Drücke „Enter”, um zum Inhalt zu springen.

Kadom, Stella

H.A.M. 0

Stella Kadmon
Kabarett- und Theaterdirektorin, Schauspielerin und Kabarettistin


Geb. 16.7. 1902 in Wien/ Österreich-Ungarn
Gest. 12.10. 1989 in Wien/ Österreich


Stella Kadmon gehört mit zu den bedeutendsten Theaterpersönlichkeiten Wiens sowohl der Zwischenkriegszeit als auch nach 1945. Ihre Theatergründungen werden zum Wegbereiter für die Entwicklung der Kleinkunst- und Kellerbühnen ihrer Zeit. Daneben entdeckt und fördert sie viele junge Bühnentalente, die später auch international bekannt sein werden, darunter Cilli Wang, Leon Askin und Fritz Muliar.


Die Tochter eines Beamten mit sephardischen Wurzeln erbt die Theaterleidenschaft von ihrer Mutter, einer Konzertpianistin und Musikpädagogin, die aus Familienrücksichten auf den Beruf einer Schauspielerin hat verzichten müssen. Stella absolviert die Akademie für Musik und Darstellende Kunst in Wien, erhält in der Saison 1922/ 23 ein erstes Engagement am Linzer Landestheater und tritt dann in Mährisch-Ostrau sowie an verschiedenen Wiener Kabarettbühnen und auch in Deutschland auf. In Berlin lernt sie auch Werner Fincks Kabarett Katakombe kennen und gründet, zurückgekehrt nach Wien, im November 1931 im Souterrain des Café Prückel mit Der liebe Augustin ihre eigene Kleinkunstbühne.


Trotz enormer Finanzprobleme kann sich Stella Kadmons Bühne sehr bald in der Wiener Theaterszene durchsetzen. Das Ensemblekollektiv rund um den Haus- und Blitzdichter Peter Hammerschlag, den Blitzzeichner und Maler Alex Sekely und den Komponisten Fritz (Fred) Spielmann tragen ebenso zur künstlerischen Bereicherung bei wie der Zuzug von deutschen Exilanten nach 1933, allen voran der Schriftsteller Gerhart Herrman Mostar, mit dem Stella Kadmon auch privat eng verbunden ist.


1935 finden Kleinkunst und Kabarett im Sommer auch draussen statt: auf der Hohen Warte in Wien-Döbling eröffnet Stella Kadmon das Freilufttheater Der liebe Augustin im Grünen. Wenige Tage vor dem Anschluß Österreichs an Hitler-Deutschland geht am 9. März 1938 die letzte Vorstellung im Lieben Augustin über die Bühne.


Unter teilweise lebensbedrohenden Bedingungen gelingt Stella Kadmons mit ihrer Familie die Flucht über Jugoslawien und Griechenland ins damalige Palästina – und eröffnet in Tel Aviv am 8. April 1940 mit dem Kabarett Papillion eine neue eigene Bühne. Nach ersten Anfangserfolgen ist jedoch schon bald wieder Schluß: das Ensemble muß in hebräischer Sprache spielen, ein Unterfangen, das an den Sprachproblemen der Palästina-Immigranten scheitert. Stella Kadmon tourt daraufhin durch verschiedene Orte des Landes und tritt auch vor Soldaten der britischen Armee auf. Ab 1943 gibt sie erfolgreiche Chanson- und Leseabende (etwa mit , Jakobowsky und der Oberst oder Brechts Furcht und Elend des Dritten Reiches)auf dem Dachgarten ihres Wohnhauses in Tel Aviv, die aufgrund von Bombendrohungen jedoch wieder eingestellt werden müssen.


Ende April 1947 kehrt sie in ihre österreichische Geburtsstadt zurück und kann erst nach einigen Schwierigkeiten und Widerständen zu Saisonbeginn 1947/ 48 ihr – zwischenzeitlich von Fritz Eckhardt übernommenes – Kleinkunst-Theater Der liebe Augustin wieder eröffnen. Ihre Form des literarischen Kabaretts soll sich allerdings als nicht mehr mehr zeitgemäßt erweisen und so wagt sie sich schließlich im April 1948 unter dem Titel Schaut her an die Aufführung von Szenen aus Brechts Furcht und Elend des Dritten Reiches. Zum erstenmal setzt sich ein Wiener Theater im Nachrkriegs-Österreich mit dem unbequemen Thema Vergangenheitsbewältigung auseinander – und kann damit eindrucksvolle Erfolge verzeichnen.


Stella Kadmon, gewillt, dieser Linie treu zu bleiben, benennt daraufhin ihre Bühne in Theater der Courage um. Gegenwartsthemen und -autoren bestimmen von nun an den Spielplan und unter den oft finanziell risikoreichen Inszenierungen sind Wolfgang Borcherts Draußen vor der Tür, Jean Paul Sartres Die ehrbare Dirne oder Die Rassen des aus Sofia stammenden Dramatikers (und Emigranten) Ferdinand Bruckner. Kadmons Theater wird damit richtungweisend für eine neue Gattung von Kleinbühnen in Wien, auch und vor allem geprägt durch die Persönlichkeit der Prinzipalin, die sich zeitlebens ihren humanistischen Idealen verpflichtet fühlen wird.

Eine von ihr zu Anfang der 70er Jahre initiierte kollektive Theaterleitung (zusammen mit mehreren Regisseuren und Schauspielern) scheitert trotz künstlerischer Erfolge aufgrund tiefgreifender Auffassungsunterschiede. 1980/81 wandelt sie das Theater in eine GmbH. mit der Schauspielerin Emmy Werner als Gesellschafterin um.

Am 7. November 1981 kann Stella Kadmon ihr 50jähriges Bühnenjubiläum feiern. Die letzte Vorstellung im Theater der Courage findet am 31. Dezember 1981 statt. Emmy Werner, die den Theaterfundus übernommen hat, gründet im selben Jahr noch das Theater in der Drachengasse als ein Zentrum für Frauenkultur und gibt 1984 in einem zweiten Raum dem Theater der Courage ein neues Zuhause.


Quelle:

http://www.univie.ac.at/biografiA/daten/text/bio/kadmon.htm


Links (deutsch):

http://www.dasrotewien.at/online/page.php?P=11998

http://www.aeiou.at/aeiou.encyclop.t/t327354.htm

http://www.literaturepochen.at/exil/lecturepage5041_13.html

http://www.kabarettarchiv.at/Ordner/geschichte.htm#anfaenge

 

Die Kommentare sind deaktiviert.