Dambitsch, David
Im Schatten der Shoah Gespräche mit Überlebenden und deren Nachkommen 345 Seiten, Kt |
Für das Verständnis der menschlichen Dimension historischer Ereignisse gibt es nichts Wichtigeres als den authentischen Bericht des Zeitzeugen, der seine persönliche Erfahrung öffentlich macht. Für den Holocaust gilt das in mehrfacher Beziehung ganz besonders. Die Einzelheiten des millionenfachen Völkermords sind den Unbeteiligten nicht vorstellbar, das Individuelle ist aus den Akten nicht zu rekonstruieren. Gespräche „im Schatten der Shoah“, wie sie David Dambitsch als engagierter Rundfunkjournalist über anderthalb Jahrzehnte mit Überlebenden und deren Nachkommen geführt hat, sind Quellen zum Verständnis des Unvorstellbaren. Es sind authentische Zeugnisse von einzigartigem Wert. (Aus dem Vorwort von Wolfgang Benz) Interviews mit Simon Wiesenthal, Arno Lustiger, Imre Kertész, Ruth Elias, Liana Millu, Robert M.W. Kempner, Hans Sahl, W.Michael Blumenthal, Tom L.Freudenheim, Hanno Loewy, Daniel J. Goldhagen, Saul Friedländer u.a. Der Autor: David Dambitsch, geboren 1959 in Berlin, arbeitete bei der amerikanisch-deutschen Rundfunkanstalt RIAS Berlin bis zu deren Auflösung infolge der Vereinigung Deutschlands. Seitdem schreibt er für das Informationsprogramm Deutschlandfunk im nachgefolgten DeutschlandRadio. Die engagierte und kritische Auseindandersetzung mit dem NS-Regime und dessen Folgen ist zentrales Thema seiner Beiträge. Ein Teil seiner Familie entging nur knapp der Shoah. |
|
Jutta Rosenkranz: dtv, |
Zum 100. Geburtstag von Mascha Kaléko: Leben und Werk der erfolgreichsten deutschsprachigen Lyrikerin des 20. Jahrhunderts |
|
Václav Havel: Fassen Sie sich bitte kurz Gedanken und Erinnerungen Zu Fragen von Karel Hvížd’ala Rowohlt, |
Václav Havel zieht die politische und zugleich sehr persönliche Bilanz eines Dichters, der vom Dissidenten zum Präsidenten wurde und Weltgeschichte schrieb. „Mir kommt von Zeit zu Zeit mein Schicksal absolut unwahrscheinlich vor. Wie konnte es nur geschehen, dass ich – und gerade ich – mich im Zentrum so wichtiger Ereignisse befand, die das Schicksal vieler Völker und Millionen von Menschen geprägt haben? Warum musste ich, ein Autor absurder Theaterstücke, Hunderte von so absurden Situationen erleben, wie zum Beispiel meinen ersten Besuch im Kreml? Manchmal sage ich mir, dass ich mein Leben wohl nur träume und sehr bald aus all dem erwache…“ |
|
Des Teufels Werkstatt Elisabeth Sandmann Verlag, |
Vorlage für den Film „Die Fälscher“ Adolf Burger, geboren 1917 in der Slowakei, berichtet als einer der letzten noch lebenden Zeitzeugen über den größten Geldfälschungsbetrieb, der sich hinter dem Decknamen „Unternehmen Bernhard“ verbarg. Burger war einer von insgesamt 144 jüdischen Häftlingen, die im Konzentrationslager Sachsenhausen unter höchster Geheimhaltung vor allem britische Pfundnoten fälschten. Dass er gelernter Drucker war, rettete ihm das Leben. |
|
Jünke, Christoph: Sozialistisches Strandgut VSA, |
Christoph Jünke schließt eine große Lücke im linken Gedächtnis. Seine politische Biografie des marxistischen Einzelgängers Leo Kofler (1907-1995) bietet erstmals einen umfassenden Überblick zu Leben und Werk des bedeutenden Sozialphilosophen und Gesellschaftstheoretikers. |
|
Prager, Katharina: „Ich bin nicht gone Hollywood“ Braumüller, |
Die Monografie einer großen Persönlichkeit aus Österreich und dem Hollywood der 40er- und 50er-Jahre, deren eigene Memoiren vergriffen sind: Salka Viertel, bürgerlich-jüdische Tochter aus dem österreichisch-ungarischen Galizien, die in den turbulenten ersten beiden Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts eine Schauspielkarriere in Deutschland und Österreich beginnt. |
|
Die Jahre mit Kandinsky Schirmer/ Mosel, |
Ostern 1901, wenige Monate nach ihrer Rückkehr aus Amerika, wo sie zu fotografieren begonnen hatte, nimmt Gabriele Münter (1877-1962) ihr Kunststudium in München auf. Dort wird sie Anfang des Jahres 1902 Schülerin von Wassily Kandinsky und 1903 seine zunächst heimliche Verlobte. Die Jahre mit Kandinsky sind nicht nur für Münter und ihre künstlerische Entwicklung prägend. Bis zu ihrer Trennung 1916 überschlagen sich die Ereignisse – auch in der Kunstszene, und hier spielen beide eine entscheidende Rolle. In München und im oberbayerischen Murnau, wo sie sich nach vier Jahren ausgedehnten Reisens – Holland, Tunis, Rapallo, Sèvres – niederlassen, finden sie zu einem neuen, expressiven Malstil, der unter dem Namen der 1911 gegründeten Künstlergruppe „Der Blaue Reiter“ Kunstgeschichte schreiben wird. Der Photographie bleibt Münter weiterhin treu: Sie hält die Stationen der Reisen fest, fotografiert Kandinsky – und er sie -, Künstlerfreunde wie Marc, Jawlensky und Marianne von Werefkin, ihr Haus in Murnau, die Ausstellungen des „Blauen Reiter“… Und sie benutzt ihre Photos jetzt häufig als Vorlagen für ihre Zeichnungen, Druckgraphiken und Gemälde. Band 2 des Bestandskatalogs zu Münters photographischem Werk – Band 1 war ihrer Amerikareise 1899-1900 gewidmet – begleitet wieder eine Ausstellung im Lenbachhaus München (10.2.-3.6.2007). |
|
Die Geistigen Weidle Verlag, |
Einer dieser wunderbaren Berlin-Romane der 20er Jahre, von denen man gar nicht genug lesen kann! Er spielt im kulturellen Herzen der Stadt, teilweise im „Romanischen Café“, das hier „Harmonisches Café“ heißt und in dem es ganz und gar nicht harmonisch zugeht. Geschildert wird der Abstieg einer jungen Frau aus wohlhabender Bremer Familie, die in einem Sanatorium den Schriftsteller und Arzt Abel Driglin kennenlernt und ihm nach Berlin folgt. Dort verstößt sie ihn bald und macht Karriere als Domina eines Feuilletonchefs, den sie jedoch versehentlich zu Tode peitscht. Als sie mit einer Geschlechtskrankheit darniederliegt, sucht sie Hilfe beim zuvor geschmähten und gedemütigten Driglin der aber nimmt unter dem Deckmantel der Fürsorge brutal Rache. Die Eltern wenden sich von ihr ab, und der Weg zum Straßenmädchen ist vorgezeichnet… |
|
Dehli, Martin: Leben als Konflikt. Wallstein Verlag, |
Der Arzt, Psychoanalytiker und Sozialpsychologe Alexander Mitscherlich (1908-1982) hat mit seinen politischen Stellungnahmen und sozialpsychologischen Analysen das intellektuelle Profil der Bundesrepublik maßgeblich geprägt. Werke wie »Auf dem Weg zur vaterlosen Gesellschaft« oder »Die Unfähigkeit zu trauern« stehen noch heute für wichtige Entwicklungen und Stimmungslagen der westdeutschen Gesellschaft in der Nachkriegszeit. |
|
Weidle, Barbara (Hrsg.): Kurt Wolff – ein Literat und Gentleman Weidle Verlag, |
Mit Beiträgen von Rolf Bulang, Christiane Clemm, Klara Drenker-Nagels, Brita Eckert und Sylvia Asmus, Friedrich Forssman, Wolfram Göbel, Bernhard Hartmann, Friedrich Pfäfflin, Ursula Seeber, Klaus Wagenbach und Stefan Weidle, Karl Wagner, Thedel von Wallmoden, Barbara Weidle, Jürgen Wilde, Christian Wolff, Kurt Wolff. |
|
Graeve-Ingelmann, Inka (Hg.): Ellen Auerbach Schirmer/ Mosel, |
Ellen Auerbach, die 1906 in Karlsruhe geboren wurde und 2004 in New York starb, ist in vielerlei Hinsicht eine paradigmatische Figur: Ihre Bilder sind Ikonen der Avantgarde-Photographie, ihr Lebensstil ließ sie zur Verkörperung der »Neuen Frau« in der Weimarer Republik werden, und ihre Odyssee von Berlin über Palästina und London nach New York spiegelt das Schicksal tausender deutsch-jüdischer Künstler im 20. Jahrhundert. Ellen Auerbach wäre im Mai 2006 hundert Jahre alt geworden. Unsere Monographie, die eine Ausstellung in der Münchner Pinakothek der Moderne begleitet, folgt den Stationen einer künstlerischen Entwicklung, der die Zeichen der Zeit im Positiven wie im Negativen den Weg wiesen. Im Berlin der 20er Jahre studiert Ellen Auerbach zunächst Bildhauerei, bevor sie sich bei dem Bauhaus-Lehrer Walter Peterhans zur Photographin ausbildet und 1929 ein eigenes Werbe- und Portraitstudio eröffnet: das in Avantgardekreisen bald berühmte Atelier »ringl+pit«. 1933 bricht diese vielversprechende Karriere jäh ab. Die Erfahrungen von Emigration und Exil und die Begegnung mit der amerikanischen Photographie der 40er und 50er Jahre lassen neue, heute weniger bekannte Werke entstehen, darunter auch Farbaufnahmen, Filme, Cartoons und literarische Arbeiten. |
|
Weisinger-Stock, Sandra; Weinzierl, Erika; Kaiser, Konstantin (Hrsg.): Vom Weggehen. Mandelbaum Verlag, |
Mehr als 135.000 Österreicherinnen und Österreicher mussten aufgrund politischer beziehungsweise rassistischer Verfolgung unter dem Nationalsozialismus die Erfahrung des Exils machen. |
|
Erken, Ruth: Tibetische Familien im indischen Exil Waxmann, Münster 2006 |
Eine Studie zu traumatischen Erfahrungen durch Flucht und Exilierung |
|
Melissa Müller, Reinhard Piechocki: Alice Herz-Sommer – „Ein Garten Eden inmitten der Hölle“ Droemer Knaur, München 2006 |
Vor über hundert Jahren, 1903, wird Alice Herz-Sommer in Prag geboren. Es ist das Prag der Habsburger Monarchie, es ist das Prag von Franz Kafka, Max Brod und Felix Weltsch, die häufige Gäste im Hause Herz sind. Alice empfindet Kafka wie einen großen Bruder, sie geht als Kind mit ihm spazieren und lauscht seinen Geschichten. |
|
Stiftung Jüdisches Museum Berlin Heimat und Exil Suhrkamp Insel, Frankfurt/M. 2006 |
Flucht, Vertreibung und Neuanfang der deutschen Juden nach 1933 sind das Thema einer großen Ausstellung des Jüdischen Museums Berlin in Kooperation mit dem Haus der Geschichte in Bonn. Erstmals wird der erzwungene Exodus der deutschen Juden in weltweit über hundert Länder in einer Gesamtschau vor Augen geführt. Der reich illustrierte Begleitband ist wie die Ausstellung biographisch ausgerichtet. Dokumentiert werden vielfältige Flucht- und Lebenswege, die von Deutschland aus bis nach Shanghai oder in die Dominikanische Republik führten und, nach 1945, in einzelnen Fällen auch wieder zurück. |
