Erwin Piscator
Regisseur und Intendant
Geb. 17.12.1893 Ulm (Kr. Wetzlar)
Gest. 30.03.1966 in Starnberg
Erwin Friedrich Max Piscator wird als Sohn des Kaufmanns Carl Piscator und dessen Ehefrau Antonie Piscator (geb. Laparose) geboren und wächst in einem protestantischen Elternhaus auf.
Nach seinem Schulabschluß am Marburger Gymnasium 1913 studiert Piscator zuerst Germanistik, Philosophie und Kunstge-schichte an der Universität München und tritt am Münchner Hof- und Nationaltheater als Volontär auf. Während des Ersten Weltkrieges wird er 1915 zum Frontdienst einberufen. 1915 und 1916 erscheinen Anti-Kriegs-Gedichte von Piscator in der Berliner Zeitschrift „Die Aktion“. 1917 meldet sich der 23jährige bei einem Fronttheater in Belgien als Schauspieler und Regisseur. Über Vermittlung des Theaterleiters macht Piscator die Bekanntschaft mit dem Verleger Wieland Herzfeld.
1920 übernimmt Erwin Piscator mit Hermann Schüller in Berlin das Proletarische Theater, eine Bühne der revolutionären Arbeiterschaft. Das Ensemble besteht aus Mitgliedern der Berliner Dada-Bewegung und spielt in den Arbeitervierteln der Stadt vorwiegend Stücke zeitgenössischer Autoren zu aktuellen sozialpolitischen Fragen. Im Jahr darauf (1921) wird das Proletarische Theater geschlossen. 1922/23 übernimmt Piscator die Leitung des Central-Theaters in Berlin-Kreuzberg. 1924 wird er Gastregisseur an der Berliner Volksbühne und entwickelt in dieser Zeit einen eigenen Inszenierungsstil, bei dem der dramatische Text als Material dient und durch andere Elemente wie Filmeinblendungen, Projektionen und politische Losungen ergänzt wird.
Die beiden grossen Revuen Piscators, „Revue Roter Rummel“ und „Trotz alledem“ sind gleichsam Höhepunkte des politischen Massentheaters der Weimarer Republik. Mit der Revue „Trotz alledem“ eröffnet die KPD ihren 10. Parteitag im Juli 1925.
1927 wird die erste Piscatorbühne durch Vermittlung der Schauspielerin Tilly Durieux am Nollendorfplatz mit der Uraufführung von Ernst Tollers „Hoppla, wir leben!“ Als Dramaturgen arbeiten neben Mehring auch Bert Brecht und Ernst Toller an der Piscatorbühne. 1928 wird das Lessing-Theater als zweite Spielstätte angemietet. Mitglieder der Piscator-Bühnen sind u.a. Tilla Durieux, Helene Weigel, Ernst Deutsch, Gustav Fröhlich, Ernst Busch, Fritz Kortner, Max
Pallenberg, Sybille Binder und Leonard Steckel. Es soll noch eine zweite und dritte Piscatorbühne folgen, aber alle Projekte scheitern schließlich bis 1931 aus finanziellen Gründen.
1929 wird Piscators Kampfschrift „Das politische Theater“ publiziert.
1931/32 übersiedelt Erwin Piscator in die Sowjetunion, dreht dort den Film „Aufstand der Fischer von St. Barbara“ nach einer Novelle von Anna Seghers und plant, in Kooperation mit dem Internationalen Revolutionären Theaterbund, eine Experi-mentierstätte für antifaschistische Theater- und Filmarbeit.
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 kann Piscator nicht mehr nach Deutschland zurückkehren, da er als Kommunist auf der Fahndungsliste der Gestapo steht. Er bleibt als Emigrant in der UdSSR. Im November 1934 wird Piscator Präsident des Internationalen Revolutionären Theaterbundes (IRTB). Im selben Jahr bürgert in das nationalsozialistische Deutschland aus. 1936 reist er in seiner Eigenschaft als IRTB-Präsident nach Westeuropa und bleibt in Paris, als ihm Wilhelm Pieck postalisch von einer Rückkehr nach Moskau abrät.
Im Februar 1962 wird Erwin Piscator zum Intendanten der Freien Volksbühne in West-Berlin berufen. Mit seinen Uraufführungen von Hochhuths „Der Stellvertreter“, Kipphardts „In der Sache J. Robert Oppenheimer“ und Weiss‘ „Die Ermittlung‘ wendet sich Piscator ab 1963 vom politischen dem Dokumentationstheater zu.
Am 30. März 1966 stirbt Erwin Piscator in einem Sanatorium im bayrischen Starnberg. Am 6. April wird er auf dem Waldfriedhof an der Potsdamer Strasse in Berlin-Zehlendorf beigesetzt.
Links:
http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/PiscatorErwin
http://www.erwin-piscator.de/Set-5.htm
http://www.adk.de/archiv/info/piscator-e.html
http://www.theatrelinks.com/piscator.htm
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