Max Brod
Schriftsteller, Kritiker und Komponist
Geb. 27.5.1884 in Prag/ Österreich-Ungarn
Gest. 20.12.1968 in Tel Aviv/ Israel
Unter den wenigen deutschsprachigen Schriftstellern, denen es gelingt, sich am hebräischen Kulturleben zu beteiligen, ragt Max Brod hervor. In den 1910er und 1920er Jahren ist Brod als Angehöriger des „Prager Kreises“ und als kulturzionistisch engagierter Schriftsteller bekannt geworden. Nach dem Tod seines Freundes Franz Kafka gibt er dessen literarischen Nachlass heraus und schafft damit die Grundlage für die weitere Kafka-Rezeption.
Im Oktober 1902 lernt Max Brod, Sohn einer alteingesessenen jüdischen Prager Familie, Franz Kafka in der „Lese- und Redehalle der deutsche Studenten“ kennen, wo Brod einen Vortrag über Arthur Schopenhauer hält. Auf dem Nachhause-weg spricht ihn der um ein Jahr ältere Kafka an. Brod und Kafka treffen sich fortan regelmässig und bleiben bis zu Kafkas Tod eng befreundet (so lernt z.B. Franz Kafka 1912 in Max Brods Elternhaus seine spätere Freundin und Verlobte Felice Bauer kennen, eine Kusine von Brods Schwager).
Brod studiert Jura an der deutschen Universität in Prag, wo er auch 1907 promoviert. Die Vorträge und Begegnungen von und mit Martin Buber im Prag der Jahre 1909 bis 1910 vertiefen sein Verständnis des Judentums und machen aus Brod einen überzeugten Zionisten. Allerdings gibt sein ausgeprägtes jüdisches Volks- und Identitätsbewußtsein immer wieder Anlaß zu starken politischen und ethischen Auseinandersetzungen, nicht zuletzt auch mit dem ebenfalls in Prag lebenden Schriftsteller Franz Werfel.
Bis 1924 arbeitet Max Brod als Beamter bei der Postdirektion in Prag, dann als Kulturreferent im Ministeratspräsidium der CSR und von 1929 bis 1939 als Literatur- und Musikkritiker des „Prager Tageblatts“. Der Mitbegründer des jüdischen Nationalrates in der CSR setzt sich später in seiner Funktion als Vizepräsident auch und vor allem für die Errichtung von jüdischen Schulen ein.
Nach dem frühen Tod Kafkas im Jahre 1924, wird Max Brod, der seinen Freund als „größten Dichter unserer Zeit“ bezeichnet, zu dessen Nachlassverwalter bestimmt. Entgegen der ausdrücklichen testamentarischen Verfügung Kafkas, sein Werk zu vernichten, fühlt sich Max Brod moralisch verpflichtet, Kafkas Werk der Welt zu erhalten und beginnt bereits 1925-1927 mit der Veröffentlichung der Romanfragmente Kafkas. In den dreißiger Jahren folgt eine sechsbändige Werkausgabe, später eine Biographie über Franz Kafka.
Am 15. März 1939 verläßt das Ehepaar Brod Prag und emigriert ins damalige Palästina, wo Max Brod in Tel Aviv bis zu seinem Tod als Dramaturg für das Nationaltheater „Habimah“ sowie als Musik- und Theaterkritiker arbeitet.
Juden, Tschechen, Deutsche.
Zu Max Brods frühen Romanen.
„Wenn Leser in den zwanziger oder dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts verwundert fragten: „Wer ist denn Franz Kafka?“, erhielten sie die Antwort: „Das ist ein Freund des berühmten Max Brod“. Wenn heute Leser fragen: „Wer ist Max Brod?“, dann heißt es: „Der Freund des berühmten Franz Kafka“. Max Brod ist hinter Kafka verschwunden. Ohne ihn gäbe es Kafka nicht als Schriftsteller, er hat ihm den Weg in die Weltliteratur geebnet, immer überzeugt von dessen überragender Größe. Sich selbst hat er damit geschadet: sein Werk, das sich neben dem von Franz Werfel und Stefan Zweig mühelos behaupten könnte – wer kann sich schon neben dem Franz Kafkas behaupten? – , wird nicht gelesen; als Autor ist er nahezu unbekannt, seine Bücher sind nicht nur aus den Buchhandlungen verschwunden, die meisten – und er schrieb viele – sucht man auch in den Bibliotheken vergeblich…“
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Quelle:
Manchmal habe ich Sehnsucht nach Prag – Ein Else-Lasker-Schüler-Almanach. Herausgegeben von der Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft im Peter Hammer Verlag, Wuppertal 2005, ISBN 3-7795-0044-2
Literatur:
Franz Kafka: Kritische Ausgabe.
Schriften – Tagebücher. 15 Bände.