|
Wamser, Ursula; Weinke, Wilfried: Eine verschwundene Welt – Jüdisches Leben am Grindel zu Klampen!, 2006 |
Der Grindel war bis 1933 Zentrum des jüdischen Lebens in Hamburg. „Eine verschwundene Welt“ erzählt von den Menschen, der Kultur und dem Leben in diesem Stadtteil Hamburgs. |
|
Verein Aktives Museum (Hg.): Vor die Tür gesetzt Verein Aktives Museum e.V., Berlin 2006 |
Im Nationalsozialismus verfolgte Berliner Stadtverordnete und Magistratsmitglieder |
|
Bauchwitz, Kurt: Heim-Findungen Weidle, Bonn 2006 |
Lebensbuch eines Emigranten |
|
Arnbom, Marie-Theres: War’n Sie schon mal in mich verliebt? Böhlau, Wien 2006 |
Filmstars, Operettenlieblinge und Kabarettgrößen zwischen Wien und Berlin |
|
Erlanger, Simon: Nur ein Durchgangsland Chronos, Zürich 2006 |
Arbeitslager und Internierungsheime für Flüchtlinge und Emigranten in der Schweiz 1940-1949 Der Schweizer Bundesrat beschloss im Oktober 1939 die Internierung von längerfristig in der Schweiz sich aufhaltenden zivilen Flüchtlingen, weil die seit 1933 gesetzlich vorgeschriebene Weiterwanderung – die „Transmigration“ – als Bedingung für die Aufnahme in der Schweiz unmöglich geworden war. Mit der Internierung wollte man verhindern, dass Flüchtlinge und Emigranten sich in der Schweiz beruflich und sozial integrierten und sich auf Dauer niederliessen. Im April 1940 wurde für die Umsetzung des Beschlusses des Bundesrates eigens eine Behörde gegründet: die „Zentralleitung der Arbeitslager“ (ZL). Es war diese der Polizeiabteilung des Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartementes (EJPD) unterstellte Organisation, die das zivile Internierungssystem aufbaute und bis 1949 betrieb. |
|
Wüthrich, Werner: 1948. Brechts Züricher Schicksalsjahr Chronos, Zürich 2006 |
Bertolt Brecht, nach all den Strapazen des Fliehens und der Exiljahre wieder zurück in Europa, bekam in seiner kurzen Schweizer Zeit Schwierigkeiten und Probleme zuhauf, die die Brecht-Forschung so bisher noch nicht gekannt hatte. Es ist nicht übertrieben, von mehreren Extremsituationen zu sprechen, in der sich der Exilautor damals befand. Ihm folgten nicht nur im Abstand von wenigen Tagen die „Steckbriefe“ der Geheimdienste, er wurde immer wieder auch mit seinen persönlichen Konflikten konfrontiert; den Schwierigkeiten im Umgang mit Partnerinnen und Mitarbeiterinnen etwa, die Brecht mehr, als ihm lieb war, anzog und die ihn auch in Zürich wieder eingeholt hatten. Die Schauspielerin Valeria Steinmann, die mit ihm in Chur 1948 bei der Uraufführung der Antigone des Sophokles gearbeitet hatte, erinnerte sich an einen Eindruck, den Brecht damals vermittelte: dieser Mensch passte gar nicht in ein Land, das vom Krieg unversehrt geblieben sei, und nicht in die Schweiz von damals, wo alles relativ harmonisch schien: „Ich glaube sogar, Bertolt Brecht hat Spannungen, Schwierigkeiten und Probleme, all dieses, einfach auch schöpferisch gebraucht.“ |
|
Omasta, Michael; Wolf Suschitzky Photos Synema, Wien 2006 |
Die gemeinsam mit SYNEMA – Gesellschaft für Film und Medien erarbeitete Ausstellung „Wolf Suschitzky. Ein Fotograf aus Wien“ ist Mitte September zu Ende gegangen. Die Publikation darüber ist während der Veranstaltungen der Exilbibliothek weiterhin im Literaturhaus und bei SYNEMA erhältlich. |
|
Benjamin, „…wie überall hin die Leute verstreut sind…“ Koehler & Amelang, Leipzig 2006, ISBN 3-7338-0346-9 |
Das Adressbuch des Exils 1933 – 1940 Das Adressbuch aus dem Nachlass Walter Benjamins stammt aus den Jahren um 1936. Schon von seinem Umfang her ist es ein bewegendes „document humaine“ der Vereinsamung im Exil: Nur 80 Namen hat Benjamin hier notiert, unter ihnen Hanns Eisler, Gisèle Freund, Yvan und Claire Goll, Siegfried Kracauer und Kurt Weill. Daneben gibt es Verlage, Hilfsorganisationen sowie Hotels und Pensionen, die zum Alltag jedes Emigranten gehörten. Viele der Adressaten sind bekannt, zu ihnen fanden sich kleine Geschichten, die dieses Buch erzählt. |
|
Doerry, „Nirgendwo und überall zu Haus“ DVA, Stuttgart 2006, ISBN 3-421-04207-1 |
Beeindruckende Menschen, beeindruckende Gespräche, beeindruckende Bilder In den vergangenen Jahren reiste Martin Doerry, dessen Buch über das Schicksal seiner jüdischen Großmutter Lilli Jahn in 18 Sprachen übersetzt wurde, quer durch Europa und Amerika, um mit Menschen zu sprechen, die der Vernichtung durch die Nationalsozialisten knapp entkommen sind. Sie gehören zu den letzten Repräsentanten einer untergegangenen Welt des europäischen Judentums, und sie legen hier eindrucksvoll Zeugnis ab über ihre Geschichte, ihren Kampf ums Überleben und darüber, was es für sie bedeutet, Jude zu sein. Die SPIEGEL-Fotografin Monika Zucht begleitet die Texte mit ausdrucksstarken Schwarzweiß-Porträts. Gespräche u.a. mit Imre Kertész, Heinz Berggruen, Ruth Klüger, Anita Lasker-Wallfisch, Arno Lustiger, Alfred Grosser, Peter Gay, Ralph Giordano, Agnes Sassoon, Saul Friedländer und Elie Wiesel |
|
Das dritte Auge. Schirmer/Mosel Verlag, 2006 |
Ellen Auerbach, die 1906 in Karlsruhe geboren wurde und 2004 in New York starb, ist in vielerlei Hinsicht eine paradigmatische Figur: Ihre Bilder sind Ikonen der Avantgarde-Photographie, ihr Lebensstil ließ sie zur Verkörperung der »Neuen Frau« in der Weimarer Republik werden, und ihre Odyssee von Berlin über Palästina und London nach New York spiegelt das Schicksal tausender deutsch-jüdischer Künstler im 20. Jahrhundert. Ellen Auerbach wäre im Mai 2006 hundert Jahre alt geworden. Unsere Monographie, die eine Ausstellung in der Münchner Pinakothek der Moderne begleitet, folgt den Stationen einer künstlerischen Entwicklung, der die Zeichen der Zeit im Positiven wie im Negativen den Weg wiesen. Im Berlin der 20er Jahre studiert Ellen Auerbach zunächst Bildhauerei, bevor sie sich bei dem Bauhaus-Lehrer Walter Peterhans zur Photographin ausbildet und 1929 ein eigenes Werbe- und Portraitstudio eröffnet: das in Avantgardekreisen bald berühmte Atelier »ringl+pit«. 1933 bricht diese vielversprechende Karriere jäh ab. Die Erfahrungen von Emigration und Exil und die Begegnung mit der amerikanischen Photographie der 40er und 50er Jahre lassen neue, heute weniger bekannte Werke entstehen, darunter auch Farbaufnahmen, Filme, Cartoons und literarische Arbeiten.
|
|
Helmut Braun, Deborah Schultz (Hrsg.): Der Maler Arnold Daghani |
Das von den Daghani-Kennern Helmut Braun und Deborah Schultz herausgegebene Ausstellungsbegleitbuch „Der Maler Arnold Daghani“ soll dazu beitragen, das vielseitige Werk dieses Künstlers und Zeugen der Shoah einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Der Maler Arnold Daghani mußte 1942 bis 1944 für eine deutsche Firma Zwangsarbeit im Straßenbau in der Ukraine verrichten. Seine grauenhaften Erfahrungen dokumentierte er in einem Tagebuch („Lasst mich Leben. Stationen im Leben des Künstlers Arnold Daghani“), das als entscheidendes Dokument in den sechziger und siebziger Jahren in der Bundesrepublik diverse Ermittlungsverfahren gegen Nazi-Verbrecher auslöste. Hinter der aufsehenerregenden historisch-politischen Wirkung des Tagebuchs trat die Bedeutung des malerischen Werks von Arnold Daghani lange Zeit zurück.In einer großen Ausstellung, die, von Zürich ausgehend, in verschiedenen Städten Deutschlands, Österreichs und Rumäniens gezeigt wird, steht nun endlich die Kunst Daghanis im Vordergrund. Zu Klampen! Verlag, |
|
Pacific Palisades |
Exil ist eine exterritoriale, auf die Rückkehr in die Heimat abzielende Daseinsform. Dies unterscheidet die Schriftsteller, die Deutschland aufgrund der politischen Entwicklungen zwischen 1932 und 1941 verlassen, von anderen Auswanderern. In Erwartung einer baldigen Rückkehr lässt sich der Großteil der Autoren zunächst in europäischen Nachbarländern nieder. Doch der Vormarsch der deutschen Truppen in Europa zwingt schon bald zu einer erneuten Flucht. Häufigstes Ziel der Emigranten ist nun Amerika. Pacific Palisades – bedeutender Treffpunkt der deutschsprachigen Autoren an der kalifornischen Küste nördlich von Los Angeles – wird zum »Weimar unter Palmen«. Doch das Paradies hat Schattenseiten. Edition DAH, in Zusammenarbeit mit dem Buddenbrookhaus, Lübeck marebuchverlag, Hamburg 2006 ISBN 3-936384-66-5 |
|
Virginia Verrienti: Poesia della nostalgia Artemide Edizioni S.r.l., Rom 2005, ISBN 88-7575-008-4 |
Nell’aprile del 1933, pochi mesi dopo il conferimento del premio Kleist, la „poetessa del popolo ebraico“ Else Lasker-Schiiler, figura di spicco delle avanguardie berlinesi, frequentatrice e ispiratrice con il marito Herwarth Walden della vita culturale del tempo attraverso la prestigiosa rivista espressionista «Der Sturm», si sottraeva con la fuga alla crescente ostilità del regime nazionalsocialista riparando a Zurigo. Da quel momento iniziava per lei la dolorosa esperienza dell’esilio prima in Svizzera e, dal 1939, in Palestina dove si spense nel 1945. La nostalgia per la lontana patria tedesca, la preoccupazione per la situazione generale e le lotte fratricide tra gli abitanti della Terra promessa, così a lungo agognata, mettono a dura prova i suoi sogni di riconciliazione tra ebrei e tedeschi e tra ebrei e arabi che ispirano non soltanto libri come Arthur Aronymus (1932) e La Terra degli Ebrei (1937), ma tutta l’opera dell’autrice delle Ballate ebraiche (1913). Questo volume, oltre a prendere in esame la prosa dell’esilio e il dramma postumo loelo, singolare resa dei conti con il nazismo, segue la vicenda umana della scrittrice attraverso le sue lettere e traccia, nell’ultimo capitolo, un dettagliato percorso tematico fra le liriche di Concerto (1932) e del Pianoforte azzurro (1943).
