Anna Landmann
Pädagogin, Journalistin und Politikerin
Geb. 13.2. 1892 in Fürth
Gest. 24.08.1980 in Fürth
„Wir sagen bei unseren ethischen Forderungen nicht mehr: ‚Du musst’ und heute nicht mehr: ‚Du sollst‘, sondern ‚Wir wollen!‘ Wir wollen das Neue, die Gemeinschaft, das Wir! Darum sagen wir bekennend, nicht predigend: ‚Wir wollen gut sein, wir wollen helfen, wir wollen dem Menschen gemeinsam ein besseres Los erringen'“.
(Anna Landmann-Steuerwald in einer Rudfunkrede 1957)
Die Tochter aus bürgerlichem Elterhaus distanziert sich bereits in jungen Jahren vom jüdischen Glauben und wird sich später ganz davon abwenden. Kritisch und durchsetzungswillig wie sie ist, geht Anna Landmann nach Beendigung der Schuleit für ein Jahr als Haushaltshilfe nach Moskau, wo sie sehr schnell mit revolutionären Kreisen in Kontakt kommt. Die Konfrontation mit Not und Armut im damaligen Rußland sind die ersten Grundlagen für ihr späteres sozial-politisches Engagement.
Zurückgekehrt nach Deutschland, beginnt Anna Landmann 1913 in Erlangen mit dem Studium von Philosophie, Literatur und Sozialwesen, das sie aber mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges unterbricht. Die anfänglich Kriegsbegeisterte wird – nicht zuletzt auch durch ihre Tätigkeit als Krankenschwester beim Roten Kreuz – immer mehr zur Pazifistin.
Von 1914 bis 1916 arbeitet sie freiwillig am Königlich Bayerischen Amtsgericht in Fürth und befasst sich dort mit Jugendgerichtsfragen, Vormundschafts- und Nachlaßangelegenheiten. Noch während des Krieges kann sie ihr Studium in Köln fortsetzen, wo sie von 1916 bis 1919 die Hochschule für kommunale Verwaltung besucht. Der Tod ihres Bruders läßt sie endgültig zur Pazisfistin und politisch engagierten Frau werden: noch vor Ende des Krieges findet Anna Landmann den Weg zur Sozialdemokratie und wird 1918 Mitglied der SPD, wo sie sich auch und vor allem für Frauenrechte und Jugend engagiert. Ab 1919 arbeitet sie in der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit mit.
In dieser Zeit entfernt sich Anna Landmann immer mehr von ihren jüdischen Wurzeln, kehrt 1921 dem Judentum endgültig den Rücken und bleibt fortan konfessionslos.
Nach Beendigung ihres Studiums erhält sie zunächst eine Stelle als Hilfsreferentin beim Frauenreferat in Nürnberg. Bald danach wird Anna Landmann wissenschaftliche Assistentin beim Wohlfahrtsamt in Nürnberg, gründet dort die Jugendgerichtshilfe und leitet dieses Amt bis zu ihrem Ausscheiden Ende Mai 1923. In dieser Eigenschaft übrigens die erste Frau, die an einem deutschen Gericht zugelassen wird.
Nach ihrer Heirat mit dem Steueranwalt Dr. Richard Steuerwald teilt sie sich (als unbezahlte Hausmutter!) mit ihrem Mann die Leitung eines Knabenheimes, in dem – für damalige Zeiten ungewöhnlich – jegliche Prügelstrafe verboten ist (die mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 jedoch wieder eingeführt wird). Eine Haltung, die auch und vor allem beim national-konservativen Bezirkslehrerverein (in dem der glühende Antisemit und spätere Stürmer-Herausgeber Julius Streicher aktiv ist) auf heftigen Widerstand stößt. Man bemängelt, dass „… der Zustand besteht, dass deutsche Kinder durch eine aus fremder Rasse hervorgegange Hausmutter betreut werden…“
Anna Landmann setzt auch in dieser Zeit unbeirrt ihre Aufklärungs- und Vortragstätigkeit fort und sieht sich Ende 1929 einer weiteren Hetzkampgane durch Julius Streicher und die NSDAP ausgesetzt. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten wird Annas Ehemann umgehend zwangspensioniert, damit, so die Begründung der Nazis, „die Erziehung im Knabenheim auf national-christlicher Grundlage geschehe.“ Nach der Reichspogromnacht 1938 gehen die Eheleute ins Exil nach Chile aus, wo sich beide anfänglich mit der Verwaltung eines Landgutes mehr schlecht als recht durchschlagen. Annas Versuch als Sozialarbeiterin unterzukommen, scheitert daran, daß sie nicht katholisch ist und Unterstützung aus jüdischen Kreisen erfährt die dem Judentum Entfremdete auch nicht. Vielmehr widmet sie sich nun auch und vor allem ihren sozial- und kulturpolitischen Interessen und gründet einen Runden Tisch. zu dem bis zu dreissig antinazistisch und kulturell Interessierte kommen, wo Referate gehalten und diskutiert werden. Ab 1943 ist sie in Santiago de Chile Mitarbeiterin der von Udo Rukser und Albert Theile herausgegebenen Deutschen Blätter.
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges kehrt Anna Landmann-Steuerwald mit Familie in ihre Geburtsheimat zurück. In den Jahren 1948 bis 1950 hält sie zahlreiche Vorträge an allgemeinbildenden und Berufsschulen über Frieden und Friedenspolitik. Die konfessionslose Pazifistin wird 1961 Mitglied der Humanistischen Union und tritt 1965 – nach fast einem halben Jahrhundert der Zugehörigkeit – aus der SPD aus.
Ihre letzten Lebensjahre verbringt sie im Fritz-Rupprecht-Heim der Arbeiterwohlfahrt in Fürth.
Links (deutsch):
http://www.schulfach-ethik.de/ethik/Personen/SteuerwaldLandmKurz.htm
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