmend ungegenständlicher, die menschliche Figur immer schemenhafter, bei den Gemälden im Stil des abstrakten Expressionismus erweitert sich die Farbskala, sein Werk ist von einem visionären Grundton, pessimistischer Weltsicht und expressionistischem Gestaltungswillen geprägt.


Weitere Kurzbiographien

Kunst im Exil in Großbritannien 1933-45. Ausstellungskatalog der Neuen Gesellschaft für Bildende Kunst Berlin. Berlin (West) 1986 (englische Übersetzung: Art in Exile in Great Britain. Ausstellungskatalog Camden Art Centre, London. London 1986), S. 136; Kunst im Widerstand. Malerei, Graphik, Plastik. 1922-1945, hg. von Erhard Frommhold. Dresden 1968 und Frankfurt/Main 1968, S. 547; Künstlerschicksale im Dritten Reich in Württemberg und Baden, hg. vom Verband Bildender Künstler Württemberg e.V. Stuttgart ohne Jahr (1987), S. 84; London Artists from Germany. Ausstellungskatalog. Embassy of the Federal Republic of Germany. London 1978, S. 34; Günther Wirth: Verbotene Kunst 1933-1945. Verfolgte Künstler im deutschen Südwesten. Stuttgart 1987, S. 309


Nachlass

Berardo Fundacao, Lissabon und Madeira


Sammlungen

Tate Gallery, Ben Uri Art Society, John Denham Gallery, Klaus Hinrichsen und Matthew Bateson, alle London, Manx Museum, Douglas/Isle of Man, Tel Aviv Museum of Art, Tel Aviv


Werk- und Literaturauswahl

Erich Kahn. Stuttgart 1904 – London 1980. Retrospective Exhibition of Paintings, Drawings, Prints. Ausstellungskatalog John Denham Gallery. London 1989
Hinrichsen, Klaus E.: Erich Kahn. Stuttgart 1904 – London 1980. A Painter’s Life and Time. Unveröffentlichtes Typoskript, London 1997 (Druck in Vorbereitung)


Autorin:

Rosa von der Schulenburg

 

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