Virginia Verrienti insegna letteratura tedesca presso la Facoltà di Scienze Umanistiche dell’Università di Roma „La Sapienza“. Si è occupata in particolare di letteratura della prima metà dell’Ottocento e di alcuni autori e momenti del Novecento (espressionismo, letteratura dell’esilio e dell’ebraismo di lingua tedesca). |
|
Zygmunt Bauman: Verworfenes Leben. Die Ausgegrenzten der Moderne |
In seinem neuen Buch blickt Zygmunt Bauman hinter die Kulissen unserer globalisierten Gegenwart.
Ortlose Migranten, Flüchtlinge und für „überflüssig“ gehaltene Menschen – in ihrem Schicksal manifestiert sich die Tatsache, daß die Entwicklung der modernen Gesellschaften eine für das Individuum auch bedrohliche oder zerstörerische Wirkung haben kann. Zygmunt Bauman zeigt, wie Exklusion mit Moderne und Globalisierung einhergeht und sieht sein Buch als „Einladung, die, vermeintlich allzu vertraute moderne Welt, die wir uns teilen und gemeinsam bewohnen, auf eine neue, und etwas andere Art zu betrachten.“ Professor em. Zygmunt Bauman, Soziologe, Universität Leeds; ist Träger des Amalfi-Preises für Soziologie und wurde 1998 mit dem Theodor W. Adorno-Preis der Stadt Frankfurt ausgezeichnet Hamburger Edition |
|
Inge Hansen-Schaberg u. Ulrike Müller (Hrsg.): „Ethik der Erinnerung“ in der Praxis. Zur Vermittlung von Verfolgungs- und Exil-erfahrungen. |
Sind die obligatorischen Geschichtslektionen und die Rituale des Gedenkens und Mahnens angemessene, zeitgemäße Formen der Beschäftigung mit dem Nationalsozialismus und Ausdruck einer mündigen Erinnerungskultur? Bezugnehmend auf Avishai Margalits Abhandlung Ethik der Erinnerung (2000), steht die Untersuchung der Fragen im Mittelpunkt, wie Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene über die NS-Zeit und das Exil informiert, zur Auseinandersetzung motiviert, zur Toleranz erzogen und für heutige Flüchtlingsschicksale sensibilisiert werden können. Dabei kommt der Beschäftigung mit den Lebensgeschichten der Verfolgten eine besondere Rolle zu. Der Aufsatzband will Impulse zur Entwicklung didaktisch-methodischer Konzepte fur den Umgang mit der NS-Zeit geben. In Zusammenarbeit mit der AG Frauen und Exil in der Gesellschaft für Exilforschung e. V. Arco Verlag |
|
Sina Hofmann-Ginsburg (Hrg.): Eine deutsch-jüdische Künstler-familie |
Behandelt wird das Ehepaar Fischer / Fischer-Ginsburg und ihre beiden Töchter: Elsa-Bertha Fischer-Ginsburg (1901-1998), Malerin, Schülerin von Ahlers-Hestermann und Hans Hofmann. 1935 erhielt sie als Jüdin Malverbot. Nach dem Krieg zahlreiche Ausstellungen in Deutschland, Israel und Ägypten. Heinrich Fischer (1898-1978), Maler. Studium an der Hans-Hofmann-Schule, wo er seine spätere Frau kennen lernte. Auch während der Nazi-Zeit blieb er mit seiner jüdischen Gattin zusammen. Sina Hofmann-Ginsburg, 1935 geboren, Tochter des Künstlerpaares, Malerin, zahlreiche Ausstellungen. Wera Schröner, geboren 1925, Schwester von Sina Hofmann-Ginsburg, Fotografin und Malerin. Mit Werkverzeichnissen.
Hentrich & Hentrich Verlag |
|
Vor dem Zitronenbaum |
Sein unerschöpfliches Wissen, sein erstaunliches Gedächtnis, seine Fähigkeit, im Gespräch große Bögen zu schlagen und überraschende Zusammenhänge herzustellen, wurden gerühmt und bewundert. Doch allen Bitten, seine Erinnerungen aufzuschreiben, hat er widerstanden – fast bis zuletzt. Gespräche bildeten die Grundlage zu diesem Buch. Voller Witz und Charme erzählt Hellmut Freund von Kinder- und Schülerjahren in Berlin, vom bürgerlich-intellektuellen Elternhaus, von frühen literarischen Eindrücken. Die Erfahrungen als einziger jüdischer Schüler in der Klasse, die schwere erste Zeit in der Emigration schildert er ohne Bitterkeit. Dankbar erfüllt beschreibt er die lebensbestimmenden Begegnungen und Freundschaften, die aus seiner journalistischen Arbeit in Montevideo und Buenos Aires erwuchsen. Bis zur Rückkehr nach Deutschland im Jahr 1960 reicht dieser Bericht. Vierundvierzig Jahre, in denen Hellmut Freund als Lektor das Programm des S.Fischer Verlags mitgestaltet hat, sind mit einer Auswahl der von ihm verfassten Texte zu »seinen« Büchern dokumentiert. Eine Gesprächsaufzeichnung aus dem Jahr 1993 liegt dem Buch als CD bei. Fischer Verlag |
|
Hans-Juergen Fink, Michael Seufert: Georg Kreisler gibt es gar nicht. |
Georg Kreisler wird 1922 in Wien in ein jüdisches Elternhaus hineingeboren. Seine Kindheit ist nicht glücklich, und sie wird überschattet von Ausgrenzung und wachsendem Antisemitismus. 1938 gelingt es Kreisler nach dem »Anschluss« Österreichs quasi in letzter Minute mit seinen Eltern in die USA zu fliehen. Dort wird er bald in die US-Army eingezogen. Nach mühseligen Anfängen als Entertainer und Barpianist nimmt seine musikalische Karriere immer mehr Gestalt an. Sie wird über fünf Jahrzehnte dauern. 1955 kehrt Kreisler nach Europa zurück.
Der Biographie liegt eine CD mit sechs englischsprachigen Songs bei: Kreislers verschollen geglaubtes, bislang unveröffentlichtes Schallplattendebüt von 1947. Scherz Verlag |
|
Jürgen Serke (Herausg.:) Ich bin in Sehnsucht eingehüllt |
Vor 25 Jahren gab der Journalist und Exilforscher Jürgen Serke ein Aufsehen erregendes Buch heraus: 57 Gedichte einer damals unbekannten Autorin – Gedichte über eine Liebe, die mehr Traum war als Wirklichkeit, gewidmet einem Freund, der später auf der Flucht nach Palästina ums Leben kam. Das Leben der entfernten Cousine Paul Celans, die schon mit 15 Jahren ihre ersten Gedichte schrieb, schien auf schicksalhafte Weise mit dem der Anne Frank verwandt. Lange waren die Gedichte verschollen, bevor sie 1980 erstmals der Öffentlichkeit präsentiert wurden. Seitdem sind sie aus dem deutschen Literaturkanon nicht mehr wegzudenken. Für die Jubiläumsausgabe zeichnet Jürgen Serke die Etappen dieser Verlag Hoffmann & Campe |
|
Helmut Braun: Czernowitz |
Steinerne Zeugnisse erinnern heute zwar noch an das »Goldene Zeitalter« der k.u.k. Monarchie, als Czernowitz die pulsierende Hauptstadt des Kronlandes Bukowina war und stolz die östlichste Universität des Westens vorwies. Doch nach dem Zweiten Weltkrieg war die Vielvölkermetropole eine menschenleere Stadt. Die Deutschen hatte man »heim ins Reich« geholt, die Juden ausgerottet, die Polen, Ungarn, Armenier waren während des Krieges geflohen, und die Rumänen gingen, als die UdSSR die nördliche Bukowina annektierte. Das Buch zeigt in vielen Bildern das alte Czernowitz und stellt ihm das heutige Tschernivzy gegenüber. Die Autoren erzählen von der Vergangenheit und Gegenwart der Stadt und beleuchten die besondere Rolle, die die Literatur hier spielte. So ersteht vor dem Auge des Lesers eine untergegangene Kulturmetropole, die es verdient hat, wieder entdeckt zu werden. Christoph Links Verlag |
|
Manfred Görtemaker: Thomas Mann und die Politik |
Die Politik ist aus Thomas Manns Leben nicht wegzudenken. Ausgehend von dem scheinbar „unpolitischen“ Thomas Mann vor dem Ersten Weltkrieg ergründet Manfred Görtemaker die wichtigsten Stationen in der Beziehung des Autors zur Politik: seine Zeit als „Vernunftrepublikaner“ in der Weimarer Republik, die frühe Gegnerschaft zum Nazistaat, die Emigrationszeit in der Schweiz und den USA, schließlich seine skeptische Haltung zur „fragilen Republik“ Adenauers, mit der er sich bis zu seinem Tod 1955 nicht anfreunden konnte. Fischer Verlag |
|
Fokus Exil „Fokus Exil“, der erste Zweijahresbericht zur Arbeit der Weichmann-Stiftung liegt vor. Er bietet Informationen zur Geschichte der Exilforschung, skizziert die inhaltlichen Schwerpunkte der aktuellsten Stiftungs-Tagungen in Prag und Hamburg und stellt geförderte Projekte bzw. Promotionen vor. © Weichmann-Stiftung 2005 |
||
Dittmann, Ulrich und Dollinger, Hans (Hg.): Oskar Maria Graf Jahrbuch der |
Oskar Maria Grafs Werk in der Zeit nach 1945 steht im Mittelpunkt des sechsten Bandes der Oskar Maria Graf-Gesellschaft. Erstmals werden hier die »Erinnerungen« an Adam Scharrer veröffentlicht, in denen Graf jenem Kollegen ein Denkmal setzt, der in der »Reise in die Sowjetunion« immer wieder Zielscheibe seines Spotts war. In einem Aufsatz zu der späten Sammlung von Grafs theoretischen Beiträgen entwickelt Pierre Kodjio Nenguié aus fremdkultureller Sicht bemerkenswerte Perspektiven. Grafs Erzählkunst wird in den Interpretationen zu »Eroberung der Welt« von Walter von Reinhart und zu »Unruhe um einen Friedfertigen« von Ulrich Dittmann diskutiert. Eine Zusammenfassung der Korrespondenz Grafs mit seinem »Münchner Brückenkopf« aus der Nachkriegszeit schließt das Jahrbuch ab. Buch & Media |
|
Ernst Bloch: Briefe an Karola 1928-1949 Suhrkamp Verlag, |
„Wir wollen dort nicht einsam sein, wo wir endlich leben“, heißt es in Geist der Utopie. Ernst Bloch vertritt die Idee einer vom eigenen Schaffen untrennbaren Liebe. Für ihn nimmt sie Gestalt an, als er 1927 die zwanzig Jahre jüngere Karola Piotrkowska kennenlernt, und er gibt dieser Liebe in seinen Briefen leidenschaftlich Ausdruck, weit über das Private hinaus: »Wir gehörten zu uns; zu Dir gehörte ich; zu Dir mit meinem Werk, das ich zu tun habe«, lautet seine Erinnerung an eine frühe Begegnung mit seiner künftigen Frau; die beiden heiraten 1934 und leben bis zu Blochs Tod zusammen.
