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Tabori, George

H.A.M. 0

George Tabori
Journalist, Stückeschreiber und Regisseur


Geb. 24.5.1914 in Budapest/ Ungarn
Gest. 23.7. 2007 in Berlin


George Tabori„Meine Mutter war eine Mutter, basta. Was ist dem hinzuzufügen? Sie gebar zwei Söhne und verlor ihre Wespentaille. Davor, als junges Mädchen, hatte sie eine ‚weißhändige‘ Liebe, die im Feld blieb – keinen Liebhaber. Sie scheint für literarische Erinnerungen ungeeignet, höchstens daß ihr Mangel an Geheimnissen sie geheimnisvoll macht. Hinter ihrer Schweigsamkeit war etwas, für das ich keinen Namen finde. Sie sprach wenig. ‚Ach?‘ – ‚Wirklich?‘ ‚Hier hast du einen Pfannkuchen.‘ – ‚Meinst du?‘ – ‚Hast du gut geschlafen?‘ Ein altmodisches Muttertier, hat sie kein einziges Mal ’nein‘ zu mir gesagt. Vielleicht eine Erklärung für meine aussichtslose Leidenschaft für bejahende Frauen.“

(George Tabori: „Autodafé“)*


Tabori wächst als Sohn eines Journalisten in Budapest auf; nach kurzer Studienzeit folgt 1932/33 eine Ausbildung in der Hotelbranche im Berliner „Adlon“ und in Dresden. Zurückgekehrt nach Budapest, ist Tabori als Journalist und Übersetzer tätig.

1936 emigriert er nach London und arbeitet von 1939 bis 1941 als Auslandskorrespondent in Bulgarien und der Türkei. In dieser Zeit entsteht auch sein erster Roman „Beneath the stone“. 1941 wird Tabori britischer Staatsbürger und arbeitet für den Nachrichtendienst der britischen Armee im Nahen Osten. 1943 kehrt er nach London zurück, ist bis 1947 Mitarbeiter der BBC und schreibt die Romane „Companions of the Left Hand“ und „Original Sin“.

Seine Eltern, die er 1939 zum letztem Mal in Budapest besucht hat, werden 1944 von den Nationalsozialisten festgenommen. Während George Taboris Mutter der Deportation mit Hilfe eines SS-Offiziers entgeht, kommt sein Vater in Auschwitz um.


1947 übersiedelt Tabori in die USA, lebt in Hollywood und New York als Drehbuch- und Bühnenautor und begegnet Thomas Mann , Lion Feuchtwanger und Bertolt Brecht, an dessen englischer Fassung von Galileo Galilei er mitwirkt. Daneben bearbeitet er Stücke von Strindberg und Max Frisch und schreibt Drehbücher für Alfred Hitchcock, Joseph Losey, Anatole Litvak u.a.

Von 1953 bis 1971 lebt und arbeitet George Tabori – der in der vom Antikommunismus Anfang der 50er Jahre geprägten McCarthy-Ära auf der „Schwarzen Liste“ steht – als Drehbuch- und Bühnenautor in New York, reist für Theater- und Film-arbeiten nach London, erhält 1971 ein Stipendium des DAAD und übersiedelt im selben Jahr in die Bundesrepublik, wo er bis 1978 in Berlin wohnt.


1976 gründet Tabori das „Bremer Theaterlabor“. In den Jahren 1978 bis 1981 wirkt er an den Münchener Kammerspielen, sowie als Gastregisseur in Rotterdam, Bochum, Köln und Berlin.

Seine erste Operniszenierung realisiert er 1986 an der Kammer-
oper in Wien mit „Bajazzo“ und ist – ebenfalls in Wien – von 1987 bis 1990 künstlerischer Leiter des Theaters „Der Kreis“.

George Tabori lebt und arbeitet in Wien und Berlin.


* Das Zitat wurde entnommen aus:
George Tabori: „Autodafé“, Erinnerungen, 4. Auflage 12/ 2002,
© 2002 Verlag Klaus Wagenbach, ISBN 3 8031 3174 X, S. 27

Foto: http://www.foto-poklekowski.de


Bücher:

