Antonio Reiser
Befreiungstheologe
Geb. 15.11. 1930 in Buenos Aires/ Argentinien
„Wir sind Menschen, die als Mitmenschen uns von diesem Schicksal der Indios betroffen fühlen, verantwortlich fühlen auch nicht nur für ihr Überleben, sondern auch, daß sie weiterleben können wie andere Menschen, ja. Und haben die Entscheidung oder den Entschluß gefaßt, also: wir gehen ihren Weg!“
(Antonio Reiser)
Der Sohn eines deutschämmigen Einwanderers wächst im nordargentinischen Misiones, nahe zur Grenze von Brasilien und Paraguay, auf. Bereits sehr früh lernt der Kleinbauernsohn, was es bedeutet. rechtlos zu sein, denn die Familie verliert ihr karges Stück Land an einen Großgrundbesitzer. Jetzt, sagt Antonios Mutter zu ihrem Sohn, sind auch wir wie die Indios!
„Ich bin in Missiones zur Schule gegangen. Es wurde uns verboten, in Guarani etwas zu sagen. Nicht einmal außerhalb der Schule, etwa auf dem Heimweg, sollten wir so was sagen. Weil wir in Argentinien sind, so hieß es…!
Man sagte, der Indio sei der erste Herr des Landes! Aber das klang – und klingt bis heute noch – nur folkloristisch. Sie waren es einmal, aber ihnen wurde zunächst ein Kontinent genommen, und in der neuesten Zeit wurde ihnen sogar das Grab genommen. Also, dem Indio blieb nichts!“
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© Ulrike Müller
Der Verfolgung durch die Militärdiktatur in Argentinien kann Antonio Reiser nur mit Mühen entkommen – die Einladung zu einem Kirchentreffen im kanadischen Vancouver rettet ihm das Leben, und anschließend geht Antonio Reiser ins Exil nach Europa. Erst Mitte der 80er Jahre kehrt er in seine Geburtsheimat zurück. Im Stich gelassen von seiner eigenen Kirche in Zeiten der Not und Verfolgung, wo er sie am meisten gebraucht hätte, geht er fortan seinen eigenen Weg im Kampf um die Rechte der Ureinwohner und wird in den Folgejahren zum Mitbegründer und geistigen Motor eines Menschenrechtsvereins.
WENN JEMAND STIRBT
„So sprach Unser Vater vom Anfang
zu den Wahrhaftigen Vätern der Seelen Seiner eigenen Kinder,
der Menschen:
„Der sich aus der Mitte der Seelen schon erhoben hat,
der schon zurückgekehrt ist zum Wohnsitz desjenigen,
der ihn ausgesandt hatte:
Obwohl der Knochen desjenigen, der den Stab der Macht
trug – sein menschlicher Körper –
scheinbar nicht mehr geliebt werden,
obwohl diese scheinbar nutzlos zurückgeblieben sind,
wirst du sie sanft vom Licht des Blitzes erleuchten lassen,
du, der du ohne Makel bist,
bis zum Verschwinden der Raum-Zeit“ *)
Fotos:
Diotima Csispai und Florian Müller
Quelle:
*) Eines der Gebete, das die Mbya (-Guarani) sprechen, wenn jemand stirbt, bezieht sich auf die Fürsorge der „Wahrhaften Väter der Seelen“, für den toten menschlichen Körper, der ihnen von Namandu, „Unserem Vater vom Anfang“ , aufgetragen wurde.
Hier zitiert aus: Friedl Grünberg Auf der Suche nach dem Land ohne Übel – Die Welt der Guarani-Indianer Südamerikas, Peter Hammer-Verlag Wuppertal, 1995, ISBN 3-87294-697-8, S. 243
„Für Antonio Reiser zum 80. Geburtstag: Politischer Protest und christliches Martyrium ‒ Kaj Munk , Dietrich Bonhoeffer , Oscar Romero und viele andere …“
Autor: Paul Gerhard Schoenborn.
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Links (deutsch):
http://www.forumeinewelt-gauting.de/forumlak3.htm
http://www.romanistik.uni-mainz.de/hisp/bibl/Bibl_Guarani2.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Guaran%C3%AD_%28Sprache%29
http://www.staff.uni-mainz.de/lustig/texte/guahispa.txt
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