So werden die Briefe aus der Zeit des »zu bestehenden Abenteuers der Treue, das Ehe heißt« zu einem Weg durch Blochs Denken wie durch die Zeitgeschichte: Er berichtet vom Zerfall der Weimarer Republik und ihrem kulturellen Milieu, von seiner Haltung zu Benjamin, Brecht oder Lukács, von den Zukunftsplänen im Exil und von einer Sehnsucht, die stets auf das Ganze zielt. Das Innenministerium der DDR beschlagnahmte die persönliche Habe von Ernst und Karola Bloch, als beide nach dem Bau der Mauer im August 1961 in der Bundesrepublik blieben. 1986 erhielt Karola Bloch ein umfangreiches Konvolut zurück, darunter die 82 nun edierten Briefe. Die Herausgeberin, Anna Czajka, geboren in Polen, arbeitete am Institut für Philosophie und Soziologie der polnischen Akademie der Wissenschaften in Warschau. Gegenwärtig lehrt sie Philosophie der Kultur an der Universität Parma. |
|
Mihail Sebastian: Voller Entsetzen, aber nicht verzweifelt – Tagebücher 1935-44 |
Aus dem Rumänischen von Edward Kanterian und Roland Erb OT: Jurnal 1935–1944
Es war eine literarische Sensation, als Mihail Sebastians Tagebücher 1935 – 44 Mitte der 90er Jahre in Rumänien und bald darauf in Frankreich, England und den USA erschienen. Das lang vergessene Hauptwerk des rumänischen Dichters ist ein einzigartiges, aufwühlendes Zeugnis der Menschlichkeit, das, den Tagebüchern Victor Klemperers gleich, das Leben in der Verfolgung und unter wachsender Todesgefahr dokumentiert. In seinem Selbstportrait „Die Rückkehr des Hooligan“ hat der Schriftsteller Norman Manea Sebastian ein literarisches Denkmal gesetzt Claassen-Verlag |
|
Sarah Kirsch: Sämtliche Gedichte |
Sarah Kirsch zählt zu den bedeutendsten deutschsprachigen Dichterinnen des 20. und des beginnenden 21. Jahrhunderts. Seit sie in den sechziger Jahren mit Gedichten hervorgetreten ist, gilt ihr die Aufmerksamkeit von Lesern und Kritik. Marcel Reich-Ranicki etwa pries sie als der „Droste jüngere Schwester“. DVA |
|
Walter Grünzweig / Ursula Seeber (Hg.): Fred Wander – Leben und Werk Weidle Verlag, Bonn 2005 |
Fred Wander wurde 1917 in Wien geboren. Nach dem »Anschluß« 1938 mußte er fliehen und tauchte in Frankreich unter. Er wurde gefaßt und über Drancy nach Auschwitz deportiert, später nach Groß-Rosen und schließlich Buchenwald, wo er im April 1945 befreit wurde. Bis 1956 lebte er in Wien, dann übersiedelte er in die DDR. Seit 1984 lebt er wieder in Wien. Heute zählt Fred Wander zu den eindrucksvollsten Autoren, die Nachkriegsösterreich hervorgebracht hat. Die literarischen Reflexionen des Holocaust-Überlebenden beziehen sich auf die persönliche und kollektiv Vergangenheit, die immer wieder in die Gegenwart einbricht. Seine Texte kommentieren die Entwicklungen der Nachkriegszeit durch die Optik des Lagerinsassen und fordern nachgeborene Leser heraus: Kann denn einer, der bei den Toten war, ein ›Wiedergänger‹, kann so einer überhaupt noch mit normalen Menschen reden, ohne mißverstanden zu werden? Mit Aufsätzen von Eberhard Görner, Walter Grünzweig, Wulf Kirsten, Sibylle Klemm, Gerhard Kofler, Hannes Krauss, Maria Kublitz-Kramer, Karl Müller, Klemens Renoldner, Julia Sattler, Christine Schmidjell, Wolfgang Trampe und Christa Wolf sowie einem Gespräch mit dem Autor und der ersten Bibliographie |
|
Der siebente Brunnen Wallstein-Verlag Göttingen 2005, ISBN 3-89244-837-x |
Die Wiederentdeckung eines Buches, das als eines der ersten in ganz neuer Weise über den Holocaust sprach.
Vor kaum mehr als zehn Jahren haben Bücher von Georges-Arthur Goldschmidt, Ruth Klüger, Louis Begley und Imre Kertész neue Formen des Sprechens über den Holocaust gefunden und damit die Frage des »Weiterlebens« mit der Erinnerung auf eindringliche Weise an den Leser übermittelt. »Der siebente Brunnen« ist zwanzig Jahre älter und gehört doch genau zu diesen Büchern. |
|
Sven Hanuschek: Elias Canetti Carl-Hanser-Verlag, München 2005 |
Die erste Biographie des Nobelpreisträgers Elias Canetti. Sven Hanuschek konnte als einer der ersten den Nachlass Canettis einsehen und Freunde und Weggefährten befragen. Und so erzählt er das Leben eines Menschen voller Leidenschaft und Energie, der trotz aller Begabung, Beziehungen zu knüpfen, immer ein Einzelgänger blieb. Er erzählt von einem Dichter, dessen Werk quer steht zu den großen Strömungen der Literatur des 20. Jahrhunderts, und er erzählt von einem exemplarischen Schicksal jüdischer Emigration, das vom kleinen bulgarischen Rustschuk nach Wien, Berlin, London und Zürich führte. Pressestimmen: Richard Kämmerlings, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.03.2005 |
|
Blende 89 |
Blende 89 ist ein poetisches und politisches „Tagebuch“. Es beginnt am dritten Oktober 1989 und endet ein Jahr später. Der junge, hochbegabte, aber ausgegrenzte Autor Christian Heckel wird im Oktober ´89 von der vorrevolutionären Stimmung in Leipzig erfasst. Er fühlt den Puls der Zeit, die nach jahrzehntelang verordnetem Stillstand zu rasen beginnt. Er findet sich auf der Straße wieder, mitten im aufziehenden revolutionären Herbststurm. Die allgemeine Stagnation beginnt langsam aufzubrechen. Das Volk entledigt sich seines Maulkorbs. Die letzte Option des sterbenden Staates, die der nackten Gewalt, weicht dem befreienden Glücksgefühl. Blende 89 ist weit mehr als die Chronik eines Glücksfalles der Geschichte. Es ist das einmalige Notat eines autonomen Geistes in der untergehenden DDR-Diktatur. Edition Büchergilde |
|
Edeltraud Eckert: Jahr ohne Frühling |
Ein halbes Jahr nach Gründung der DDR wird die 20-jährige Dichterin Edeltraud Eckert im Mai 1950 in Potsdam verhaftet und wegen des Besitzes von Flugblättern mit dem knappen Wortlaut „Für Freiheit und Demokratie“ zu 25 Jahren Arbeitslager verurteilt. In der Strafvollzugsanstalt Waldheim erhält sie wegen guter Arbeitsleistung einmalig die Möglichkeit, ein Oktavheft für eigene Gedichte zu nutzen. Es entsteht ein berührender Zyklus von 101 Gedichten, der ihre Haftzeit zwischen Auflehnung und Angst, Resignation und Hoffnung beschreibt. Auch die Briefe, die sie einmal im Monat zensiert an ihre Eltern schreiben durfte, erzählen von ihren Jahren als politische Gefangene in ostdeutschen Gefängnissen. Im Frauenzuchthaus Hoheneck kommt es im Januar 1955 zu einem dramatischen Arbeitsunfall, an dessen Folgen Edeltraud Eckert mit 25 Jahren im Haftkrankenhaus Leipzig/Meusdorf stirbt. Edition Büchergilde |
|
Ulrich Liebe: Verehrt – Verfolgt – Vergessen Beltz Verlag, Weinheim und Basel 2005, |
Sie verschwanden, oft über Nacht, kamen am nächsten Tag nicht mehr zur Probe oder ins Atelier. Hat sie jemand vermisst, nach ihnen gefragt, sich für sie eingesetzt? Wie konnte es geschehen, dass man sie zuerst nicht mehr spielen und schließlich nicht mehr leben ließ? Sehr bekannte Gesichter, teilweise populäre Stars. Ausgemerzte Kultur. Der erste Biographienband über Schauspieler, die im »Dritten Reich« ums Leben gebracht wurden. Aufrüttelnd beschrieben, einzigartig dokumentiert, reich bebildert. Ein bewegendes Kapitel unserer jüngeren Kulturgeschichte, in dieser Ausgabe das erste Mal mit den Originalstimmen einiger Protagonisten des Buches auf der beiliegenden Audio-CD. „Ulrich Liebe ist mit seiner einmaligen Dokumentation einer zum Tode verurteilten Kultur etwas Wunderbares gelungen: Er hat die Kunst jener Menschen, von denen nichts bleiben sollte, wieder zum Leben erweckt.“ Hamburger Abendblatt „Zahlreiche Dokumente und Aussagen von Zeitzeugen belegen detailliert, wie Paul Morgan, Joachim Gottschalk, Kurt Gerron und andere Geächtete wurden: Künstler, die sich mit dem Hitler-Staat nicht arrangieren konnten oder wollten.“ Der Spiegel „Hier schreibt einer, den die Geschichte verletzt hat und der die »Gnade der späten Geburt« nicht als Entschuldigung benutzt. Sie ist ihm Verpflichtung anzuschreiben gegen das Verdrängen, gegen das neue Unrecht, da in Deutschland wieder »deutschgetümelt«, mitunter sogar gehetzt und geschlagen wird.“ Süddeutsche Zeitung »… eine nie erzählte Geschichte …« (Ignatz Bubis) |
|
Jürgen Neffe: Einstein |
Dieses Buch erzählt die Geschichte eines genialen Wissenschaftlers – und schildert zugleich eine ganze Epoche. Beschrieben wird das Leben und Wirken eines Mannes, der unser aller Weltbild revolutionierte. Und gefragt wird nach dem Menschen Einstein, der durch sein unkonventionelles Äußeres die Menschen stets besonders faszinierte. Was verbirgt sich hinter dem Mythos Einstein, und welche Bedeutung haben seine Forschungen für unsere heutige Zeit? Rowohlt Verlag, Weitere Informationen zum Einsteinjahr 2005 finden Sie unter http://www.einsteinjahr.de |
|
Albert Einstein und Siegmund Freud: Warum Krieg? |
„Was für eine Welt könnten wir bauen, wenn wir die Kräfte, die ein Krieg entfesselt, für den Aufbau einsetzten. Ein Zehntel der Energien, die die kriegführenden Nationen im Weltkrieg verbraucht, ein Bruchteil des Geldes, das sie mit Handgranaten und Giftgas verpulvert haben, wäre hinreichend, um den Menschen aller Länder zu einem menschenwürdigen Leben zu verhelfen sowie die Katastrophe der Arbeitslosigkeit in der Welt zu verhindern. Wir müssen uns stellen, für die Sache des Friedens die gleichen Opfer zu bringen, die wir widerstandslos für die Sache des Krieges gebracht haben. Was gibt nichts das mir wichtiger ist.“ Albert Einstein Diogenes Verlag, Zürich 2005 |
|
Peter Crane: Wir leben nun mal auf einem Vulkan Weidle Verlag Bonn, 2004, ISBN 3-931135-81-0 |
Am 30. Oktober 1933 verläßt die 15jährige Sibylle Ortmann Berlin und reist allein nach London: Dies ist der Beginn des Auseinanderbrechens einer jüdischen Familie. Sibylles Großvater war Raphael Löwenfeld, Tolstois Biograph und Übersetzer, der das Schiller-Theater gegründet hatte. Ihre Mutter, Eva Ortmann, ist Sängerin in Berlin und mit dem jüdischen Opernsänger Fritz Lechner befreundet, mit dem gemeinsam sie in die USA emigrieren und den sie dort heiraten wird. Es beginnt ein weltumspannender Briefwechsel, der ein ganzes Panorama des Exils ausbreitet: Teile der Familie gehen nach Kapstadt, andere nach Paris; Sibylles Freundin Lili Faktor, Tochter des Journalisten Emil Faktor, in die Tschechoslowakei, ebenso ein Bruder Eva Ortmanns, Heinrich Löwenfeld. Der einzige Kontakt sind die Briefe, die in diesem Band versammelt sind. Sie zeigen, wie unterschiedlich die Situationen in den einzelnen Ländern waren und wie schwer es war, sich ihnen anzupassen. Sibylle Ortmann emigriert schließlich in die USA und setzt dort alles daran, ihre Schulkameradinnen aus Europa herauszubekommen. Tag und Nacht kämpft sie um Affidavits und Genehmigungen. Ein stiller, aufopferungsvoller Kampf, durch den sie schließlich Lili Faktor das Leben retten kann. Die Briefe dokumentieren, welche immensen Hürden europäische Juden bei ihrer Emigration zu überwinden hatten |
|
Richard Dove: ‚Fremd ist die Stadt und leer…‘ Parthas Verlag, Berlin 2004, ISBN 3-932529-59-6 |
Unter den 70.000 Flüchtlingen, die in Großbritannien vor dem Naziterror Zuflucht suchten, waren bedeutende Repräsentanten der deutschsprachigen Literatur: der international anerkannte und erfolgreiche Schriftsteller Stefan Zweig, der berühmte Berliner Theaterkritiker und Essayist Alfred Kerr, der Dichter und Schriftsteller Max Herrmann-Neiße, der radikal pazifistische Journalist und Romancier Karl Otten und der Wiener Romanschriftsteller und literarische Parodist Robert Neumann. Richard Dove, Professor für deutsche Literatur in London, hat zum Nachzeichnen ihrer schwierigen, dramatischen und auch tragischen Lebensläufe ein intensives Quellenstudium betrieben und zahlreiche bisher unveröffentlichte oder unbekannte Dokumente, Tagebücher, Briefe u.a.m. herangezogen. So sind eindringliche Bilder vom Überlebenskampf dieser fünf Exilschriftsteller entstanden, von ihrem Bemühen, in der britischen Gesellschaft Fuß zu fassen und als Autoren Brot und Anerkennung zu verdienen. |
|
jour fixe initiative Berlin (Hg.): Fluchtlinien des Exils Unrast Verlag, Münster, 2004, |
Politische Reflexionen über Flucht, Migration, Exil |
|
Hans Bergemann, Simone Ladwig-Winters: Richter und Staatsanwälte jüdischer Herkunft in Preußen im Nationalsozialismus |
Aufgrund des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ (BBG) wurden im Deutschen Reich zwischen 1933 und 1935 rund 840 jüdische Justizbeamte mit einem Berufsverbot belegt oder zur Aufgabe ihres Berufs gedrängt.
