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Schreker, Franz

H.A.M. 0

Franz Schreker
Komponist, Dirigent und Lehrer


Geb. 23.3. 1878 in Monaco/ damals: Franz. Protektorat
Gest. 21.3. 1934 in Berlin/ Deutsches Reich


„Ich bin Impressionist, Expressionist, Internationalist, Futurist, musikalischer Verist; Jude und durch die Macht des Judentums emporgekommen, Christ und von einer katholischen Clique unter Patronanz einer erzkatholischen Wiener Fürstin „gemacht“ worden.
Ich bin Klangkünstler, Klangphantast, Klangzauberer, Klangästhet und habe keine Spur von Melodie (abgesehen von sogenannten kurzatmigen Floskeln, neuestens „Melodielein“ genannt). Ich bin Melodiker von reinstem Geblüt, als Harmoniker aber
anämisch, pervers, trotzdem ein Vollblutmusiker! Ich bin (leider) Erotomane und wirke verderblich auf das deutsche Publikum (die Erotik ist augenscheinlich meine ureigenste Erfindung trotz Figaro, Don Juan, Carmen, Tannhäuser, Tristan, Walküre, Salome, Elektra, Rosenkavalier u. s. f.).
Ich bin aber auch Idealist (Gott sei Dank!), Symboliker, stehe auf dem linkesten Flügel der Moderne (Schönberg, Debussy), stehe nicht ganz links, bin in meiner Musik harmlos, verwende Dreiklänge, ja sogar noch den ganz „trivialen“ verminderten Septakkord, lehne mich an Verdi, Puccini, Halévy und Meyerbeer an; bin absolut eigenartig, ein Spekulant auf die Instinkte der Masse; Kinodramatiker; ein Mensch, „der aus Sehnsucht und Morbidezza seine Kräfte zieht…“

(Franz Schreker: Mein Charakterbild)*


1881 übersiedelt Schrekers Familie – der Vater ist ein jüdischer Hoffotograf aus Böhmen, die Mutter entsammt einem altsteirischen Adelsgeschlecht – ins österreichische Linz. 1889 beginnt Franz Schreker mit dem Studium der Musik in Döbling an der Musikschule von Josef Böhm, bei dem er auch Theorie, Klavier und Orgel belegt sowie Violine und Harmonie bei Karl Pfleger.

Im Oktober 1892 wird er am Wiener Konservatorium aufgenommen, wo er bei Ernst Bachrich, Arnold Rosé – Schwager von Gustav Mahler, erster Konzertmeister der Wiener Hofoper und Vater der im KZ Auschwitz ums Leben gekommenen Geigerin Alma Rosé – und Robert Fuchs seine Studien fortsetzt.


Nach Abschluß seines Studiums im Jahre 1900 schlägt sich der junge Musiker zunächst als Kontorist und Privatlehrer durch – seine Kompositionen jener Tage finden öffentlich kaum Resonanz. Mit der – nach einer Vorlage von Oscar Wilde – 1908 entstandenen Pantomime Der Geburtstag der Infantin – kann er dann allerdings seinen ersten größeren Erfolg verzeichnen. Im selben Jahr noch gründet Franz Schreker den Philharmonischen Chor Wien, unter dessen Leitung (bis 1920) auch und vor allem zeitgenössische Werke – so z.B. Gustav Mahlers 8. Symphonie 1912 in Prag – aufgeführt werden. Nach der überaus erfolgreichen Frankfurter Uraufführung sein zweites Opernwerks Der ferne Klang wird Franz Schreker als Kompositionslehrer an die Wiener Musikakademie berufen. Die folgenden Jahre bis Ende des Ersten Weltkrieges werden für ihn zu einer Ära großer Erfolge: die zeitgleiche Uraufführung von Das Spielwerk und die Prinzessin an den Opernhäusern in Frankfurt und Wien (wo es zum Skandal kommt) 1913, seine darauffolgenden Werke Die Gezeichneten (1918) sowie Der Schatzgräber und Das Spielwerk (beide 1920) machen ihn zu einem der erfolgreichsten Komponisten seiner Zeit.


