Georg Meistermann
Maler und Glasmaler
Geb. 16.6.1911 in Solingen
Gest. 12.6. 1990 in Wittlich
„Da der einzelne für die Diktatur eine Gefahr bedeutet, wenn er auf die Entfaltung der ihm verfügbaren immanenten Anlagen besteht, muß jede ihn stärkende Macht von ihr ideologisch ausgeschaltet werden.
Wenn aber im klaren Gegensatz dazu eine Gesellschaft von freien Menschen darauf gründet und dazu veranlaßt werden soll, die Einzigartigkeit des einzelnen Menschen zur Entfaltung zu bringen, dann muß es Aufgabe der Kunst sein, als Ausdruck eigener Kraft den Wahrnehmenden herauszufordern, zu was auch immer.
Dies ist ein Teil des Wahrheitsgehaltes der Kunst.
Daß sie heute dem allgemeinen Verhalten noch entgegengesetzter scheint, ist eben ihre notwendige Komponente, da der Mensch sich noch nie in der Geschichte so komplex dargestellt hat, wie in diesem Jahrhundert.
Kunst ist nicht Meinung-bildend, sondern Meinung-herausfordernd, sie ist nicht auf Verstehen, sondern auf Erkennen aus.“
(Georg Meistermann: Der Wahrheitsgehalt der Kunst, 1966)
1930 verläßt Georg Meistermann mit dem Abschluß der Mittleren Reife die Schule und geht anschließend zum Studium W. Neuser, H. Nauen und E. Mataré an die Düsseldorfer Kunstakademie. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wird er zum Studienabbruch gezwungen und erhält Ausstellungsverbot. Meistermanns erte Glasfenster in der Kirche St. Engelbert in Solingen wird im Krieg zerstört, 1944 dann weitere seiner früheren Bilder.
„Die Erfahrung der eigenen Unterdrückung durch das menschenverachtende Nazi-Regime haben ihn ein Leben lang geprägt. Das, war er erlebt hatte und was andere durch Deutsche erleiden mußten, haben ihn veranlaßt, politische Prozesse im Nachkriegsdeutschland mit höchster kritischer Aufmerksamkeit zu verfolgen. Wenn der Demokratiedefizite oder gesellschaftspolitische Fehlentwicklungen erkannte, nahm er kein Blatt vor den Mund. In seiner rigorosen, moralistischen und oft auch bissigen Art legte er sich mit Parteien, Verbänden und auch der Kirche an. Das brachte ihm nicht nur Anerkennung, Freunde und Mitstreiter ein….Stets forderte Meistermann seine Kollegen und Kolleginnen in zahlreichen Aufsätzen, Reden und schließlich auch als Präsident des Deutschen Künstlerbundes (…) auf, ihren Beitrag für eine humanere Gesellschaft zu leisten. Auch wenn er wußte, daß die Kunst den Menschen nicht ändern kann, glaubte er an die Kraft der Kunst, ein Menschenbild zu formulieren, das die unantastbare Würde eines jeden Menschen bestärken kann.“
Quelle: Georg Meistermann-Museum, Wittlich
http://www.wittlich.de/kultur/museum/meistermann.htm
Die erste Nachkriegs-Einzelausstellung für Georg Meistermann findet 1946 im Studio des Städtischen Museums Wuppertal statt. Drei Jahre später übersiedelt der Künstler nach Köln, wo er fünf Fenster für St. Markus in Wittlich gestaltet 1950 erhält Meistermann den Blevin-Davis-Preis für das Ölbild Der neue Adam und wird Mitglied des neugegründeten Deutschen Künstlerbundes. 1951 verleiht ihm die Wuppertal den Kulturpreis der Stadt.
1952 folgt die Auszeichnung mit der Stefan-Lochner-Medaille der Stadt Köln. Georg Meistermann entwirft und gestaltet die 54-Quadratmeter große Glaswand im Funkhaus des Westdeutschen Rundfunks.. 1953 folgt eine Glasarbeit (240 qm) für St. Kilian, Schweinfurt. Meistermann lehrt als Gastdozent an der Landeskunstschule Hamburg und wird 1953 an die Frankfurter Städelschule berufen, wo er bis 1955 unterrichtet.
Neben seinen freien Werken für den profanen Bereich arbeitet der gläubige Katholik Meistermann immer wieder und mit mit großer Leidenschaft für den sakralen Raum. So entsteht 1954 ein Fresko-Altarwandbild für St. Alfons (1954) in Würburg sowie vier Treppenhausfenster (Apokalyptische Reiter) für das Alte Rathaus zu Wittlich.
„Ich mache Propaganda für den christlichen Glauben, ich mache ganz sicher keine Propaganda für die Kirche“.
