Paula Tobias (geb. Sussmann)
Ärztin
Geb. 15.1.1886 in Hamburg
Gest. 13.11.1970 in Kalifornien/ USA
„Ein Leben wie unseres mit all seinen Folgerungen und Auswirkungen ist nicht auf Selbsttäuschung aufgebaut. Dass wir mit all unseren Kräften nie etwas anderes als Deutsche waren und dafür innerhalb des eigenen Volkes ausgestoßen und ehrlos gemacht werden sollen, das ist unserer Tragik“
(Auszug aus einem Brief von Paula Tobias an den nationalsozialistischen Reichsgesundheitsminister Dr. Leonardo Conti)
Paula Tobias wuchs in einem jüdisch-bürgerlichen Kaufmannsmilieu in Hamburg auf, besuchte eine Schule für Höhere Töchter und beendete ihre Schulzeit 1906 mit Erlangung der Zugangsberechtigung zur Universität aufgrund von speziell für Mädchen eingerichteten Realgymnasialkursen (durch die Frauenrechtlerin Helene Lange). Anschließend studierte sie Medizin an den Universitäten in Heidelberg, München und Berlin. Sie beendete ihr Studium mit der Doktorprüfung an der Universität Heidelberg am 25. September 1911. Die Approbation erhielt sie am 10. Juni 1912. Daraufhin arbeitete sie bei Prof. Friedrich Goeppert an der Kinderklinik in Göttingen. Am 4. August desselben Jahres heiratete sie Fritz (Siegfried) Tobias (16.08.1887-29. 06.1962), ebenfalls Arzt.
Nach Aufbau einer Landarztpraxis in der Kleinstadt Kreiensen im Weserbergland übernahm Paula Tobias im Jahre 1918 während der Abwesenheit ihres im Kriege weilenden Mannes eine Praxis in Delligsen. Sie war zu jener Zeit die erste und einzige weibliche Ärztin im Kreise Braunschweig. In Delligsen wurden 1920 und 1923 ihre beiden Söhne geboren. 1927 verunglückte ihr erster Sohn tödlich. Im Jahre 1928 zog die Familie nach Bevern, einer Gemeinde in der Nähe von Holzminden. Sie führte dort die Praxis mit ihrem Mann gemeinsam, bis die Familie 1935 aufgrund der antisemitischen Propaganda und lebensbedrohenden Verfolgung durch die Nationalsozialisten beschloss, Deutschland zu verlassen und in die USA zu emigrieren. Dort gelang es Paula Tobias nicht mehr, als Ärztin zu arbeiten, da lediglich ihr Mann die notwendige Zulassungsprüfung absolvieren konnte. 1945 wurde die Ehe geschieden. Paula Tobias arbeitete ab 1944 bis zu ihrer Pensionierung im Jahr 1956 als Krankenschwester im Weimar Joint Sanatorium in Weimar/Kalifornien. Ihr Mann konnte sich eine Praxis als Internist aufbauen, auch der Sohn wurde Arzt.
Autorin:
Wiebke Lohfeld, (Bates-College, Maine/ USA und Arbeitsstelle Biografieforschung, Uni Mainz)
Literatur:
Bleker, Johanna/ Schleiermacher, Sabine: Ärztinnen aus dem Kaiserreich. Lebensläufe einer Generation. Weinheim 2000.
Lohfeld, Wiebke: Im Dazwischen – Porträt der jüdischen und deutschen Ärztin Paula Tobias (1886-1970). Opladen 2003.
Links (deutsch):
http://userpage.fu-berlin.de/~elehmus/HTML/rec00872c1.html
http://www.uni-oldenburg.de/presse/einblicke/32/garz.pdf
International:
http://www.qualitative-research.net/fqs-texte/3-05/05-3-22-e.htm
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