Louis Saguer (eigtl. Wolf Simoni)
Komponist
Geb. 31.3. 1907 in Berlin
Gest. 1.3. 1991 in Paris/ Frankreich
Sein biografischer Bogen spannt sich von Berlin bis Paris. Aus dem deutschen Wolf Simoni wird jener französische Komponist Louis Saguer, der sich selbst später als Anonymus des 20. Jahrhunderts bezeichnenen wird.
Der junge Mann steht am Beginn einer hoffnungsvollen Karriere als Komponist. Er arbeitet an der Filmmusik zu Sergej Eisensteins Panzerkreuzer Potemkin mit, ist Assistent von Hanns Eisler und gehört zum Freundeskreis von Louis Aragon. 1933 steht sein Name auf der Verhaftungsliste der Nazis, denn Simoni ist Jude und Linker. Nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht in Frankreich im Frühjahr 1940 wird er interniert, kann jedoch entkommen und wird von Freunden in Südfrankreich versteckt. Hier legt sich der deutsche Flüchtling Wolf Simoni den französischen Namen Louis Saguer zu.
„Die „Rolle des einsamen Wolfs“ wird entworfen. 50 Jahre später notiert er: „Vielleicht hast Du Dich schon überlebt.“ Die „Leere“ der Avantgarde hat er zuerst in sich selbst gefühlt. Ein Fremdling in Deutschland bei kurzen Besuchen. Unablässig auf der Suche nach Freunden, ein Liebessüchtiger, krisengeschüttelt. Minimale Wiedergutmachung aus Deutschland lindert 1964 die ärgste Not. Die Analyse der „Krisis“ kam in Darmstadt 20 Jahre zu früh. Inhalts-Ästhetik und Wahrnehmungs-Psychologie waren noch nicht gefragt, brachten Hohn ein. Die „Entfremdung der Kunst“, die Abwehr eines an Systeme und Kompositionstechniken gebundenen „Fortschritts“, die Hervorhebung der „gesellschaftlichen Funktion“ von Kunstwerken: all das wurde erst Thema nach 1968…“
Quelle: Claus-Henning Bachmann Der Fremde ganz nah, in:
nmz 1998, 47. Jahrgang, Ausgabe 2, Februar
http://www.nmz.de/nmz/nmz1998/nmz02/kupo-medien/s07a.shtml
Seine rund 400 fertigen, unvollständigen oder bloß skizzenhaft notierten Werke werden in der Pariser Nationalbibliothek aufbewahrt, darunter auch sein Hauptwerk, die Oper Mariana Pineda, nach einer Vorlage des von den Faschisten ermordeten spanischen Dichters Federico Garcia Lorca (Uraufführung: 1969 in Marseille).
Nur etwa zehn Prozent von Saguers Werken sind in Verlagen erschienen. Seine Autobiographie in Tagebuchform sowie drei seiner Vorträge aus den 40er und den frühen 50er Jahren werden erst Ende der 90er Jahre in einem deutschen Musik-Verlag veröffentlicht.
Literatur:
Louis Saguer: Werke und Tage. Texte zur Musik
hrsg. von Bruno Schweyer und Konrad Boehmer
Quellentexte zur Musik des 20. Jahrhunderts, Band 5.1
Pfau-Verlag, Saarbrücken 1998
ISBN 3-930735-98-9
Links (deutsch):
http://www.pfau-verlag.de/shop/2-4-009.html
Die Kommentare sind deaktiviert.