Moritz David
Rabbiner
Geb. 18.12. 1875 in Gimbsheim
Gest. 16.1.1956 in Manchester/GB
Von 1901 bis 1936 lebt und arbeitet Moritz David über drei Jahrzehnte als Rabbiner in Bochum. Während seiner Amtszeit wird u.a. der jüdische Friedhof an der Wasserstraße 1917 im Zuge einer Erweiterung des seit dem Ende des 19. Jahrhunderts bestehenden kommunalen Friedhofs in Wiemelhausen angelegt.
Die liberale Prägung eines zugleich thoratreuen und weltoffenen Judentums teilt David übrigens mit seinem Studienfreund Leo Baeck. Das besondere Engagement des bei seiner Gemeinde außerordentlich beliebten Predigers und Seelsorgers gilt zeitlebens auch und vor allem der sozialen Arbeit.
Nach einer vorübergehenden Inhaftierung im KZ Sachsenhausen/ Oranienburg gelingt Dr. Moritz David 1938 die Flucht ins rettende Großbritannien. Er wird – wie viele seiner Leidensgenossen – als feindlicher Ausländer im Sommer 1940 in einem Camp interniert und meldet sich frewillig zur Überfahrt nach Australien. Erst nach über zwei Jahren kehrt David zu seiner unfreiwillig in London zurückgebliebenen Ehefrau zurück.
Auch nach den Gräueln des Holocaust steht Moritz David weiterhin von Großbritannien aus in schriftlichem Kontakt zu Überlebenden aus seiner Bochumer Gemeinde. In einem Brief vom 21. März 1947 an Siegbert Vollmann, den ersten Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde Bochum nach 1945, erinnert er sich an die eigene Zeit der Verfolgung und Emigration:
„Nachdem ich aus dem K.Z. Oranienburg zurückgekehrt war und nach vielen Bemühungen ein Permit für England erhielt, fanden wir hier eine recht bescheidene Unterkunft in einem Refugee-Altersheim, wo wir noch immer wohnen. Eine Unterbrechung fand allerdings statt, als ich (wie alle Leute mit einem deutschen Paß) am 26. Juni 1940 in einem Camp interniert wurde, in dem ich unter anderen Bekannten auch Herrn Lehrer Mendel traf, mit dem zusammen ich gleich am ersten Freitagabend einen Gottesdienst in einem großen Zelt abhielt. Als dann am 10. Juli ein Schiff mit Internierten nach Übersee ging, meldete ich mich freiwillig zur Mitfahrt, die schließlich nach Australien in ein Internierungslager führte. Auf der Fahrt wie in dem Lager veranstaltete ich Gottesdienste und suchte zum Teil durch Predigten und Vorträge meinen Kameraden etwas zu sein, was diese auch in oft rührender Weise anerkannten. Die Frauen der nach Australien verschifften Leute sollten nachfolgen, daher hielt sich meine Frau wochenlang in London auf und zwar in der Zeit der schlimmsten Bombenangriffe, bis schließlich die Mitteilung kam, daß die Frauen nicht nachfolgen können. Nach 2 ¼ jähriger Trennung kehrte ich am 6. Oktober 1942 in 3 monatlicher gefährlicher Fahrt zurück.“
Dieser und drei weitere Briefe des langjährigen Bochumer Rabbiners sind erst Jahrzehnte später im Nachlaß des Sohnes von Siegbert Vollmann aufgefunden und von dessen Witwe dem Verein Erinnern für die Zukunft e.V. übergeben worden.
Quelle:
http://www.juedischeliteraturwestfalen.de/index.php?valex=101&vArticle=1&author_id=00000082&id=1
Links (deutsch):
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