Walter Reuter
Filmemacher und Fotograf
Geb. 4.1. 1906 in Berlin
Gest. 20.3. 2005 in Cuernavaca/ Mexiko
Reuter wächst im proletarischen Viertel von Berlin-Charlottenburg auf, beginnt mit 14 Jahren eine Lehre als Chemiegraph und arbeitet danach als Schauspieler, Tänzer und Fotoreporter. Die deutsche Jugendbewegung hat großen Einfluss auf seine Entwicklung und begeistert ihn für die Avantgarde-Kunst der 20er-Jahre, für Literatur, Theater und Ausdruckstanz.
Als er 1929 wegen seiner Solidaritätsbekundung mit den über 30 Opfern von Polizeiübergriffen am 1. Mai 1929 seine Arbeit als Chemiegraph verliert, erlernt er als Autodidakt das Fotografieren und beginnt mit Reportagen für die Arbeiter-Illustrirte- Zeitung, darunter im Jahr 1931 unter dem Titel Der Mordsturm 33 über jene SA-Einheit, gegen die sein Freund, der junge Rechtsanwalt Hans Litten den sogenannten Edenprozess führt und u.a. Adolf Hitler als Zeuge vorgelädt.
Nicht zuletzt aufgrund dieser Berichte muß Walter Reuter um sein Leben fürchtem und flieht zwei Wochen nach dem Reichstagsbrand im Frühjahr 1933 mit seiner jüdischen Freundin Sulamith Siliava über die Schweiz und Frankreich nach Spanien.
Nach Ausbruch des Spanischen Bürgerkrieges 1936 reist er mit seiner Ehefrau Sulamith und dem gemeinsamen Sohn Jasmin nach Paris. Walter Reuter kämpft zuerst drei Monate auf seiten der Internationalen Brigaden und ist danach Kriegsberichterstatter für die demokratische Regierung an der Front, wo er zweimal verwundet wird. Seine Fotos gelangen über die New Yorker Bildagentur Black Star und die Pressestelle des spanischen Aussenministeriums in die Weltpresse (wo sie allerdings oft ohne Namensnennung veröffentlicht werden).
Der US-amerikanische Schriftsteller Ernest Hemingway, gehört in dieser Zeit ebenso zu Reuters Bekanntenkreis wie Arthur Koestler und Robert Capa, mit dem er Negative und Fotomaterial tauscht. Als Capas Lebensgefährtin, die deutsche Fotografin Gerta Taro, bei Madrid von einem vorbeifahrenden Panzer tödlich verletzt wird, ist Walter Reuter einer der letzten, der mit ihr sprechen kann.
Nach dem Zusammenbruch der spanischen Republik und dem Sieg der Franco-Truppen gelingt ihm die Flucht nach Frankreich zu seiner Familie. Als ehemaliger Spanienkämpfer wird Reuter mehrfach durch die französische Regierung festgenommen und in verschiedene Internierungslager gebracht, zum Schluss 1940 nach Colomb-Béchar in der französischen Sahara, wo er beim Bau der Trans-Sahara- Eisenbahnstrecke durch die Wüste eingesetzt wird.
1942 gelingt ihm auf abenteuerlichen Wegen die Flucht in die marokkanische Hafenstadt Casablanca, wo er Frau und Kind wiedertrifft. Mit dem letzten portugiesischen Schiff, der San Thomé, verläßt die Familie am 20. März 1942 Richtung Mexiko, das dem ehemaligem Spanienkämpfer ein Einreise-Visum ausgestellt hat.
Da er in der ihm zugewiesenen Aufenthaltsort Puebla keine Arbeit findet, geht Reuter – ohne seine mittlerweile wieder schwangere Ehefrau und den kleinen Sohn – in das über 150 Kilometer entfernte Mexiko-City und läßt sich dort als Fotograf nieder, wo er nach anfänglichen Schwierigkeiten mit der Zeit zu einem der profiliertesten Fotojournalisten des Landes wird. Er arbeitet für die wichtigsten mexikanischen Illustrierten und arbeitet an Bilddokumentationen im Auftrag der Regierung.
Daneben widmet sich Reuter dem von ihm bevorzugten Thema Tanz, fotografiert die indigene Bevölkerung Mexikos sowie deutsche Emigranten wie Anna Seghers und Gustav Regler oder mexikanische Künstler wie Diego Rivera und José Clemente Orozco.
Vier Jahre nach seiner Ankunft in Mexiko beginnt Walter Reuter mit seiner Arbeit für den Film: neben Regiearbeiten dreht er den Dokumentarfilm: Historia de un rio (Geschichte eines Flusses) über die Entstehung der Talsperre Temazcal und arbeitet etwa zehn Jahre lang als Kameramann für die mexikanische Wochenschau Clasa y Cine Verdad, er drehte mehrere sozialkritische Dokumentar- und Spielfilme, darunter den Episodenfilm Raíces (Wurzeln), der 1955 den Kritikerpreis bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes erhielt.
1954 stirbt Reuters Frau Sulamith. Einige Jahre später heiratet er eine Mexikanerin indigener Abstammung. Aus finanzieller Not muß Walter Reuter seine Filmkamera verkaufen und wendet sich wieder der Fotografie zu. Auch noch der Hochbetagte unternimmt beschwerliche Reisen in entlegene Bergregionen des Bundesstaates Oaxaca zum Stamm der Triques, mit dem ihn eine besondere Freundschaft verbindet.
„…seine reiche Bildproduktion während des Spanischen Bürgerkrieges 1936-39 sind erst zum Teil erforscht und erschlossen. Die Originale (Negative und Abzüge) müssen als verschollen gelten, sofern nicht in den unergründlichen Tiefen spanischer Archive doch noch etwas davon entdeckt wird. Sein mexikanischer Nachlass umfasst allein an die 120.000 Negative und stellt ein bedeutendes fotografisches Dokument zur Geschichte Mexikos und seiner Urbevölkerung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts dar.“
(http://www.abz-bildagentur.de/presse.html)
Quelle:
http://de.wikipedia.org/wiki/Walter_Reuter
Links (deutsch):
http://www.mexiko-travelnews.de/frs.html?http://www.mexiko-travelnews.de/kultur/kunst/index.html
http://www.mexiko-travelnews.de/frs.html?http://www.mexiko-travelnews.de/kultur/kunst/indexa.html
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