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Lustiger, Arno

H.A.M. 0

Arno Lustiger
Historiker und Schriftsteller

Geb. 7. 5. 1924 in Będzin/ Polen


„Die Wege der Erinnerung sind schwierig, aber solange wir leben, sollten wir sie alle in unserem Gedächtnis behalten: die sechs Millionen unserer Brüder und Schwestern, davon eine Million in Auschwitz, die anderen Opfer der Nazis ohne Unterschied ihrer Herkunft, Religion oder des Grundes ihrer Verfolgung, die Retter und die Widerstandskämpfer aller Nationen, die Soldaten der 100. Division, die heute vor 60 Jahren Auschwitz befreiten und dabei fielen, unter ihnen, der sowjetische Moslem Leutnant Gilmudin Baschirow.“

(Arno Lustiger in seiner Rede vor dem Deutschen Bundestag am 27. Januar 2005)*


Der Cousin des ehemaligen Erzbischofs von Paris, Kardinal Jean-Marie Lustiger verbringt seine Kindheit in der oberschlesischen Kreisstadt, in der sein Vater David Lustiger, Besitzer eines Maschinenbetriebs zur Brotherstellung, gleichzeitig auch Stadtrat ist.

1939 überfallen deutsche Truppen Polen, das väterliche Unternehmen wird von den Nationalsozialisten beschlagnahmt und Lustigers Vater muß in seiner eigenen Firma nun als Angesteller arbeiten.


Anfang 1943 wird die jüdische Bevölkerung der Stadt im Ghetto Będzin interniert. Die Familie Lustiger verbirgt sich in einem Kellerversteck. Nachdem im August 1943 das Ghetto geräumt und seine Bewohner ins Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert worden sind, geht die Familie Lustiger freiwillig ins Zwangsarbeiterlager Annaberg in Schlesien, um so wenigstens zusammenbleiben zu können.


Dennoch wird hier die Familie Lustiger auseinandergerissen: Arno kommt ins KZ Ottmuth und anschließend nach Blechhammer,
ein Außenlager von Auschwitz. Auch sein Vater wird hierhin deportiert und kommt später im KZ Auschwitz-Birkenau ums Leben.

Am 21. Januar 1945 muß Arno Lustiger vor den anrückenden sowjetischen Truppen in Eiseskälte mit viertausend anderen Häftlingen den Todesmarsch zum KZ Groß-Rosen in Niederschlesien antreten – nur knapp die Hälfte von ihnen wird diese unvorstellbaren Strapazen überleben. Lustiger ist einer von ihnen – und wird bald darauf erneut deportiert: zunächst ins KZ Buchenwald, und von dort nach Langenstein bei Halberstadt im Südharz, wo die meisten der zu Schwerstarbeit im Bergwerk gezwungenen Häftlinge nach drei bis vier Wochen sterben. Arno Lustiger überlebt.


Im April 1945, als das Lager vor der anrückenden US-Armee geräumt wird, kann er fliehen, wird von Angehörigen des NS-Volkssturms gefangen genommen, entkommt erneut und wird von der US-Army gerettet, für die der acht Sprachen sprechende Lustiger vorübergehend dann auch als Dolmetscher tätig ist.


Er geht nach Frankfurt, baut als Textilfabrikant in der Mainmetropole ein erfolgreiches Unternehmen für Damenmoden auf und widmet sich daneben immer wieder historischen Themen wie der deutsch-jüdischen Geschichte, dem Spanischen Bürgerkrieg, schreibt über den jüdischen Widerstand sowie zur stalinistischen Judenverfolgung. Der Mitbegründer der jüdischen Gemeinde in Frankfurt gehört dem Vorstand der Budge-Stiftung an, einem Altenwohn- und Pflegeheim für Juden und Christen, und lehrt ab Mai 2004 als Gastprofessor am renommierten Fritz-Bauer– Institut in Frankfurt/ Main.

Am 27. Januar 2005, dem 60. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz, hält Dr. phil.h.c. Arno Lustiger eine bemerkenswerte Rede im Rahmen der Gedenkstunde im Deutschen Bundestag zur Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus.


Quellen:

(*) Das Eingangs-Zitat wurde der folgenden Website entnommen:
http://www.bundestag.de/aktuell/presse/2005/pz_0501271.html

http://de.wikipedia.org/wiki/Arno_Lustiger


Literatur:

Arno Lustiger: Sing mit Schmerz und Zorn. Ein Leben für den Widerstand.
Aufbau-Verlag, Berlin 2004, ISBN 978-3-351-02579-3

ders.: Wir werden nicht untergehen. Zur jüdischen Geschichte.
Ullstein-Verlag, München 2002, ISBN 3-55007546-4

ders.: Schalom Libertad! Juden im spanischen Bürgerkrieg.
Aufbau-Verlag, Berlin 2001, ISBN-10: 374668059X, ISBN-13: 978-3-74668059-0


Links (deutsch):

http://www.das-parlament.de/2005/05-06/Dokumentation/003.html

http://www.fes.de/fulltext/historiker/00712toc.htm

http://www.welt.de/data/2007/01/20/1181709.html?prx=1

http://dispatch.opac.d-nb.de/DB=4.1/REL?PPN=115639357

http://www.fritz-bauer-institut.de/gastprofessur/lustiger.htm#vita

http://www.fritz-bauer-institut.de/rezensionen/nl24/brumlik_2.htm

http://www.nadir.org/nadir/periodika/jungle_world/_98/45/05b.htm

http://www.perlentaucher.de/autoren/12661.html

http://www.literaturhaus.at/veranstaltungen/friedtage/buch/lustiger.html

http://www.antiquario.de/a_autoren/l/Lustiger_Arno.html


International:

http://multitudes.samizdat.net/J-ai-confiance-en-la-bonne.html

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