Nicht zuletzt Franz Schrekers Meisterwerk Die Gezeichneten gehört seit seiner erfolgreichen Uraufführung im Jahre 1918 zu den meistaufgeführten deutschsprachigen Gegenwarts-Kompositionen. Die Oper mit ihrer farbenreichen, mediterran schimmernden Partitur, 33 Solopartien und groß besetztem Orchester, wird in den folgenden Jahren an nahezu allen wichtigen Bühnen gegeben, bis sie die Nazis von den Spielplänen verbannen. Über Jahrzehnte nahezu vergessen, kehren Die Gezeichneten erst 1978 wieder ins Repertoire zurück und gehören u.a. zum Eröffnungsprogramm der Salzburger Festspiele im Sommer 2005.


„Die nach dem ersten Weltkrieg einsetzenden musikalischen Entwicklungen, wie z.B. die strenge Konstruktivität, die in Schönbergs Zwölfton-Kompositionstechnik und Alban Bergs „Wozzeck“ ihren Niederschlag findet, die einsetzende „Neue Sachlichkeit“, die Erfolge von Brecht und Weill mit ihren Song-Opern sowie der bis in den Konzertsaal und auf die Opernbühnen spürbare Einfluß des amerikanischen Jazz weisen jedoch in eine andere Richtung als Schrekers eigener künstlerischer Weg. Seinem Spätwerk bleibt somit der ganz große Erfolg versagt. Hinzu kommen die politischen Umstände sowie die Ausbreitung des Antisemitismus, die das Ende von Schrekers Laufbahn einleiten.“

Quelle:
http://www.k-faktor.com/schreker/schreker1.htm


Schon 1932 trägt Schreker – u.a. Lehrer von Ernst Krenek – sich mit ersten Emigrationsgedanken in die Vereinigten Staaten, denn bereits im Vorfeld des nationalsozialistischen Machtantritts wird die geplante Uraufführung seiner Oper Christophorus zurückgezogen.

Im Sommer 1932 tritt der mittlerweile von Depressionen und Selbstzweifeln Geplagte von seinem Amt als Direktor der von ihm seit 1920 geleiteten Musikhochschule für Musik in Berlin zurück. Nach einem Aufenthalt im portugiesischen Estoril – wo er im Auftrag der Schauspielerin Toni Halbe-Halberstamm mit Das Weib des Intaphernes seine letzte Komposition vollendet -, kehrt Schreker 1933 wieder in die deutsche Reichshauptstadt Berlin zurück, wo er auf Druck der nationalsozialistischen Machthaber nun auch seines Amtes als Kompostionslehrer an der Akademie der Künste verlustig geht.


Im März des darauffolgenden Jahres stirbt Franz Schreker im Alter von 56 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls. Sein in Estoril komponiertes Melodram wird 1934 posthum in Wien uraufgeführt.


Quelle:

*) http://www.ruhr-uni-bochum.de/muwi/vor2002ss/proseminare.html


Links (deutsch):

http://www.nmz.de/nmz/nmz2000/nmz11/platten-leiter-pachl.shtml

http://www.klassika.info/Komponisten/Schreker/wv_gattung.html

http://www.omm.de/veranstaltungen/musiktheater20012002/ST-die-gezeichneten.html

http://www.salzburgfestival.at/spielplan_werk.php?lang=1&id=2881&sommerflag=1

http://www.komponisten.at/komponisten/202.html

volume_up.gifhttp://www.aeiou.at/aeiou.music.12.1/120104.htm

http://www.orpheustrust.at/noten.php?l=g&von=91&notensearch=

volume_up.gifhttp://www.mediathek.at/mediathek_v4/htdocs/753eb9a636cea2ca448faa622ae600aa/index.php?document_id=1000081&catID=2&galeryID=82


International:

http://www.schreker.org/bio/chrono.htm#a

http://www.k-faktor.com/en/schreker.htm

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