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Zsolnay, Paul

H.A.M. 0

Paul Zsolnay
Verleger


Geb. 12.6.1895 in Budapest/ Österreich-Ungarn
Gest. 11.5.1961 in Wien/ Österreich


Paul von Zsolnay wird am 12. Juni 1895 in Budapest als Sohn eines Großindustriellen geboren, studiert später in Wien Landwirtschaft und leitet den Gärtnereibetrieb der Familie. Mit Unterstützung seiner Mutter Andy, in deren Salon in Schloß Oberufer bei Preßburg prominente Künstler und Schriftsteller wie Richard Strauss, Hugo von Hofmannsthal, Gerhart Hauptmann und Arthur Schnitzler verkehrten, faßte er den Entschluß, in Wien einen literarischen Verlag zu gründen.


Er reagierte damit auf die schwierige Situation der belletristischen Verlage in Deutschland, die es sich wegen der rasanten Inflation nicht leisten konnten, angemessene Honorare an ihre Autoren auszubezahlen. Dank des beträchtlichen Vermögens seiner Eltern, vermochte Zsolnay von dieser Lage zu profitieren, und es gelang ihm, innerhalb kurzer Zeit einen internationalen Verlag mit österreichischer Prägung zu etablieren.


April 1924: Franz Werfels Verdi – Roman der Oper erscheint als erstes Buch des neuen Verlags und wird prompt zu einem Bestseller.

1924–1933: In diesem Zeitraum erscheinen etwa 950 Titel, vorwiegend deutschsprachige und internationale Belletristik. Anfang der dreißiger Jahre wird das Sachbuch verstärkt, die Lyrik tat sich damals genauso schwer wie heute. Zu den bekanntesten internationalen Zsolnay-Autoren zählen die Nobelpreisträger John Galsworthy, Roger Martin du Gard und Sinclair Lewis; darüber hinaus erscheinen Bücher von Colette, A. J. Cronin, Pearl S. Buck, H. G. Wells, Theodore Dreiser, Claude Anet und Daniele Varè. Franz Werfel, Heinrich Mann, Max Brod, Carl Sternheim, Kasimir Edschmid, Leo Perutz, Egmont Colerus und die Debütanten Friedrich Torberg und Hilde Spiel führen die Riege der deutschsprachigen Schriftsteller an.


1933–1945: Der Paul Zsolnay Verlag gilt als jüdischer Verlag, was sich nach der Machtergreifung Hitlers in Deutschland unmittelbar auswirkt. Die sogenannten Verbotslisten der Reichsschrifttumskammer führen dazu, daß der deutsche Markt für viele Zsolnay-Autoren mit einem Mal verschlossen bleibt. Um die Existenz des Verlages zu sichern, versucht Zsolnay, das Programm umzukrempeln. 1934 stellt er sogar einen nationalsozialistischen Lektor ein, der im Laufe der Jahre eine Reihe von mittelmäßigen, aber politisch opportunen Autoren publiziert. Unmittelbar nach dem „Anschluß“ Österreichs engagiert Paul Zsolnay Strohmänner, die den Betrieb nach außen hin leiten. Zsolnay selbst bleibt nach einer Geschäfts-reise in London im Exil. Als die Nationalsozialisten auf die „Scheinarisierung“ aufmerksam werden, sperrt die Gestapo Ende März 1939 den Verlag und setzt einen Treuhänder ein. Nach langen Verhandlungen erwirbt ihn 1941 der ehemalige Reichsschrifttumskammer-Referent und Schriftsteller Karl Heinrich Bischoff und führt ihn bis Kriegsende unter seinem eigenen Namen.


1946: Paul Zsolnay kehrt aus der Emigration nach Wien zurück und beginnt, seinen Verlag wieder aufzubauen. Zu Neuauflagen der Erfolgstitel aus den zwanziger und dreißiger Jahren kommen die Romane von Graham Greene und – eher selten – neue österreichische Autoren wie Johannes Mario Simmel und Marlen Haushofer.

Mit 66 Jahren stirbt Paul Zsolnay in Wien.


Quelle:

http://www.zsolnay.at/verlag/index.htm

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