Die Studie präsentiert die Ergebnisse einer vom Bundesjustizministerium in Auftrag gegebenen Untersuchung zur Ermittlung der vom Berufsverbot betroffenen Justizbeamten. Der Bericht beschreibt zunächst die Mechanismen der beruflichen Ausgrenzung und dokumentiert das Schicksal der Juristen in und nach der NS-Zeit. Kernstück der Studie ist ein alphabetisches Verzeichnis von 536 Kurzbiographien der Richter und Staatsanwälte in Preußen, die wegen ihrer jüdischen Herkunft ausgegrenzt und verfolgt wurden. Autoreninfo Bundesanzeiger Verlag, Köln 2004 |
|
Überschreiten Sie diese Grenze! Rowohlt Verlag, Aus dem Englischen von Gisela Stege, Barbara Heller und Rudolf Hermstein |
Rushdies Schriften aus einem bewegten Jahrzehnt. Zu literarischen Essays fügen sich Texte über politische und gesellschaftliche Themen, namentlich zur Globalisierung und zum jüngsten Kräftemessen zwischen islamischer und westlicher Welt. Das Herzstück bildet „Werte der Menschheit“, eine Auseinandersetzung mit dem 11. September und seinen Folgen, das politische Credo von Rushdies Schaffen. Sein Einsatz für die Freiheit, für die Freiheit der Meinungsäußerung und der Kunst, ist zugleich ein leidenschaftliches Plädoyer für das Miteinander der Menschen und Kulturen „Salman Rushdie ist auf dem Weg zur „Ecoisierung“, diagnostiziert Friedhelm Rathjen, schränkt aber sogleich ein, dass er anders als sein italienischer Kollege Umberto Eco zwar mittlerweile genauso virtuos über beinahe alles unter dem Himmel unterhaltsam schreiben könne, doch dabei nie die Ernsthaftigkeit seines Anliegens verrate. „Vor allem aber“, schreibt Rathjen, „ist Rushdie nie unverbindlich, sondern bezieht dezidiert Stellung und engagiert sich pro und kontra – was mitunter nervig ist, aber allemal ein Gewinn“. Beispiel Religion, Macht und Moral: Religiöse Eiferei, so Rushdie, hat mit Macht zu tun, nicht mit Moral. Und umgekehrt müsse man Moral mit Macht durchsetzen. Und: den „Unglauben“ und damit „Verstand statt Dogma wählen“. Rushdie äußert sich also klar und politisch, dennoch ist der Rezensent ein wenig enttäuscht, dass er sich viel weniger als früher für Literatur zu interessieren scheint, und dass die allermeisten der neunzig Texte Gelegenheitsarbeiten und damit zu sehr an einen Zweck gebunden sind, um weiter reichend zu wirken. Fazit: eine Sammlung für Fans.“ Friedhelm, Rathjen, Frankfurter Rundschau, 16.02.2005: |
|
Gesammelte Werke, 10 Bände. Hrsg. von Dieter Lamping. Diogenes Verlag, Zürich 2004, ISBN 3 257 06360 1 |
Diese „erstmals textkritisch durchgesehene und kommentierte Ausgabe enthält alle Bücher, die Andersch veröffentlichte (sie erschienen 1979 in einer 15-bändigen Taschenbuch-Ausgabe), dazu Texte aus dem Nachlass. Neben den ersten drei Bänden -mit den vier Romanen Sansibar, Die Rote, Efraim und Winterspelt – sowie weiteren Bänden mit Erzählungen, Autobiographischen Berichten, Gedichten und Hörspielen, sind in den Bänden acht bis zehn sämtliche Essayistischen Schriften zugänglich. In chronologischer Reihenfolge vereinigen sie erstmals alle Reiseberichte, Schriften zur Literatur, Kunst und Politik sowie Buchrezensionen. Diese Essays zeigen die enorme Bandbreite dieses Autors, und sie bieten ebenso wie die Prosabände ein Leseabenteuer: in der Tat die Entwicklungsgeschichte eines Autors und Intellektuellen, der die deutschen Katastrophen des 20. Jahrhunderts durchmessen hat.“ Stephan Reinhardt, Frankfurter Rundschau, 16.02.2005 |
|
Fred Breinersdorfer: Sophie Scholl |
Februar 1943: Bei einer Flugblatt-Aktion gegen die Nazi-Diktatur wird die junge Studentin Sophie Scholl zusammen mit ihrem Bruder Hans in der Münchner Universität verhaftet. Fischer Taschenbuch Verlag |
|
Dan Bar-On: Erzähl dein Leben! Edition Körber-Stiftung, Hamburg 2004, |
Erzähl dein Leben! Eine einfache Aufforderung, aber ein wichtiger Schritt hin zur Verständigung. In vielen Konflikten hat der israelische Psychologe Dan Bar-On Menschen dazu ermutigt, das Schweigen zu brechen, und Konfliktparteien in einen Dialog gebracht. Die von ihm seit fast drei Jahrzehnten initiierten Gespräche zwischen Juden und Deutschen, Israelis und Palästinensern sind hierfür beispielgebend.
Von seinem Leben und seiner Arbeit als unkonventioneller Wissenschaftler erzählt Dan Bar-On nun erstmals selbst. In einem spannenden Wechselspiel zwischen Bericht und Analyse gelingt es ihm, sein wissenschaftliches Lebenswerk als einen permanenten Lernprozess vorzustellen. Seine persönliche Geschichte als Kind von Holocaust-Überlebenden und die Entwicklung vom begeisterten Israeli zum kritischen Mahner für Frieden und Verständigung im Nahen Osten verknüpft er eindrucksvoll mit den Motiven, Zielen und Erfahrungen seiner akademischen Arbeit – und wirft dabei einen selbstkritischen Blick auf erfolgreiche und gescheiterte Dialog-Projekte. Seine zahlreichen Interviews und Detailbeobachtungen vermitteln anschauliche Einblicke in den mühsamen Weg von Verständigungsprozessen. Nur wenn wir genau hinhören, was jeden Einzelnen und die Gesellschaft prägt, so die Erkenntnis von Dan Bar-On, entstehen Fundamente für ein menschliches und friedvolles Miteinander. |
|
Wenn die Lichter ausgehen |
Alle Geschichten aus Erika Manns Zyklus arbeiten mit der Antithese von gesundem Menschenverstand und nationalsozialistischer Barbarei. Vieles am nationalsozialistischen Alltag ist lächerlich oder grotesk: die Fülle der sich widerstreitenden Bestimmungen, die offenkundig inkompetenten, aber linientreuen Repräsentanten, die Gründe, derentwegen man ins Gefängnis wandern konnte. Die Dummheit und mit ihr die Barbarei sind mit Hitler an die Macht gelangt. Er selbst und seine Anhänger sind bestenfalls schlechte Schauspieler, Schmierenkomödianten – und doch zugleich in ihrer primitiven Roheit eine Bedrohung für die Zivilisation insgesamt. Rowohlt Verlag, |
|
Eric Friedler/ Barbara Siebert/ Andreas Kilian: Zeugen aus der Todes-zone Das jüdische Sonderkommando in Auschwitz dtv, München, 2005, |
Die erste, aus erschütternden Zeugenberichten erstellte, detaillierte Rekonstruktion des Massenmordes in Auschwitz.
Hunderttausende wurden in den Gaskammern von Auschwitz-Birkenau ermordet. In Gang halten mussten diese Todesfabrik hilflose Arbeitssklaven – die jüdischen Häftlinge des Sonderkommandos. Die SS zwang sie, die Opfer in den Auskleideräumen zu erwarten, ihnen zu helfen, damit es schnell ging. Sie mussten nach der Vergasung die Leichen verbrennen, ihnen zuvor die Haare abschneiden und die Goldplomben ausbrechen. Nur sehr wenige dieser Augenzeugen überlebten; manche konnten in die »Normalität« zurückfinden, viele leiden bis heute unter diesem schweren Trauma. Den Autoren ist es gelungen, einige von ihnen zu bewegen, über ihre grauenvollen Erlebnisse zu sprechen. Diese Interviews sind Grundlage des Buches, das zudem viele weitere Zeugnisse und die neuesten Forschungsergebnisse einbezieht und so erstmals die Abwicklung des Massenmords genau darstellt. „Das Buch hält die Balance zwischen wissenschaftlicher Darstellung und einer erzählerischen Entfaltung des Geschehens … Es gehört zu den besonderen Verdiensten dieses Buches, dass es mit einigen Mythen aufräumt, die den Diskurs über Auschwitz heute bestimmen. Auschwitz war keine klinische Todesfabrik, sondern ein Ort, an dem mit dem Töten experimentiert und Zerstörung organisiert wurde, jeden Tag aufs Neue. Nebenbei erfährt man etwas von der Selbstverständlichkeit, mit der das Wissen um die Massenvernichtung in weitaus größeren Teilen der deutschen Bevölkerung präsent war, als es für gewöhnlich zu hören ist.“ Süddeutsche Zeitung |
|
Das Mädchenorchester in Auschwitz dtv, München, 2005, |
Musikerinnen, die buchstäblich um ihr Leben spielen mußten – Authentisches über den Holocaust.