Beneath the Stone. England: Boardman and Co., 1944/45.
Companions of the Left Hand. England: Boardman and Co, 1945.
Original Sin. England: Boardman and Co., 1947.
The Caravan Passes. England: Boardman and Co., 1949.
Ich wollte, meine Tochter läge tot zu meinen Füßen und hätte die Juwelen in den O. Improvisationen über Shakespeares Shylock. Dokumentation einer Theaterarbeit. Hrsg.: A. Welker, T. Berger. München: Hanser, 1979.
Spiele. Köln: Prometh, 1984.
Meine Kämpfe. Erzählungen. Übers. a. d. Engl.: Ursula Tabori-Grützmacher. München, Wien: Hanser, 1986.
Betrachtungen über das Feigenblatt. Ein Handbuch für Verliebte und Verrückte. Übers. a. d. Engl.: Ursula Grützmacher-Tabori. München, Wien: Hanser, 1991.
Ein guter Mord. Übers. a. d. Engl.: Ursula Grützmacher-Tabori. Hrsg., Nachw.: Wend Kässens. Göttingen: Steidl, 1992.
Das Opfer. [Beneath the Stone the Scorpion]. Hrsg., Nachw.: Wend Kässens. Übers. a. d. Engl.: Ursula Grützmacher-Tabori. Göttingen: Steidl, 1996.
Gefährten zur linken Hand. Roman. [Companions of the Left Hand]. Hrsg., Nachw.: Wend Kässens. Übers. a. d. Engl.: Ursula Grützmacher-Tabori. Göttingen: Steidl, 1999.


Stücke:

Flight into Egypt. Regie: Elia Kazan. New York: Broadway, 1952.
The Emperor’s Clothes. Regie: Harold Clurman. New York: Broadway, 1953.
Brou Ha Ha. Regie: Peter Hall. London: Aldwich Theatre, 1958.
Brecht on Brecht. Regie: Gene Frankel. New York: Theatre de Lys, 1960.
The Cannibals. Regie: M. Fried. New York: American Place Theatre, 1968.
The Niggerlovers. Regie: Gene Frankel. New York: Orpheum Theatre,1969.
Pinkville. Regie: Martin Fried. NewYork: American Place Theatre, 1970.
Clowns. Übers. a. d. Engl.: Ursula Grützmacher-Tabori. Tübingen: Zimmertheater, 1972.
Die Demonstration. Übers. a. d. Engl.: Ursula Grützmacher-Tabori. Berlin: Akademie der Künste, 1972.
Sigmunds Freude. Nach Protokollen von F. S. Perls. Bremen: Theater der Freien Hansestadt, Concordia, 1975.
Talk Show. Übers. a. d. Engl.: Ursula Grützmacher-Tabori. Bremen: Theater der Freien Hansestadt, Concordia, 1976.
Die 25. Stunde. Übers. a. d. Engl.: Ursula Grützmacher-Tabori. Harlem: Centrum, 1977.
Die Hungerkünstler. Frei nach Franz Kafka. Bremen: Theater der Freien Hansestadt, Concordia, 1977.
Verwandlungen. Improvisationen nach Kafka. München: Kammerspiele Werkraumtheater, 1977.
Mutters Courage. Übers. a. d. Engl.: Ursula Grützmacher-Tabori. München: Theater in der Reitmoorstraße, 1979.
Der Voyeur. Übers. a. d. Engl.: Ursula Grützmacher-Tabori. Berlin: Festwochen Spiegelzelt, 1982.
Jubiläum. Übers. a. d. Engl.: Ursula Grützmacher-Tabori. Bochum: Schauspielhaus Kammerspiele, 1983.
Peepshow. Ein Rückblick. Übers. a. d. Engl.: Ursula Grützmacher-Tabori. Bochum: Schauspielhaus Kammerspiele, 1984.
M. nach Euripides. München: Kammerspiele Werkraumtheater, 1985.
Stammheim. Epilog zu Reinhard Hauffs Film „Stammheim“. Hamburg: Kampnagelfabrik, 1986.
Das Buch mit sieben Siegeln. Oratorium von Franz Schmidt. Regie: George Tabori. Salzburg: Universitätskirche, 1987.
Mein Kampf. Farce. Übers. a. d. Engl.: Ursula Grützmacher-Tabori. Wien: Akademietheater, 1987.
Schuldig geboren. Nach Interviews von Peter Sichrovsky. Bühnenbearb., Regie: George Tabori. Wien: Theater Der Kreis, 1987.
Masada. Nach Flavius Josephus „Der Jüdische Krieg“. Ein Bericht. Graz: steirischer herbst, 1988.
Othello. Übers.: Erich Fried. Spielfassung George Tabori. Wien: Akademietheater, 1990.
Weismann und Rotgesicht. Ein jüdischer Western. Übers. a. d. Engl.: Ursula Grützmacher-Tabori. Wien: Akademietheater, 1990.
Der Babylon Blues oder wie man glücklich wird, ohne sich zu verausgaben. Übers. a. d. Engl.: Ursula Grützmacher-Tabori. Wien: Burgtheater, 1991.
Goldberg Variationen. Übers. a. d. Engl.: Ursula Grützmacher-Tabori. Wien: Akademietheater, 1991.
Nathans Tod. Nach Lessing. Wolfenbüttel: Lessingtheater, 1991.
Der Großinquisitor. Nach Dostojewskij. Übers. ins Span.: Victor Léon Oller. Sevilla: Centro Andaluz de Teatro, 1992.
Mutters Courage. Übers. ins Ital.: Flavia Foradini. Mittelfest, Cividale del Friuli: Mittelfest, 1992.
Unruhige Träume. Nach Franz Kafka. Wien: Burgtheater Probebühne, 1992.
Requiem für einen Spion. Übers. a. d. Engl.: Ursula Grützmacher-Tabori. Wien: Akademietheater, 1993.
Die Massenmörderin und ihre Freunde. Wien: Burgtheater, 1995.
Die Ballade vom Wiener Schnitzel. Wien: Burgtheater, 1996.
Die letzte Nacht im September. Wien: Burgtheater, 1997.
Purgatorium. Wien: Akademietheater, 1999.


