Stefan Pollatschek
Journalist und Schriftsteller
Geb. 17.6. 1890 in Wien/ Österreich-Ungarn
Gest. 17.11.1942 in Epsom (Surrey)/ GB
Pollatschek besucht das Wiener Schottengymnasium und dient im Ersten Weltkrieg als Reserveoffizier in der österreichisch-ungarischen Armee. Danach folgen Jahre als Journalist, Kaufmann und Schriftsteller, der 1930 mit Gericht seinen ersten (Fortsetzungs)-roman in der Arbeiter-Zeitung veröffentlichen kann.
Nach dem Anschluß Österreichs an Hitler-Deutschland im März 1938 bemüht sich der Jude und Sozialdemokrat um ein Ausreisevisum und kann drei Monate später mit seiner Familie nach Prag fliehen. 1939 gelangt er mit Hilfe des Thomas Mann-Committee nach Großbritannien; wo er zunächst in London, dann in Manchester lebt und sich hauptsächlich der Auseisandersetzung mit jüdischer Philosophie widmet.
In Bacton on Sea (Norfolk) beginnt Pollatschek mit der Niederschrift seines monumentalen Romans Dr. Ascher und seine Söhne, in dem er am Beispiel einer Familiengeschichte den erzählerischen Bogen von der Judenverfolgung der spanischen Inquisition bis ins Wien des Jahres 1938 spannt. Im Sommer 1939 erleidet der Schriftsteller einen schweren Herzanfall.
Nach Beginn des Zweiten Weltkrieges wird der nunmehr feindliche Ausländer im Juni 1940 in der Festung von Norwich und danach auf der Isle of Man interniert. Im Lager hält Pollatschek Vorträge in der informellen Volkshochschule. Nach seiner Entlassung wenige Monate später muß sich der Schriftsteller in London einer Herzbehandlung unterziehen. Der Schwerkranke schreibt in dieser Zeit rastlos weiter an seinem in Norfolk begonnenem Buch. Stefan Pollatschek stirbt als staatenloser Exilant im Alter von 52 Jahren und wird seinem Wunsch entsprechend auf dem jüdischen Friedhof beigesetzt.
Pollatscheks über 1.000 Seiten umfassender Exil-Roman Dr. Ascher und seine Väter wird nach seinem Tod teilweise in Die Zeitung (London) veröffentlicht und erscheint erst sechs Jahrzehnte später als Buch. Die posthume Publikation von Dozent Müller (ursprünglich auch Die Pest) kann durch Vermittlung seines Freundes, des damaligen Wiener Kulturstadtrates Viktor Matejka, realisiert werden.
Stefan Pollatschek:
Doktor Ascher und seine Väter (Roman)
Hrsgg. und bearb. von Konstantin Kaiser und Ulrike Oedl.
Mit einem Nachwort von Gerda Hoffer.
Mandelbaum-Verlag, Wien 2004,
ISBN 3-85476-129-5
Links (deutsch):
http://www.students.uni-mainz.de/hilst005/PollatMaschine.htm
http://www.schreibkraft.adm.at/rezension.php?rezensionsid=163
http://www.diepresse.com/Artikel.aspx?channel=k&ressort=kl&id=494875
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