Gyula Trebitsch
Filmproduzent
Geb. 3.11. 1914 in Budapest/ Österreich-Ungarn
Gest. 12.12. 2005 in Hamburg
„Das Leben verstehen kann man nur rückwärts. Leben muss man vorwärts“.
(Gyula Trebitsch)
„Er war zwar vom Kino besessen, doch hätte er gewiß das Fernsehen erfunden, wenn es noch nötig gewesen wäre. Denn er war einer der ersten unter den Filmproduzenten, der den Wandel in der Medienlandschaft erkannte.“
(Peter W. Jansen)*
Nach dem Besuch der Handelsakademie lernt der junge Trebitsch sein Handwerk von der Pieke auf, wird 1932 Volontär in der Budapester Ufa-Niederlassung und macht dort seinen Abschluss als Königlich-Ungarischer Kinovorführer. Bereits der 22Jährige gründet mit der Objektiv-Film seine erste Firma, dreht mit kleinem Budget in Budapest und testet für die Ufa Publikumsresonanzen. Zu seinen ersten Produktionen gehört Ich vertraue Dir meine Frau an, die für den deutschen Markt dann mit Heinz Rühmann in der Hauptrolle neu verfilmt wird.
1938 wird der Jude Trebitsch – im Zuge der nationalsozialistischen Arisierung – aus der Ufa entlassen, vier Jahre später dann zum Jüdischen Arbeitsdienst einzogen und im Anschluß daran in die Konzentrationslager Sachsenhausen und Barth bei Rostock deportiert. Am 2. Mai 1945 befreien us-amerikanische Truppen Gyula Trebitsch aus dem nahe Ludwigslust gelegenen KZ Wöbbelin.
Ein Bruder ist auf dem Weg in ein deutsches Konzentrationslager umgekommen, der zweite stirbt im KZ Mauthausen. Trebitschs Eltern überleben mit Hilfe des schwedischen Diplomaten Raoul Wallenberg in Budapest und emigrieren später nach Haifa.
Gyula Trebitsch geht nach Hamburg, wo er von den britischen Besatzungsmacht bald darauf die Lizenz zum Betreiben von zwei Kinos in Itzehoe erhält. 1947 – in dem Jahr seiner Heirat mit Erna Sander – gründet er zusammen mit Walter Koppel die Real Film GmbH, die in der Folgezeit über 100 Streifen produziert, darunter künstlerisch anspruchsvolle Filme wie Des Teufels General (mit Curd Jürgens) und Der Hauptmann von Köpenick (mit Heinz Rühmann), der 1957 für den Oscar nominiert wird.
Wie kaum ein anderer setzt sich der Filmproduzent (zu dessen Entdeckungen u.a. auch Romy Schneider gehört) – und spätere Professor an der Hamburger Hochschule für Musik und Theater – für die staatliche Filmförderung ein und nutzt dabei nicht zuletzt auch seine Freundschaften mit Politikern wie dem ehemaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt.
1960 entsteht aus der Real Film die Studio Hamburg Atelierbetriebsgesellschaft mbH, die in den Folgejahren zum größten Film- und Fernsehen-Dienstleistungszentrum in Norddeutschland wird. Auch und gerade mit seinem Studio Hamburg prägt Trebitsch fortan die deutsche Fernsehlandschaft. Hier entstehen erste Serien wie Gestatten, mein Name ist Cox und später der Zweiteiler Die Familie Oppermann, nach der Romanvorlage von Lion Feuchtwanger, der Fünfteiler Die Bertinis (nach dem Buch von Ralph Giordano) sowie Tadellöser und Wolff, Diese Drombuschs und (seit 1994) die ZDF-Krimiserie Bella Block (deren Titelrolle übrigens von einer der Patinnen des Exil-Archivs, der Schauspielerin Hannelore Hoger, verkörpert wird).
Der Ehrenvorsitzende des Norddeutschen Filmhersteller-Verbandes sowie des Verbandes technischer Betriebe für Film und Fernsehen (Berlin) wird im Jahr 2000 für sein Lebenswerk mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet.
Im Alter von 91 Jahren stirbt der „Herr der Filme…, Grandseigneur des deutschen Films, der Publikumskenner und kreative Berserker“ (Der Tagesspiegel v.13.12.2005) in seiner Wahlheimat Hamburg.
„Er war der deutsche Filmtycoon, der es (…) ähnlich wie Arthur Brauner, verstand, künstlerische Ambitionen mit dem Geschäftserfolg von Unterhaltungsfilmen (Das Herz von St. Pauli, Frau im besten Mannesalter) abzufedern. So einen wie ihn wird es hier nicht mehr geben.“
*) Peter W. Jansen: Ein deutscher Tycoon. Zum Tod des großen Film- und Fernsehproduzenten Gyula Trebitsch, in: FR vom 13.12.2005, S. 18
Links (deutsch):
http://www.hans-bredow-institut.de/nwdr/zz/trebitsch.htm
http://www.filmevona-z.de/filmsuche.cfm?sucheNach=personNr&wert=16750
http://www.filmz.de/news/2004/11/03/c/a.htm
http://www.wams.de/data/2004/10/17/346670.html
http://www.luebeck.de/filmtage/96/filme/forum/mahnmal.html
http://archiv.tagesspiegel.de/archiv/13.12.2005/2232723.asp
http://www.studio-hamburg.de/400.html
International:
http://us.imdb.com/name/nm0871632
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