Hörspiele:

Die 25. Stunde. Regie: George Tabori. RIAS Berlin, 1978.
My Mother’s Courage. Übers. a. d. Engl.: Ursula Grützmacher-Tabori. NDR, RIAS Berlin, SDR, 1979.
Weismann und Rotgesicht. Regie: Jörg Jannings. NDR, 1979.
Der Voyeur. Regie: Jörg Jannings. NDR, RIAS Berlin, SDR, 1981.
Jubiläum. Regie: Jörg Jannings. BR, RIAS Berlin, 1983.
Sigmunds Freude. Nach Protokollen des Gestalttherapeuten Frederick S. Peris. Aufgeteilt und gesendet in 4 Übungen. RIAS Berlin, 1983.
Erste Nacht, letzte Nacht. Regie: Jörg Jannings. NDR, RIAS Berlin, 1986.
Insomnia. Regie: George Tabori, Karl H. Karst. BR, RIAS Berlin, 1986.
Mein Kampf. Regie: Jörg Jannings. BR, ORF, RIAS Berlin, SR, 1988.
Wie man glücklich wird, ohne sich zu verausgaben. Regie: Jörg Jannings. RIAS Berlin, SWF, 1991.


Filme:

No Exit. Drehbuch: George Tabori. Regie: Ted Danielewski. Buenos Aires.
Young Lovers. Drehbuch: G. Tabori. Regie: A. Asquith. Großbritannien.
I Confess. Drehbuch: George Tabori. Regie: Alfred Hitchcock. USA, 1955.
The Journey. Drehbuch: George Tabori. Regie: Anatole Litvak. USA, 1959.
Secret Ceremony. Drehbuch: G. Tabori. Regie: J. Losey. Großbritannien, 1968.
Insomnia. Drehbuch, Regie: George Tabori. SFB, 1974.
Frohes Fest. Spielfilm. Drehbuch. Regie: George Tabori. 1981.
Mutters Courage. Spielfilm. Drehbuch: George Tabori. Regie: Michael Verhoeven. 1995.


Auszeichnungen und Preise (Auswahl):

1976 Kritikerpreis für Literatur des Verbands der deutschen Kritiker Berlin
1978 Hörspielpreis des Internationalen Fernseh- und Radiowettbewerbs „Prix Italia“ Rom
1981 Großer Preis der Internationalen Filmwoche der Stadt Mannheim
1981 Großer Kunstpreis der Stadt Berlin
1983 Dramatikerpreis der Stadt Mülheim an der Ruhr
1985 Hörspielpreis der Stadt Frankfurt am Main
1987 Ernst-Hoferichter-Preis der Stadt München
1988 Josef Kainz-Medaille der Stadt Wien für herausragende Leistungen auf dem Theater
1990 Peter-Weiss-Preis für Theater der Stadt Bochum
1992 Georg Büchner-Preis für Literatur der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung Darmstadt
1994 Verdienstkreuz Erster Klasse des Verdienstordens der BRD
1995 Goldene Ehrenmedallle der Stadt Wien


Quelle:

Literaturhaus Wien http://www.literaturhaus.at


Literatur:

George Tabori: Autodafé. Erinnerungen,
Verlag Klaus Wagenbach 2002,
ISBN 380313174X
Anat Feinberg: George Tabori, dtv 2003,
ISBN 3423310677
Wend Kässens (Hg.):
Der Spielmacher. Gespräche mit George Tabori
Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2004
ISBN 3-8031-3613-X


Links:

http://www.tabori.de

http://www.literaturhaus.at/buch/buch/rez/gtabori/bio.html

http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,300316,00.html

http://www.a-e-m-gmbh.com/wessely/ftabori.htm

http://buecher.judentum.de/dtv/tabori.htm

http://www.lyrikwelt.de/rezensionen/autodafe-r.htm

http://www.litlinks.it/t/tabori.htm

http://www.ard-digital.de/home/index.php?id=1615&languageid=1

http://www.ogl.at/OGL-Link/T/Autoren_T.html

http://www.theaterfusion.de/stueck/jubilaeum.html

 

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