(Georg Meistermann)
1955 erhält Meistermann den Großen Kunstpreis des Landes Nordrhein-Westfalen und nimmt an der documenta I teil. Von 1955 bis 1959 hat er eine Professur an der Düsseldorfer Kunstakademie inne.
1956 erhält er den ersten Preis für Das beste Glasbild der Glashütte Mittinger. Im darauffolgenden Jahr stellt Meistermann mit der 294 qm-großen Glaswand für die Bottroper Heilig-Kreuz-Kirche die erste abstrakte Gestaltung im sakralen Raum fertig. 1958 wird seine Glasmalerei auf der Biennale in Salzburg ausgezeichnet. Er nimmt 1959 an der documenta II in Kassel teil und wird mit dem Großen Bundesverdienstkreuz geehrt.
1959 beginnt Meistermann mit den Arbeiten an der Fensterwand Der gute Hirte für die Wittlicher Friedhofskapelle. Von 1960 bis 1976 ist er Professor an der Kunstakademie in Karlsruhe. In dieser Zeit (1963) entsteht ein 123 qm-großes Altarfresko für Maria-Regina-Martyrum in Berlin. Georg Meistermann nimmt 1964 einen Lehrauftrag an der Akademie der Bildenden Künste in München an (bis 1967). 1965 wird sein Glasfenster Auferstandener Christus für die Friedhofskapelle in der Trierer Landstrasse fertig.
In den Jahren 1967 bis 1972 präsidiert Georg Meistermann dem Deutschen Künstlerbund. 1969 entstehen sieben Fenster für die Wittlicher Krankenhauskapelle, die mittlerweile im Alten Rathaus installiert sind. Von 1969 bis 1973 arbeitet Meistermann an seinem Ölbild Farbige Notizen zur Biographie des Bundeskanzlers Brandt und hat 1971 eine Übersichtsausstellung
im Rheinischen Landesmuseum Bonn. 1974 erhält er den Kulturpreis der Stadt Solingen. Sein 160q-Fresko-Wandbild schmückt das ZDF-Sendezentrum Mainz.
1975 wird ihm der Staatspreis des Landes Rheinland-Pfalz für Kunst am Bau verliehen. 1976 entstehen Vier Fenster für den Camposanto Teutonico. Von 1979 bis 1986 ist Prof. Georg Meistermann an der Neugestaltung von St. Gereon zu Köln („… mein religiöses Testament und Krönung meiner Lebensarbeit….“) beteiligt. 1981 folgt eine Übersichtsausstellung im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg. 1982 erhält er die Slevogt-Medaille, 1984 den Romano-Guardini-Preis. Er wird 1986 Ehrenmitglied der Kunstakademie Düsseldorf, erhält den Verdienstorden und 1989 den Staatspreis des Landes Nordrhein-Westfallen. Der 1990 mit dem Bundesverdienstkreuz mit Stern und Schulterband ausgezeichnete Glaskünstler stirbt im Juni desselben Jahres in Köln.
Einen großen Teil seines künstlerischen Nachlasses beherbergt das Georg-Meistermann-Museum in Wittlich an der Mosel. Teile des schriftlichen Nachlasses sind bereits seit 1978 im Archiv für Bildende Kunst im Germanischen Nationalmuseum/ Nürnberg.
Nach dem Tode ihres Mannes im Jahre 1990 entschließt sich seine Witwe, die Psychoanalytikerin Edeltrud Meistermann-Seeger, ein Konvolut von Kunstwerken an die Vaterstadt des Künstlers zu geben. Daraus wird ein Schenkungsvertrag mit der Stadt Solingen, der fordert, innerhalb von fünf Jahren ein Museum für diese Werke zu schaffen. Das ist der Grundstein für die Museumsgründung, die in der Folge durch eine Stiftung des Ehepaares Baden, den Stifter und Investor Eugen-Otto Butz und ein innovatives Organisationskonzept der Stadt Solingen zum Museum Baden vollendet wird.
Literatur:
Georg Meistermann. Die Kirchenfenster, Freiburg 1986
Georg Meistermann. Malerei, Köln 1991
Georg Meistermann. Druckgraphiken, Zeichnungen, Glasfenster-Kartons, Glasbilder, Ölgemälde, Wittlich 1992
Links (deutsch):
http://www.bautz.de/bbkl/m/meistermann_ge.shtml
http://www.amertin.de/aufsatz/meistermann.htm
http://www.katholisch.de/html/videohtmlq/schauen012q.html
http://www.museum-baden.de/mbaden/ausst2.htm#meister
http://www.kirchensite.de/index.php?myELEMENT=13010
http://www.derschwebendepunkt.de/eingang.htm
http://home.t-online.de/home/friedenskirche-biberach/html/kirchengebaude.html
http://www.hochschulstellenmarkt.de/info/g/gl/glasmalerei.html
International:
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