»Während das Orchester spielte, lud das Leichenkommando nebenan die abgemagerten Leichen auf, die beim Aufprall aufklatschten und zum Verbrennen ins Krematorium gefahren wurden.« Im Lager Auschwitz-Birkenau, wo in den Jahren 1940–1944 Millionen von Menschen vergast und verbrannt worden sind, hat es tatsächlich ein Gefangenenorchester gegeben, das aus jungen Frauen aus Deutschland, Frankreich, Polen und anderen europäischen Ländern bestand. Einer eitlen Laune des Lagerkommandanten entsprungen, sollte es zur »Aufmunterung« der Häftlinge dienen wie zur Erbauung der Mörder. Dirigentin war Alma Rosé, die Nichte des Komponisten Gustav Mahler. Marschmusik für die ausgemergelten »Arbeitskommandos«, Beethoven, Schumann, Puccini, Mendelssohn für den Kommandanten, die SS-Aufseherinnen und den KZ-Arzt Dr. Mengele: etliche Mitglieder des Orchesters haben Auschwitz durch das Musizieren überlebt. |
|
Esther Bejarano, Birgit Gärtner: Wir leben trotzdem |
Esther Bejarano – vom Mädchenorchester in Auschwitz zur Künstlerin für den Frieden Esther Bejarano – Mitbegründerin und Vorsitzende des Auschwitz-Komitees, Musikerin und unermüdliche Zeitzeugin der NS-Verbrechen legt den Erfahrungsschatz ihres 80jährigen Lebens in dieser Biographie vor. „Ein wichtiges Anliegen hat das Buch „Wir leben trotzdem“ von Birgit Gärtner und Esther Bejarano: Statt einer Biografie, die sich „nur“ dem Leben einer einzelnen Person widmet und die zeithistorischen Bezüge vernachlässigt, unternimmt dieses Buch den Versuch, die jeweiligen historischen Hintergründe aufzuhellen, vor denen sich die Biografie von Esther Bejarano ereignet.“ Pahl-Rugenstein Verlag, 2004, |
|
Stella Müller-Madej: Das Mädchen von der Schindler-Liste (orig. „Oczami dziecka“) |
Stella ist neun Jahre alt, als die deutsche Armee Polen überfällt. Ein Jahr später wird sie mit ihren Eltern ins Krakauer Ghetto umgesiedelt, von dort in das Konzentrationslager Plaszöw bei Krakau. Dort erlebt und übersteht sie ein unvorstellbares Grauen. Die Welt scheint am Ende, doch es kommt noch schlimmer: Stella wird nach Auschwitz deportiert. „Das Buch sollte seinen Platz finden neben den Aufzeichnungen der Anne Frank“ (faz) „Ich kenne nur wenige Augenzeugenberichte, die den entsetzlichen Alltag der Vernichtungslager so eindringlich beschreiben. Ein ganz wichtiges Buch für eine Generation, die lernen muss, dass Spielbergs Film von wirklichen Menschen handelt“ (Martin Pollack) dtv, München, |
|
Primo Levi: Ist das ein Mensch? |
„Keiner von den Wachen, kein Italiener und kein Deutscher, traute sich mitanzusehen, was Menschen tun, die wissen, daß sie sterben müssen. Jeder nahm auf seine Weise Abschied vom Leben. Einige beteten, andere betranken sich, wieder andere berauschten sich an letzter, abscheulicher Leidenschaft…“ Ein Jahr Hölle in Auschwitz. Primo Levi schildert mit atemberaubender Sachlichkeit und Menschlichkeit, was ihm und anderen angetan wurde. dtv, München, |
|
Hg. von Irene Nawrocka Carl Zuckmayer – Gottfried Bermann Fischer (2 Bde.) Briefwechsel. Mit den Briefen von Alice Herdan-Zuckmayer und Brigitte Bermann Fischer |
In der Korrespondenz zwischen Zuckmayer und Gottfried Bermann Fischer spiegelt sich die wechselvolle Geschichte dieser Verlagsbeziehung, die 1934 begann und sich im amerikanischen Exil und nach dem Zweiten Weltkrieg in der Bundesrepublik fortsetzte.
1934 mußte Carl Zuckmayer den Ullstein Verlag verlassen, wo bis dahin seine Bücher erschienen waren. Er wechselte zum S. Fischer Verlag, der sich damit eines Werks annahm, das im nationalsozialistischen Deutschland unerwünscht war. Zuckmayers Stücke durften im »Dritten Reich« nicht mehr gespielt werden, und auch der Versuch, seinen ersten Roman 1935 in Deutschland zu veröffentlichen, scheiterte. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg machte sich das Eintreten für diesen Autor für den S. Fischer Verlag bezahlt: Zuckmayer war einer der erfolgreichsten deutschen Gegenwartsdramatiker. Wallstein Verlag Göttingen, 2004, |
|
Anna Sebastian (Friedl Benedikt) Das Monster Edition Memoria, Hürth 2004. |
»The Monster« handelt vom Staubsaugervertreter Jonathan Crisp und seinen Allmachtsphantasien, mit denen es ihm gelingt, sich aus einer erbärmlichen Existenz zu befreien und seine Mitmenschen zu beherrschen. Dieser bizarrgroteske Text mit z. T. kafkaesk-beckettschen Zügen gleitet aus realistischen Anfängen fast unmerklich ins Surreal-Phantastische. Er lässt sich als Allegorie von Totalitarismus und auch Nationalsozialismus lesen – die Mechanismen von Manipulation, blinder Gefolgschaft und Gruppendynamik, aber auch die Konditionierung des Menschen durch gesellschaftliche Normen und Floskeln etwa werden auf eindringliche Weise entlarvt. »The Monster« erschien auch in französischer und schwedischer Übersetzung. Die nun vorliegende erste deutsche Ausgabe wird ergänzt durch ein persönlich gehaltenes Nachwort von Susanne Ovadia mit Erinnerungen an ihre so charmante, extravagante und 1953 viel zu früh im 37. Lebensjahr in Paris verstorbene Schwester Friedl Benedikt alias Anna Sebastian. »Das Monster« ist ein bedeutsamer literarischer Fund – eine wesentliche Stimme der Exilliteratur kann endlich in ihrem heimatlichen Sprachraum entdeckt werden! |
|
„Being George – and liking it!“ Reflektionen über das Leben und das musikalische Werk von Georg Dreyfus zu seinem 70. Geburtstag |
Das teils in englischer und teils in deutscher Sprache verfasste Buch informiert über das Leben und das Werk von George Dreyfus, dem heute wohl bekanntesten deutsch-jüdischen Komponisten in Australien: am 22.7.1928 in Wuppertal-Elberfeld geboren, floh George Dreyfus mit seinem Bruder Richard (in einem sogen. Kindertransport) und seinen Eltern Alfred und Hilde Dreyfus (geb. Ransenberg) 1939 aus Nazi-Deutschland ins Exil nach Melbourne. Das Buch präsentiert – neben neun Beiträgen, die vom Komponisten selbst geschrieben wurden – eine fachliche Würdigung seines musikalischen Werkes durch den Musikhistoriker Andrew McCredie, einen Beitrag des Musikkritikers Joel Crotty, der sich mit dem multikulturellen `Sextet für Didjeridu und Wind Instruments’ von George Dreyfus’ beschäftigt, zwei Beiträge von Librettisten, mit denen George Dreyfus zusammenarbeitete: Lynne Strahan (über `The Gilt-Edged Kid’) und Volker Elis Pilgrim (über die beiden Opern `Rathenau’ und `Die Marx Sisters’, die in Kassel bzw. Bielefeld uraufgeführt wurden) und eine ausführliche, autobiographische Lebensgeschichte des Komponisten (Familie, persönl. Lebenslauf, Erinnerungen an Nazi-Deutschland und die nachfolgenden Jahrzehnte im Exilland Australien) verfasst von dem Soziologen Manfred Brusten. Allans Publishing, Melbourne-Richmond, Australien, 1998, |
|
Hajo Jahn (Hg.) Peter Hammer Verlag, Wupper-tal, 2004, ISBN: 3-7795-0016-7 |
„Zweiseelenstadt“ Wroclaw/ Breslau. Die „Zweiseelenstadt“ der Polen von heute und der Deutschen von gestern war 70 Jahre nach den Bücherverbrennungen von 1933 Veranstaltungsort des XI. Else-Lasker-Schüler-Forums im Oktober 2003. Das Taschenbuch mit mehr als 200 Seiten ist in erster Linie eine Dokumentation der Vorträge und Lesungen bekannter Autoren und renommierter Wissenschaftler beider Nationen in Wroclaw– ein aktuelles Breslau-Buch, etwa wenn Jürgen Serke die Dichterin ELS und die Breslauerin Edith Stein als „Bräute des Herrn“ porträtiert. Prof. Wolf Erlbruch hat wie bei den Almanachausgaben zuvor das Cover gestaltet. |
|
Alex Kershaw Robert Capa – Der Fotograf des Krieges Ullstein Verlag, 2004, Berlin |
Robert Capa war ein obsessiver Pokerspieler, ein Abenteurer, ein notorischer Lügner und starker Trinker, ein Spaßvogel und ein Frauenheld – und er war einer der besten Fotografen der Welt. Er dokumentierte die Schrecken an der Front, und seine Fotos prägten das Bild des modernen Krieges.