Fischer Taschenbuch Verlag,
Frankfurt/ M. 2002, 7206 Seiten,
125,00 EUR, ISBN 3596157005
Werke:
Romane:
Schloß Nornepygge, 1908;
Trilogie „Kampf um Wahrheit“ (Tycho Brahes Weg zu Gott, 1915; Reubeni, Fürst der Juden, 1925;
Galilei in Gefangenschaft, 1948);
Die Frau, nach der man sich sehnt, 1927;
Stefan Rott oder Das Jahr der Entscheidung, 1931;
Annerl, 1936; Der Meister, 1951; Armer Cicero, 1955;
Mira, 1958. – Streitbares Leben, 1960 (Autobiographie). – Abhandlungen:
Heidentum, Christentum, Judentum, 2 Bände, 1921;
F. Kafka, 1937;
Diesseits und Jenseits, 3 Bände, 1947/48;
F. K. Glauben und Lehre, 1948;
Der Prager Kreis, 1966. – M. Brod – F. Kafka – eine Freundschaft, Briefwechsel, 1989.
Sekundärliteratur:
1960 Mager, Jörg: „Einleitung“ in Die verbotene Frau. 1960. S. 5-15.
1969 Hugo Gold, Hg. Max Brod: Ein Gedenkbuch. 1884 – 1968. Verfasser: Brod, Max; Gold, Hugo
— Wessling, Berndt W. Max Brod: Ein Portrait. Stuttgart. 138 S. Bibliographie (S. 125 – 131)
1970 Pazi, Margarita. Max Brod: Werk u. Persönlichkeit. Bonn. 177 S. Bibliographie (S. 170 – 173)
1972 Kayser, Werner ; Gronemeyer, Horst. Max Brod : [Mit unveröffentlichten Briefen Max Brods an Hugo u. Olga Salus u. an Richard Dehmel]
1979 Dorn, Anton Magnus: Leiden als Gottesproblem im Werk von Max Brod. München 342 S.
1983 Michaels, Jennifer E.: Anarchy and eros. Otto Gross‘ impact on German expressionist writers: Leonard Frank, Franz Jung, Johannes R. Becher, Karl Otten, Curt Corrinth, Walter Hasenclever, Oskar Maria Graf, Franz Kafka, Franz Werfel, Max Brod, Raoul Hausmann and Berlin Dada. New York.
1984 Wessling, Berndt W. Max Brod : ein Portrait zum 100. Geburtstag. Gerlingen. 140 S.
1985 Brod, Max [Mitverf.] ; Schoeps, Hans-Joachim [Mitverf.] ; Schoeps, Julius H. [Hrsg.]: Im Streit um Kafka und das Judentum: Briefwechsel. Königstein/Ts. 248 S.
1987 Lerperger, Renate [Mitarb.] Max Brod : Talent nach vielen Seiten; Ausstellungskatalog. Klosterneuburg. 26, [30] S.
1992 Bärsch, Claus-Ekkehard: Max Brod im Kampf um das Judentum : zum Leben und Werk eines deutsch-jüdischen Dichters aus Prag. Wien. 202 S.
2002 Gassmann, Arno A.: Lieber Vater, lieber Gott? : der Vater-Sohn-Konflikt bei den Autoren des engeren Prager Kreises (Max Brod – Franz Kafka – Oskar Baum – Ludwig Winder). Hrsg. von Dieter Sudhoff. Oldenburg. 319 S.
http://www.lesekost.de/autoren/brod/HHL119W.htm
Links (Deutsch):
http://www.literaturepochen.at/exil/lecturepage5010_7.html
http://www.lesekost.de/autoren/brod/HHL119.htm
http://www.aeiou.at/aeiou.encyclop.b/b779661.htm
http://www.literaturepochen.at/exil/lecturepage5010_7.html
http://www.kafkaesk.de/max_brod.shtml
http://www.radio.cz/de/artikel/50808
http://www.xlibris.de/Autoren/Kafka/Lebenslauf/Kafka-Lebenslauf-03.htm
http://www.onb.ac.at/sammlungen/litarchiv/bestand/sg/wid/tx_brod1.htm
http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=5813&ausgabe=200303
http://www.sandammeer.at/zeitloses/kafka.htm
http://www.zeit.de/archiv/2001/05/zeit5005.xml
http://www.orpheustrust.at/noten.php?l=g&von=91¬ensearch=
International:
http://www.pitt.edu/~kafka/brod.html
http://www.thejewishmuseum.org/site/pages/content/exhibitions/special/kafka/kafka_life.html
http://www.mala.bc.ca/~mcneil/cit/citlckafka1.htm
http://www.radio.cz/fr/article/47960
http://de.wikipedia.org/wiki/Max_Brod
http://www.scritturaimmanente.it/kafka/amicizie/maxbrod/brodbio.htm
http://www.scritturaimmanente.it/kafka/amicizie/maxbrod/circolopraga.htm
http://www.lamaquinadeltiempo.com/Kafka/Brod.htm
http://literatura.kvalitne.cz/brod.htm
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