Pinchas Lapide
Theologe, Religionsphilosoph und Neutestamentler
Geb. 28.11. 1922 in Wien/ Österreich
Gest. 23.10. 1997 in Frankfurt/ M.
„Wer einen Asylanten aufnimmt, wer Flüchtlingen hilft, sich wieder heimisch zu machen, der hilft sich selbst. Denn alle Hilfe, die dem anderen, in Not Befindlichen geleistet wird, ist unter Gott. Ein Stück erleuchteter Egoismus. Denn er, der Flüchtling, steckt in Dir – und Du in ihm. Und wenn die Bibel, die uns beide beseelt, eine Grundlage für die Ethik der Asylanten-Politik sein sollte, dann wäre Hilfe für Asylanten im Namen, und im Rahmen der Möglichkeiten natürlich, echte Nächstenliebe, im Grenzfall, ja: im Ernstfall! würde ich sagen!“
(Pinchas Lapide in einem Interview, 1991)
Der einzige Sohn einer Wiener Kaufmannsfamilie wird nach dem Anschluß Österreichs an Hitlerdeutschland 1938 in ein Konzentrationslager nahe der tschechischen Grenze deportiert, aus dem ihm jedoch kurz darauf die Flucht gelingt. Lapide kommt über die Tschechoslowakei und Polen nach Großbritannien und wird dort von einem Bauern aufgenommen.
Von 1951 bis 1962 ist er als Diplomat für das israelische Außenamt tätig. Er trifft mit Papst Pius XII und seinem Nachfolger Johannes XXIII zusammen, studiert in den frühen 50er Jahren an der School for Political Science und vertritt die israelische Regierung als Konsul und Presseattaché in Mailand. Als Dozent an der Hebräischen Universität begegnet er u.a. auch Erzbischof Montini, dem späteren Papst Paul VI.
In den späten 50er Jahren studiert Lapide Literatur an der Universität Bocconi in Mailand und ist ab 1958 erster Botschaftssekretär und Kulturattaché Israel im brasilianischen Rio de Janeiro.
Als verantwortlicher Koordinator zeichnet er in den Jahren 1962 bis 1964 für die Israelischen Interministeriellen Pilgerkomitees verantwortlich und arbeitet als Direktor für Publikationen im Pressebüro des Ministerpräsidenten in Jerusalem. 1964 folgt die nächste Position, als stellvertretender Leiter des Staatlichen Presseamtes in Israel. In dieser Zeit setzt Pinchas Lapide seine Studien an der Hebräischen Universität fort und widmet sich hier auch und vor allem dem Christentum und dem Neuen Testament
1965 arbeitet er am American Institute for Bible Studies und dem American College in Jerusalem, studiert Romanistik, Politologie und Mediävistik an der Hebräischen Universität. In den späten 60er Jahren reist er zu Vorträgen in Universitäten und Kirchen in die Vereinigten Staaten und besucht 1968 erstmals Deutschland. Im selben Jahr noch übersiedelt er nach Tel Aviv und beendet seine Studien in Romanistik, Frühchristentum und Mediavistik in Jerusalem.
1969 nimmt Pinchas Lapide seine Forschungen am Martin-Buber-Institut für Judaistik in Köln auf, promoviert bei Buber 1971 zum Dr. phil. .und läßt sich als freier Schriftsteller in Frankfurt/ Main nieder. Als Lehrer und Referent kehrt der Religionswissenschaftler von 1972 bis 1975 an die Bar-Illan-Universität in Jerusalem zurück.
„Pinchas Lapide’s Hauptanliegen war es, Feindbilder zwischen Juden und Christen abzubauchen und Vorurteile durch ein fruchtbares Miteinander zu ersetzen. Er wollte von der oft hochstilisierten christlichen Drohbotschaft zur biblischen Frohbotschaft zurückführen. So sind seine zahlreichen Veröffentlichungen zum Neuen Testament und zum christlich – jüdichen Dialog Wegweiser, heutige Probleme gemeinsam – aber ohne Synkretismus – zu lösen.“ *)
1993 wird Pinchas Lapide für seine Versöhnungsbemühungen das Große Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland verliehen sowie der Ehrenpreis der Stiftung Kulturförderung und, im darauffolgenden Jahr, die Ehrenplakette der Stadt Frankfurt. Pinchas Lapide stirbt im Alter von fast 75 Jahren nach langer Krankheit. Seine Frau Ruth setzt die gemeinsame Arbeit nach dem Tod fort.
„Was gehen uns die Fremden an?“ Ulrike Müller (1991) im Gespräch mit Pinchas und Ruth Lapide über die Themen Fremdheit, Exil und Asyl.
Klicken Sie bitte hier, um diesen O-Ton (als MP3-Datei) in ganzer Länge anzuhören
© Ulrike Müller
Quelle:
*) Pinchas Lapide. Kiefel-Verlag 1996, hier zitiert aus: http://people.freenet.de/lapide
Links (deutsch):
http://people.freenet.de/lapide
http://de.wikipedia.org/wiki/Pinchas_Lapide
http://dispatch.opac.ddb.de/DB=4.1/REL?PPN=118800795
http://www.jcrelations.net/de/?id=2060
http://www.karfreitagsgottesdienste.de/heb9.html#lapide
http://www.qumran.org/homes/literatur/lapide.html
http://www.antiquario.de/a_autoren/l/Lapide_Pinchas.html
http://www.jcrelations.net/de/?id=842
http://www.religionslehrer.lu/spiritualitaet/Lapide_Ruth.htm
http://www.br-online.de/alpha/forum/vor9812/
19981222_i.shtml
International:
http://desde-sefarad.blogspot.com/2005/09/de-los-archivos-vaticanos.html
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