Mit seinen Aufnahmen vom Spanischen Bürgerkrieg gelang dem ungarischen Juden 1936 der internationale Durchbruch, und die Fotos vom D-Day in Omaha Beach, wo er in vorderster Reihe mit den alliierten Truppen an Land ging, machten ihn zur Legende. Capa scheute kein Risiko, um das Grauen aus nächster Nähe zu dokumentieren, und liebte doch das Leben. In den schillernden Künstlerszenenvon Madrid, Paris und London traf er Ernest Hemingway, John Steinbeck, Martha Gellhorn und Pablo Picasso, gründete die Fotoagentur Magnum und hatte eine leidenschaftliche Liebesbeziehung zu Ingrid Bergmann. Alex Kershaws fesselnde Biografie erzählt von einem ungewöhnlichen, gefährlichen und viel zu schnellen Leben. Robert Capa starb 1954, im Alter von 40 Jahren, als er in Vietnam auf eine Landmine trat. |
|
Elfriede Brüning Und außerdem war es mein Leben |
»Ich will alles so aufschreiben, wie es in meiner Erinnerung lebt.« Elfriede Brüning, Jahrgang 1910, berichtet von ihrer Kindheit im Kaiserreich, ihrem politischen und literarischen Werden in der Weimarer Republik und ihrem Widerstand und Überleben im Dritten Reich. Nach Verfolgung, Unterdrückung und Krieg gibt es die große Hoffnung, die sie mit Millionen teilt: den Aufbau eines dauerhaften sozialistischen Staates. Eine Illusion, wie die geschiedene, alleinerziehende Frau mit dem Fall der Mauer erkennen muß. dtv München, 2004 |
|
Aldo Keel Martin Andersen Nexö. Der trotzige Däne |
Die Weltliteratur hat er mit zwei grandiosen Romanen bereichert, mit „Pelle der Eroberer“ und „Ditte Menschenkind“. Was seine Person und sein öffentliches Wirken betrifft, so gleicht die Einschätzung einem Pendelschlag. Einst als Vorkämpfer der internationalen Arbeiterklasse, Kämpfer gegen Faschismus und Krieg, Mitstreiter in der Weltfriedensbewegung eine unanfechtbare Instanz, treten – auch vor dem Hintergrund der spezifisch dänischen Auseinandersetzungen – bisher unterbelichtete Züge seiner Persönlichkeit deutlicher hervor. Oft genug kollidierte in seinem Leben der unbedingte Wille zu handeln und für die Menschen der „Unterklasse“ einzutreten, mit Verpflichtungen, die er als Mitglied der Sozialdemokratischen Partei und später der KP eingegangen war. Er liebte das Bad in der Menge, konnte an öffentlichen Ehrungen nicht genug bekommen, ließ sich von seinem Elan zu pathetischem Prophetengestus verführen. Doch die Menschen strömten ihm zu, in Dänemark wie in Deutschland, weil sie sich von ihm vertreten fühlten. Aldo Keel erzählt all das in einer anschaulichen Sprache, mit Sinn auch für die komischen Pointen dieser Biographie. Aufbau Verlag, Berlin, 2004 |
|
Inge Hansen-Schaberg, Christian Ritzi (Hrsg.) Wege von Pädagoginnen vor und nach 1933 |
In den Beiträgen des Sammelbandes über Gertrud Feiertag, Recha Freier, Sophie Friedländer, Clara Grunwald, Toni Lessler, Tami Oelfken, Lydia Stöcker und Nelly Wolffheim werden ihre jeweiligen pädagogischen Ideen und innovativen Ansätze für die Erziehung und den Unterricht erneut der Rezeption zugänglich gemacht. Außerdem und vor allem geht es aber darum, die einzelnen Berufsbiographien und Lebensgeschichten der acht Pädagoginnen zu rekonstruieren und in Erinnerung zu bringen, die durch die 1933 einsetzende Verdrängung weitgehend in Vergessenheit gerieten. Dadurch wird ein weiterer Ansatz geleistet, Lücken in der Professions- und Bildungsgeschichte zu schließen, die nach 1945 bis in die jüngste Vergangenheit überwiegend geisteswissenschaftlich orientiert und männlich dominiert gewesen sind. Schneider Verlag, |
|
Sonia Korn-Grimani Verlorene Kindheit Hrsg. v. Manfred Brusten Lit Verlag, Münster, Hamburg, Berlin, Wien, London, 2004, ISBN: 3-8258-7909-7 |
Verlorene Kindheit erzählt die Geschichte der Sonia Korn, die als kleines jüdisches Mädchen die Anfänge der Judenverfolgung in ihrer Heimatstadt Wuppertal erlebt und die sie – nach polizeilichem Aufenthaltsverbot – mit ihrem Bruder Heini und den Eltern Jakob und Eva Korn 1939 Deutschland für immer verlassen muss. Mit Hilfe von Schmugglern fliehen sie getrennt nach Belgien, wo sie bis Kriegsende illegal und versteckt den Holocaust überleben: in der Flucht vor deutschen Invasoren und Bombenkrieg bis nach Frankreich, Sonia und Heini als Waisen in einem Kinderheim zum Katholizismus bekehrt, Sonjas Mutter mit gefälschtem Pass als Frau eines Belgiers, der sie alle rettet. 1950 schließlich Emigration nach Australien, wo Vater Jakob wenig später stirbt, die tapfere Mutter Eva jedoch, krank und traumatisiert durch den Holocaust, erst am 7. Oktober 1977. Sonia dagegen macht – trotz eigener Familie – Karriere: als Sängerin, Mitarbeiterin des französischen Fernsehens, Privat-Lehrerin der Königin von Malaysia, Dr. der Literatur, Sprachwissenschaft und Musik, als verantwortliche Leiterin eines multikulturellen Sprachenprogramms der UNESCO und ausgezeichnet für ihre Bemühungen um die französische Kultur, Bevölkerung und Sprache. |
|
Aharon Appelfeld Geschichte eines Lebens |
„Manchmal genügt der Geruch von gammeligem Stroh oder ein Vogelschrei, um mich weit weg und tief in mich hinein zu schleudern.“ Der dies sagt – der Schriftsteller Aharon Appelfeld – war bei Ausbruch des Zweiten Weltkrieges sieben Jahre alt, ein behütetes Kind assimilierter Juden in Czernowitz, ein kleiner Junge namens Erwin. Seine Kindheit endet über Nacht: Deutsche und Rumänen ermorden seine Mutter, er hört ihren Schrei. Als er nach Monaten im Ghetto und dem Todesmarsch durch die Steppen der Ukraine im Lager eintrifft, wird er von seinem Vater getrennt. Erwin gelingt die Flucht in die Wälder. Ein Baum mit roten Äpfeln prägt sich dem Hungernden unauslöschlich ein. Rowohlt Verlag, Berlin 2004 |
|
Uwe Wiemann Kurt Tucholsky und die Politisierung des Kabaretts |
Paradigmenwechsel oder literarische Mimikry? Studien zur Germanistik, Bd. 12 Der Journalist und Schriftsteller Kurt Tucholsky (1890-1935) war in den so genannten ‚Goldenen Zwanzigern‘ Mitarbeiter verschiedener Kabarettbühnen und gilt heute als einer der bekanntesten gesellschaftskritischen Chansonautoren deutscher Sprache. In seinen zahlreichen Rezensionen und programmatischen Artikeln zeigte er das Spannungsfeld von „Ideal und Wirklichkeit“ auf, in dem sich die Politisierung des ursprünglich unpolitischen Kleinkunstgenres vollzog. Uwe Wiemann zeichnet die Stationen Tucholskys als Textlieferant für Kleinkunstbühnen nach und untersucht, welche Rolle der Autor hinsichtlich der Entstehung des politisch-satirischen Kabaretts heutiger Prägung spielte. Verlag Dr. Kovac |
|
Die Dritte Front Lukas Verlag, 2004, Berlin, ISBN 3-936872-25-2 |
Im »totalen Krieg« seien »die geistig-moralischen Kräfte des Volkes ebenso entscheidend wie die militärisch-politischen und ökonomischen«, schrieb der Schriftsteller Herbert Scurla, zu DDR-Zeiten als Biograph von Alexander und Wilhelm von Humboldt und Rahel Varnhagen bekannt, 1940 in seinem Buch »Die Dritte Front«. Der vorliegende Band zeichnet, bezogen auf Brandenburg, den Verlauf der »geistig-moralischen« Front auf literarischem Gebiet für die politisch wechselvollen Jahre von 1930 bis 1950 nach. Vorgestellt werden erstaunliche Doppelkarrieren von Schriftstellern und Wissenschaftlern im Dritten Reich und der DDR. Ins Blickfeld geraten außerdem Parallelen beim Versuch der jeweiligen politischen Systeme, die Autoren mit Mitteln der Restriktion oder Förderung für die »Dritte Front« gefügig zu machen. |
|
Stefan Appelius Der Teufel hole Hitler Klartext Verlagsges. Essen, 2004, ISBN 3-88474-824-6 |
Fritz Heine hat 1940/1941 in Südfrankreich mehreren hundert deutsch-jüdischen Flüchtlingen das Leben gerettet. In diesem Auswahlband wird der gesamte noch vorhandene Briefwechsel aus seiner Zeit als Flüchtlingsretter in Marseille und Lissabon (Juni 1940 – Juni 1941) veröffentlicht. Dabei geht es nicht um politische Strategien und Grundsatzdebatten, sondern vor allem um Fragen des nackten Überlebens. Der umfangreiche Briefwechsel zwischen Fritz Heine und der German Labor Delegation in New York dokumentiert in eindrucksvoller Weise, unter welch schrecklichen Bedingungen die Menschen damals in den südfranzösischen Internierungslagern leben mussten. |
|
Stefan Appelius Heine – Die SPD und der lange Weg zur Macht Klartext Verlagsges. Essen, 2004, ISBN 3-88474-721-5 |
SPD-Geschichte im Spiegel der Lebensgeschichte eines bedeutenden Funktionärs Die Biographie von Fritz Heine ist ein Spiegel der Geschichte der deutschen Sozialdemokratie von ihren Anfängen im Kaiserreich bis zur modernen Staatspartei. Heine verkörpert die Hoffnungen und Vergeblichkeiten einer ganzen Epoche deutscher Geschichte: das Arbeiterkind aus der königlichen Haupt- und Residenzstadt Hannover; der junge Parteisekretär im Berliner „Vorwärtshaus“; der aus seiner Heimat verjagte Emigrant; der wagemutige Gegner des NS-Regimes; der Retter der Flüchtlinge von Marseille; der propagandistische Gegenspieler des CDU-Vorsitzenden Konrad Adenauer und schließlich der Herr der sozialdemokratischen Zeitungen. Um den Untergang dieser Zeitungen ranken sich bis zum heutigen Tag Legenden. Häufig ist von einem „Imperium“ die Rede, das von „unfähigen Funktionären“ zugrunde gerichtet worden sei. Doch gab es dieses „Imperium“ überhaupt? „Ich möchte wünschen, daß viele der heute noch jüngeren Sozialdemokraten dieses Buch lesen …“ |
|
Renate Wall Lexikon deutschsprachiger Schriftstellerinnen im Exil 1933 – 1945 |
Mit 203 Kurzbiographien und Werksübersichten ist dieses Lexikon ein umfangreiches und unentbehrliches Nachschlagewerk für diejenigen, die sich mit der Geschichte zwischen 1933 und 1945 unter den Gesichtspunkten weiblichen Schreibens und der Emigration vertraut machen wollen. Wall stellt neben berühmten Autorinnen wie Nelly Sachs und Anna Seghers auch unbekannte, unerforschte Schrift-stellerinnen vor und bewahrt sie so vor dem vergessen. Das Lexikon dient dabei dem wichtigen und richtigen Ziel, ein Stück verborgener (weiblicher) Geschichte zu erforschen. Haland & Wirth / Psychosozial- Verlag, Gießen 2004, |
|
Barbara Weidle und Ursula Seeber Anna Mahler. Ich bin in mir selbst zu Hause Weidle Verlag Bonn, 2004, ISBN 3-931135-79-9 |
Anna Mahler wurde 1904 in Wien geboren. Als Tochter von Gustav Mahler und Alma Mahler-Werfel hatte sie es nicht leicht, ihren Platz im Leben zu finden. Trotz großer musikalischer Begabung entschied sie sich für eine Laufbahn als bildende Künstlerin. In Rom studierte sie Malerei bei de Chirico. Doch ihre Leidenschaft waren seit 1931 Steinbildhauerei und Porträt. Anna Mahler war eine äußerst starke Persönlichkeit, sie faszinierte ihre Zeitgenossen durch ihre Schönheit und ihre Klugheit: Elias Canetti hat ihr im »Augenspiel« ein eindrucks-volles literarisches Denkmal gesetzt. Das Buch, das anläßlich ihres 100. Geburtstags im Juni 2004 in Zusammenarbeit mit dem Literaturhaus Wien erscheint, basiert auf internationalen Recherchen und stellt bisher unveröf-fentlichtes Bild- und Textmaterial vor. Es präsentiert die Grenzgängerin zwischen Kunst, Musik und Literatur in wichtigen Facetten. Als Kind erlebte sie das Entstehen von Kokoschkas »Windsbraut« mit, ihr Stief-Großvater, der Maler und Mitbegründer der Wiener Secession, Carl Moll, vermittelte wichtige künstlerische Eindrücke, ihre erste Schwiegermutter war die Malerin Broncia Koller. In zweiter Ehe war sie mit dem Komponisten Ernst Krenek verheiratet. Es folgte der Verleger Paul Zsolnay. In London heiratete sie den Dirigenten Anatole Fistoulari, und ihre späten Jahre verbrachte sie mit dem Regisseur, Autor und Filmcutter Albrecht Joseph. |
