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Solschenizyn, Alexander Issajewitsch

H.A.M. 0

Alexander Issajewitsch Solschenizyn
Schriftsteller


Geb. 11. Dezember 1918 in Kislowodsk/ Rußland
Gest. 03. August 2008 in Moskau/Rußland

„Die Strahlen der beiden großen Scheinwerfer auf den fernen Ecktürmen kreuzten sich über der Lagerzone. Überall, außerhalb des Stacheldrahtes und im Lager, brannten die Lampen. Sie standen so dicht, daß sie die Sterne überstrahlten…Der Schnee knirschte unter den Filzstiefeln der Häftlinge, die eilig ihren Geschäften nachgingen – zur Latrine, in die Magazine, zur Paketausgabe, in die Küche, um dort Graupen abzugeben, aus denen man sich seine eigene Grütze kochen ließ. Alle zogen den Kopf ein, die Wattejacken waren fest zugeknöpft, alle froren schon bei dem Gedanken, dann ganzen Tag in dieser Kälte verbringen zu müssen…“

(Alexander Solschenizyn: Ein Tag im Leben des Iwan Denossowitsch)*


Der Sohn eines kosakischen Landbesitzers studiert zunächst Mathematik, Physik und Geschichte an der Universität in Rostov am Don. Nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion im Juni 1941 nimmt er als Batteriechef einer Artillerie-Einheit am Großen Vaterländischen Krieg teil. Seine Erlebnisse als Offizier während der Einnahme Ostpreußens verarbeitet Solschenizyn in seinen Gedichten Ostpreußische Nächte.

Noch in den letzten Kriegsmonaten wird er überraschend von der militärischen Spionageabwehr verhaftet und in die Moskauer Geheimdienstzentrale in der Lubjanka überstellt. Von 1946 bis 1953 verbringt Alexander Solschenizyn wegen Stalin-kritischer Äußerungen im sowjetischen GULAG. Später wird er diese Zeit literarisch in mehreren Bänden (Archipel Gulag) aufarbeiten (seine Abrechnung mit dem Straflagersystem darf in Solschenizyns Heimat allerdings erst Ende der 80er Jahre erscheinen). Während seiner Haftzeit lernt er u.a. den ebenfalls im Gulag inhaftierten Literaturwissenschaftler und Schriftsteller Lew Kopelew kennen. Nach Gulag und Straflager wird Solschenizyn für drei Jahre in die Verbannung geschickt und schlägt sich als Physik- und Mathematiklehrer im kasachischen Dorf Kok-Terek durch (wo auch die Mutter des Journalisten und Schriftstellers Sergej Solowkin inhaftiert ist). Der schwer Erkrankte muß sich während dieser Zeit einer Operation unterziehen und schreibt seinen Roman Krebsstation.


Der 1957 offiziell rehabilitierte Alexander Solschenizyn widmet sich in den darauffolgenden Jahren intensiv der Schriftstellerei. In seiner Erzählung Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch schildert er 1962 den Gefangegen-Alltag im sowjetischen GULAG. Im Zuge der vorsichtigen Öffnung und Auseinandersetzung mit der stalinistischen Ära unter Nikita Chruschtschow wird Solschenizyns Abrechnung mit dem sowjetischen Lagersystem in der Literaturzeitschrift Nowy Mir veröffentlicht. Für seine weitergehende Kritik an den innersowjetischen Verhältnissen wird er jedoch 1969 aus dem Schriftstellerverband der UdSSR ausgeschlossen.


Da Solschenizyn fürchtet, dass die sowjetische Regierung ihm nach einer Auslandsreise die Rückkehr in seine Heimat verweigern könnte, nimmt er den ihm 1970 zuerkannten Literatu-Nobelpreis vorsichtshalber in der schwedischen Botschaft in Moskau entgegen. Aus dem überzeugten Kommunisten ist mittlerweile ein unnachgiebiger Regimekritiker geworden, zu dessen prägenden Lebenserfahrungen Straflager, Verbannung, Publikationsverbot und Ausbürgerung gehören. Am 14. Februar 1974 wird der Schriftsteller aus der Sowjetunion ausgewiesen. In der Bundesrepublik Deutschland findet der Dissident zunächst Aufnahme beim Literatur-Nobelpreisträger von 1972, Heinrich Böll, der zuvor bereits einige von Solschenizyns Manuskripten in den Westen geschmuggelt und so erste Veröffentlichungen ermöglicht hat.


Obgleich ihm die Schweiz Asyl gewährt, läßt sich Alexander Solschenizyn 1976 im amerikanischen Bundesstaat Vermont nieder.

Im Jahre 1990 erwirkt Michail Gorbatschow die Rückgabe seiner russischen Staatsbürgerschaft. 1994 kehrt der Dissident in die Sowjetunion zurück, wo er vom Volk triumphal empfangen wird. Man will ihm für sein Hauptwerk den Staatspreis verleihen, doch Solschenizyn lehnt ab. Seit 1997 ist er Mitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften.


Der vormals überzeugte Kommunist bekennt sich mittlerweile nachdrücklich zum orthodoxen Christentum und ist mit seiner nationalistisch gefärbten Forderung nach einer Wiedergeburt Rußlands politisch äußerst umstritten. Für sein Buch Zweihundert Jahre gemeinsam, in dem er die jüdisch-russische Geschichte 1795-1916 darstellt („die wohlgemeinte Leistung eines nationalbewussten Oberlehrers“, DeutschlandRadio, 2002), muß sich Alexander Solschenizyn den Vorwurf des Antisemitismus gefallen lassen und erntet auch für seine Forderung an die USA, nochmals in Vietnam einzumarschieren, heftigste Kritik.


Werke: 

– Das rote Rad
– August Vierzehn
– November sechzehn
– März siebzehn
– Der Archipel Gulag
– Der erste Kreis der Hölle
– Die Eiche und das Kalb. Skizzen aus dem literarischen Leben
– Die russische Frage
– Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch (1962)
– Kerze im Wind
– Krebsstation
– Matrjonas Hof
– Nemow und das Flittchen
– Ostpreußische Nächte
– Republik der Arbeit
-Zweihundert Jahre zusammen: 1795–1995 Die Juden in der Sowjetunion


*) entnommen aus: Alexander Solschenizyn, Im Interesse der Sache, Erzählungen. Hermann Luchterhand Verlag, 1970


Links (deutsch):

http://www.dradio.de/dlf/sendungen/langenacht_alt/981204.html

http://www.dradio.de/dlr/sendungen/politischesbuch/167340

http://www.perlentaucher.de/autoren/10968.html

http://www.arte-tv.com/de/kunst-musik/Buchmesse-Frankfurt/Demn_C3_A4chst_20auf_20ARTE/1006062,CmC=1006064.html

http://cms.ifa.de/index.php?id=gorbatschow

http://www.choosebooks.com/angebote/solschenizyn.html

volume_up.gifhttp://www.metagis.de/blind/spezial/autoren_liste.asp?Autor=Alexander%20SOLSCHENIZYN&Suchname=SOLSCHENIZYN,%20Alexander&Jahr=1970

http://www.litlinks.it/sx/solschenizyn.htm

http://www.welt.de/data/2003/02/01/37877.html

http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/24/0,1872,2134776,00.html

http://www.wissen.swr.de/sf/begleit/bg0004/sb00q.htm

http://tsygankov.ru/texts/referat_d.html

 

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