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Schul, Siegmund

H.A.M. 0

Siegmund Schul
Komponist


Geb. 1916 in Chemnitz
Gest. 2.6.1944 in Theresienstadt/ Tschechoslowakei


Obwohl noch längst nicht alle ihre Werke den ihrem Rang gebührenden Platz im modernen Repertoire der Konzertveranstalter und Opernhäuser gefunden haben, sind heute doch zumindest die Namen der Komponisten Viktor Ullmann, Hans Krása, Pavel Haas und Gideon Klein als schöpferische Repräsentanten des Musiklebens im Konzentrationslager Theresienstädter im Bewusstsein der Öffentlichkeit verankert. Weitere, wie beispielsweise Siegmund Schul und Karel Reiner, harren noch der Wiederentdeckung. Wie zahllose andere – bekannte und namentlich unbekannte – Künstler, mit denen sie die Leidenszeit und die Zwangsgemeinschaft im Konzentrationslager teilen mussten, stellten sie ihre besonderen Fähigkeiten und ihre Arbeitskraft in den Dienst des Kampfes gegen Erniedrigung und Unterdrückung, setzten sich für die Bewahrung der Menschenwürde unter unwürdigen Umständen und für die Erhaltung und Vermittlung künstlerischer Ideen und kultureller Werte ein.


Die ersten zwölf Lebensjahre hatte er in seiner Geburtsstadt Chemnitz verbracht. 1928 verlegten der Vater sein Geschäft und die Familie ihren Wohnsitz nach Kassel. Im Oktober 1933 floh Siegmund Schul vor der nationalsozialistischen Verfolgung nach Prag. Hier legte er nach dem Studium an der Deutschen Musikakademie 1937 und 1938 das Kapellmeister- bzw. Kompositionsexamen ab. Seit 1935 arbeitete er im Auftrag der jüdischen Gemeinde an einer Sammlung traditioneller, mündlich überlieferter Synagogalgesänge. Die bis zur Druckreife gediehene Arbeit ist erhalten geblieben, hat aber bis heute nicht die ihr gebührende Beachtung gefunden.

Siegmund Schul und seine Frau Olga wurden am 30.11.1941 aus Prag ins sogenannte „Ghetto“ Theresienstadt deportiert.


Als Siegmund Schul an Tuberkulose starb – er war der einzige aus der Gruppe der Komponisten, der in Theresienstadt umkam – schrieb Viktor Ullmann in einem Nachruf über ihn: „[Es] ist eine jener Begabungen von uns gegangen, die man gewöhnlich ‚große Hoffnungen‘ nennt. Schul war aber mehr als eine Hoffnung. Er war trotz seiner Jugend von einer erstaunlichen Reife der musikalischen Konzeption und er hat [ … ] eine Reihe von Werken geschaffen, die wir getrost als Erfüllung ansehen können.“


Werke:

Die beiden Chassidischen Tänze entstanden Ende Dezember 1941 und Anfang Januar 1942. Obwohl Schul die Partitur für zwei Violinen notiert hatte, schreibe er – wohl für Aufführungszwecke – zusätzlich die Stimmen für Viola und Violoncello. Im Herbst 1943 wurden die Tänze in einem Programm des von Viktor Ullmann geleiteten „Studios für neue Musik“ aufgeführt, allerdings in der nochmals veränderten Besetzung mit Violine und Violoncello. Außer den Tänzen blieben Schuls großangelegtes „Duo für Violine und Viola“ (1943) und zwei frühe Liedkompositionen in Viktor Ullmanns Theresienstädter Nachlass erhalten.


Autor:

Ingo Schultz


Links (deutsch):

http://mitglied.lycos.de/mwiener/ullmann/ebibliographie.html

 

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