|
edition diskord, Tübingen 2004 |
Sigmund Freud – Max Eitingon Herausgegeben von Michael Schröter Der Briefwechsel zwischen Sigmund Freud und Max Eitingon ist die letzte große Schüler-Korrespondenz Freuds, die bisher unveröffentlicht war, und eine zentrale Quelle zur Geschichte der Psychoanalyse. Max Eitingon, der in Rußland geborene, in Leipzig aufgewachsene, in Zürich ausgebildete Psychiater jüdischer Herkunft, der von 1910 bis 1933 in Berlin lebte und dann nach Palästina emigrierte, wird darin erstmals in seiner ganzen Bedeutung für die Geschichte der Psychoanalyse faßbar. Seine Leistung lag hauptsächlich in den Bereichen Ausbildung, Organisation, Publikationswesen. Hier erwies er sich als tatkräftiger, diplomatisch kluger und kaufmännisch versierter Helfer Freuds. Als Mitglied einer reichen Pelzhändlerdynastie konnte er die Psychoanalyse auch immer wieder durch mäzenatische Zuwendungen unterstützen. |
|
Irene Heidelberger-Leonard Jean Améry Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2004, ISBN: |
Camus, Sartre, Adorno – in diesen Jahren werden die Biografien der einflußreichen Schriftsteller und Denker des 20. Jahrhunderts geschrieben. Hier nun liegt auch die erste Biografie über Jean Amery vor, dessen Aufsätze und Romanessays über den Holocaust und das Gewalttätigste aller Jahrhunderte noch heute Geltung haben. „Dorfidylle (1912 -1924)“ und „Zirkusgasse 48 (1924 -1935)“, so beginnt dieser biografische Bericht, der sich dann dem früh berufenen Schriftsteller und später dem eminent produktiven Journalisten Amery zuwendet. Das Leben und die Schrift, erlebte und beschriebene Realität lagen bei Amery dichter zusammen als sonst. Und so werden die Stationen dieses Lebens auch in subtilem, unauflöslichem Ineinander von Fakten und Werkzitaten vorgestellt: Der Auschwitz-Häftling, der die Folter überlebt hatte. Die frühesten Bewältigungsversuche und die Herausbildung des glänzenden Stilisten. Und, 1966, der Durchbruch mit der Veröffentlichung der Essaysammlung „Jenseits von Schuld und Sühne“, die sich später mit „Über das Altern“ und den „Unmeisterlichen Wanderjahren“ zu einer autobiografischen Trilogie erweiterte. In ihr verschmolzen diskursive Strenge, Eleganz des Stils und das Insistieren auf persönlicher Erfahrung zu einer faszinierenden Form, die Amery zu einem der führenden Intellektuellen werden ließ. |
|
Heinz Berggruen Kleine Abschiede 1935-1937: Mit einem Vorwort von Klaus Harpprecht Transit Verlag 2004, 12,50 € |
Heinz Berggruen, Volontär einer jüdischen Wochenzeitung in Berlin, wartet 1935/36 auf die Ausreisegenehmigung in die USA, um in Kalifornien zu studieren. In dieser Zeit schreibt er neben den journalistischen Routinearbeiten kurze Skizzen und längere Feuilletons, in denen er das, was ihm besonders nahe ist, festhält: Beobachtungen über Orte in seiner Stadt, über die Gewohnheiten und Besonderheiten ihrer Menschen, über Bücher und Bibliotheken, über Erwartungen an ein neues Land. Gleichzeitig stellt er die Frage, wie er sich als Jude in einer zunehmend aggressiven Umgebung verhalten soll, und nähert sich behutsam einer ihm bis dahin unbekannten Religiosität. Ende 1936 verläßt er Berlin, noch ohne amerikanisches Visum, bleibt einige Monate in Kopenhagen, bis er dann endlich Anfang 1937 über Le Havre, New York und dann über den Panama-Kanal nach Kalifornien reisen kann. Auch in dieser Zeit entstehen spannende Texte, die er nach Berlin schickt: über dänische Toleranz, über seine Ankunft in Amerika, über amerikanische und deutsche Mentalität und die Neugier auf ein anderes Leben. Der berühmte Kunstsammler und Mäzen Heinz Berggruen wurde 1914 in Berlin geboren; zunächst Journalist, beschäftigt er sich nach der Emigration mit Kunstausstellungen, wird 1942 ame-rikanischer Soldat und kommt so Anfang 1945 nach Europa. Nach Kriegsende gehört er in München zu den Herausgebern der Zeitschrift »Heute«, geht aber schon 1947 nach Paris, wo er einer der wichtigsten Sammler und Händler moderner Kunst wird. Seit 1996 lebt er auch wieder in Berlin; bedeutende Teile seiner Sammlung (»Picasso und seine Zeit«) ist inzwischen im westlichen Stülerbau in Berlin zu sehen. Anfang 2004 feierte er seinen 90. Geburtstag. (Verlagsinformation) |
|
Michael Omasta, Brigitte Mayr, Elisabeth Streit Peter Lorre Zsolnay-Verlag Wien, 2004, |
Mit seiner Rolle in Fritz Langs „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“ (1931) wurde der am 26. Juni 1904 geborene Altösterreicher Peter Lorre zum Inbegriff des Bösewichts im internationalen Kino. Seine zahlreichen Auftritte in Hollywood, wohin er 1934 emigrierte, steigerten seinen Ruhm. Der neue Band der Buchreihe Zsolnay/Kino, einer Kooperation des Österreichischen Filmmuseums und des Zsolnay Verlages, präsentiert neben zum Großteil unpublizierten Photos und Illustrationen, nicht nur vielfältige Perspektiven auf Lorres Leben und sein Werk, sondern wirft auch literarische und analytische Zooms auf seine wichtigsten Filme. Pressestimmen: |
|
Urs Bitterli Golo Mann Instanz und Ausserseiter 728 Seiten, |
Dieses Buch stellt zum ersten Mal umfassend die Biographie des Historikers und politischen Publizisten Golo Mann dar. Es stützt sich nicht nur auf das wissenschaftliche und jour-nalistische Hauptwerk, sondern auch auf den Nachlass Golo Manns, der sich im Schweizerischen Literaturarchiv in Bern befindet. Alle Lebensabschnitte dieser vielseitigen Persönlichkeit werden eingehend dargestellt: Kindheit und Jugend im Haus des berühmten Schriftstellers Thomas Mann, das Exil in den USA und die Rückkehr als amerikanischer Soldat nach Deutschland, die Niederlassung in Kilchberg bei Zürich, wo Golo Mann bis kurz vor seinem Tod vor zehn Jahren wohnhaft blieb. Neben diese bewegte Lebensgeschichte tritt eine verständlich verfasste Interpretation des historischen Werks, insbesondere der «Deutschen Geschichte» und des «Wallenstein». Auch das politische Engagement Golo Manns, das den parteipolitisch unabhängigen Publizisten sowohl für Willy Brandts Ostpolitik, als auch für Franz Josef Strauss eintreten liess, erfährt eine sachkundige Würdigung. In tiefer Seele traurig Klicken Sier hier, um eine Buchbesprechung von Klaus Harpprecht zu lesen (Webseite von „DIE ZEIT“) |
|
Arno Münster Ernst Bloch. Eine politische Biographie Philo Verlag, Berlin, 2004, |
In seiner Biographie beschreibt Arno Münster, wie der deutsch-jüdische Philosoph Ernst Bloch die Früchte seines philosophischen Schaffens seinem Leben geradezu abgetrotzt hat. Der Sohn aus kleinbürgerlichen Verhältnissen, der schon als Gymnasiast mit den großen Philosophen seiner Zeit korrespondierte, schuf in vielen Stationen des Exils (Schweiz, Frankreich, Tschechoslowakei, USA) auf Tausenden von Seiten ein Werk, dessen größter Teil erst ab den 60er Jahren veröffentlicht wurde. Darin ging es dem marxistischen Philosophen der Hoffnung um die konkrete Utopie einer besseren Welt, und damit, wie Bloch meinte, um „etwas, das allen in die Kindheit scheint und worin noch niemand war: Heimat.“ Nicht zuletzt seine auch unter den Emigranten umstrittenen politischen Positionierungen hatten zur Folge, daß er in zehn Jahren USA keine bezahlte Stellung fand. Seine erste Professur erhielt er mit 63 Jahren 1949 in Leipzig, wo er bald danach geächtet werden sollte. Auch in Tübingen, und weit jenseits der 70, blieb der inzwischen hochverehrte „zornige Prophet“ der Hoffnung unbequem und wurde zu einer Art Schirmherr der Achtundsechziger-Bewegung. |
|
Ilana Schmueli Thomas Sparr Paul Celan Suhrkamp Verlag, |
Die Briefe und Gedichte sind in der sorgfältig edierten und kommentierten Ausgabe trotz manchmal verwirrender zeitlicher Überschneidungen nicht nach Schreibern getrennt abgedruckt worden, sondern in chronologischer Folge nach dem Zeitpunkt ihrer Entstehung zu lesen. Das erfordert zunächst eine gewisse Eingewöhnung, da die große Distanz zwischen Israel und Frankreich häufig für sich kreuzende Briefe und Verzögerungen bei der Postzustellung sorgte, so dass selten eine direkte Antwort auf den vorausgegangenen Brief nachfolgt. Doch hält diese Sortierung den Leser immer auf dem quasi authentischen Stand des Informationsflusses. Die Dringlichkeit der Nähe, die diese Briefe heraufbeschwören, ist durch die zeitlich versetzte Reaktion in den Antwortschreiben ebenso erschütternd nachvollziehbar, wie auch ihre Realisierung immer gefährdet, ja nahezu unmöglich scheint, allein schon, wenn die Concierge in Celans Wohnhaus immer wieder Briefe unter der falschen Tür durchschiebt. Auszug aus: |
|
Anselm Ruest: Zum wirklichen Individuum Aus dem Nachlaß herausgegeben von Hartmut Geerken Aisthesis Verlag, Bielefeld 2003, |
Anselm Ruests Beitrag zur Geistesgeschichte des 20. Jahrhunderts gerät, bedingt durch die politischen Ereignisse, zur Spurensuche. Im letzten Moment und nur durch Zufall wurde das hier vorliegenden Werk in Frankreich vor der Müllabfuhr gerettet. Ruests Haltung zu Politik und Gesellschaft ist extrem pazifistisch, extrem antiautoritär, extrem antimilitaristisch und extrem human. Dabei hält Ruest nicht viel von sozialen Verbänden und Gemeinwesen der Menschen, die er als ,Horden‘ charakterisiert. |
|
Salomo Friedlaender/ Mynona: Ich (1871 – 1936 Aus dem Nachlaß herausgegeben von Hartmut Geerken Aisthesis Verlag, Bielefeld 2003, |
1936, mitten im deutschen Schlamassel, zehn Jahre vor dem physischen Ende des Autors endet, hat einen besonderen Stellenwert in der Geschichte der Autobiografien. Sie beschreibt das Leben eines deutschen Intellektuellen in höchst widerwärtigen Zeiten, ein Leben, das sich in den goldenen Zwanzigern zu einem beachtlichen Höhepunkt aufzuschwingen vermag, um dann um so krasser in eine unvorstellbare Tiefe zu stürzen. Der Philosoph Salomo Friedlaender, der unter dem Pseudonym Mynona zahlreiche Prosawerke veröffentlichte, die zu den aggressivsten des literarischen Expressionismus zählen, endete 1946 in Paris in unsäglicher Armut. In den letzten Jahren vor Kriegsende war er permanent von der Gefahr bedroht, nach Auschwitz deportiert zu werden. In dieser Zeit schrieb Friedlaender/Mynona die, wie er selbst feststellt, wichtigsten Werke seines auch sonst äußerst produktiven Lebens. Das magische Ich, Vernunftgewitter, Ich-Heliozentrum, Das Experiment Mensch, Kant und die sieben Narren, Ich. Autobiographische Skizze sind nur einige Titel aus der Zeit des Exils. Das magische Ich wurde 2001 bei Aisthesis erstveröffentlicht. Die Autobiografie liegt hier, erstmals vollständig ediert nach der von Friedlaender/Mynona hergestellten Endfassung vor. Die übrigen Typoskripte befinden sich unveröffentlicht im Nachlass. |
Die Kommentare sind deaktiviert.