Teo Otto
Bühnen- und Kostümbildner, Maler und Zeichner
Geb. 4.2. 1904 in Remscheid
Gest. 9.6. 1968 in Frankfurt/ M.
„Teo Otto – ein Name zu merken!“
(Alfred Kerr, 1930)
„Es gibt ästhetische und nüchtern abstrahierende, es gibt üppig malerische, in dunkelsilbernem oder dunkelgoldenem Barock schwelgende Dekorationen von Teo Otto. Er schüttete ein wahres Füllhorn von Gestalten und Bildern über unser Theater aus“.
(Theater heute, 1968)
Dem im Bergischen Land geborene Teo Otto ist das Proletarische, Aufrührerische, Pietistische so nahe wie Else Lasker-Schüler aus der Nachbarstadt Elberfeld, im heutigen Wuppertal, und bereits als 16Jähriger zeichnet der Sohn aus einer Remscheider Arbeiter- und Sozialistenfamilie die armseligen Lebensbedingungen der Arbeiterklasse.
1927 wird Otto in Berlin Bühnenbildner an der Kroll-Oper, 1930 Chefbühnenbildner am Preußischen Staatstheater und baut im Januar 1933 am Schillertheater das Bühnenbild für Goethes Faust unter der Regie von Gustav Lindemann. In diesen Jahren Jahren arbeitet Otto u.a. mit de Chirico, Moholy-Nagy und Otto Schlemmer zusammen, begegnet der Dichterin Else Lasker-Schüler und lernt Strawinsky und Bertolt Brecht kennen.
Kurz nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten wird Otto entlassen, emigriert im Februar 1933 nach Zürich und lehnt später das Angebot von Reichspropaganda-Minister Joseph Goebbels ab, als Chefbühnenbildner ans Preussische Staatstheater zurückzukehren. Gustaf Gründgens (von 1926 bis 1929 verheiratet mit Erika Mann, der ältesten Tochter des Literaturnobelpreis-Trägers Thomas Mann) hingegen nimmt das Angebot, Intendant dieses Hauses zu werden, an.
Während seiner Exilzeit am Zürcher Schauspielhaus – in den Jahren zwischen 1933 und 1945 das bedeutendste Theater deutscher Zunge – stattet Otto mehr als dreißig Inszenierungen pro Spielzeit aus. Premieren finden zu Beginn wöchentlich, später vierzehntäglich, statt. Teo Otto entwirft und malt u.a. die Bühnenbilder für die Uraufführungen von Brechts Der Gute Mensch von Sezuan, Herr Puntila und sein Knecht Matti und Galileo Galilei. Und nicht zuletzt jener Wagen, den Therese Giehse 1941 bei der Uraufführung der Mutter Courage in Zürich, 1949 Helene Weigel in Berlin und 1965 Lotte Lenja in Recklinghausen ziehen, machen Teo Otto weltberühmt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wird Otto zu einem der gefragtesten Bühnenbildner des deutschsprachigen Theaters. Neben Verpflichtungen für die Salzburger Festspiele und das Wiener Burgtheater ist er immer wieder auch für internationale Bühnen in New York, Paris, London, Mailand, Israel und Syrakus tätig. Einem Ruf Bert Brechts, fest ans Berliner Ensemble zu wechseln, kommt er 1949 allerdings nicht nach, wiewohl Ottos Arbeiten unter Harry Buckwitz, Generalintendant an den Städtischen Bühnen in Frankfurt/ M., richtungweisend für die bundesdeutsche Brecht-Rezeption werden.
In vierzig Theaterjahren entstehen an die 800 Bühnenbilder, darunter für Juarez und Maximillian (Salzburg, 1958), Der Richter von Zalamea (Wien, 1962), Macbeth (Wien und Salzburg, 1964) sowie Lulu von Alban Berg (Frankfurt, 1969). Zu Ottos berühmtesten Arbeiten gehört jedoch zweifellos das Bühnenbild zu Goethes Faust, mit allein fünfzehn Aufführungen, darunter die legendäre Hamburger Inszenierung aus dem Jahr 1957/58 mit Gustav Gründgens in der Rolle des Mephisto. Daneben arbeitet er mit Gustav Lindemann, Günther Rennert, Fritz Kortner, Kurt Hirschfeld, Oskar Fritz Schuh, Karl Heinz Stroux, Leopold Lindtberg und Giorgio Strehler zusammen.
Else Lasker-Schülers einziges Drama Die Wupper gehörte neben Lessings Nathan der Weise zum Premieren-Programm des neuen Schauspielhauses, das im September 1966 in ihrer Vaterstadt Wuppertal eröffnet wurde. Unser Foto zeigt eine Szene der dortigen Aufführung. Das Bühnenbild entwarf Teo Otto.
Von 1953 bis 1958 lehrt Otto an der Kunstakademie in Kassel und ab 1959 bis zu seinem Tod in Düsseldorf als Professor und Leiter der Bühnenbildklasse. Neben seinen Bühnenbildern hinterläßt er als Maler und Zeichner ein umfangreiches künstlerisches Werk.
Teo Otto wird 1968 in seiner Geburtsstadt beigesetzt. Seit Ende September 2001 trägt das Städtische Theater den Namen des Remscheiders, der zu den bekanntesten Bühnenbildnern des 20. Jahrhunderts gehört.
Links (deutsch):
http://de.wikipedia.org/wiki/Teo_Otto
http://www.aeiou.at/aeiou.encyclop.o/o942307.htm
http://www.welt.de/data/2004/08/06/315214.html
http://www.microarchitecture.net/Texte/deutsch/otto-deutsch.html
http://dispatch.opac.ddb.de/DB=4.1/REL?PPN=118738828
http://www.adk.de/otto/pressefotos.htm
http://www.literaturepochen.at/exil/lecturepage5006_20.html
http://www.teo-otto-theater.de
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