Kurt Wolff
Verleger
Geb. 3.3. 1887 in Bonn
Gest. 21.10. 1963 in Ludwigsburg
(Kurt Wolff)
Bei ihm wurde der Beruf zur Berufung – oder umgekehrt. Kurt Wolff war Verleger aus Passion. Was Wunder, dass er heute noch als Vorbild gilt und sogar ein Preis nach ihm benannt ist. Er gilt eine der wichtigsten Verleger- Persönlichkeiten der deutschsprachigen Buchwelt.
Noch während des Studiums – Germanistik, natürlich – trat der damals 21jährige 1908 in den Leipziger Rowohlt-Verlag ein, den er vier Jahre später bereits von Gründer Ernst Rowohlt übernahm und als Kurt Wolff Verlag erfolgreich weiterführte. Es war das Jahr, in dem er einen damals noch jungen Autor traf und dessen Talent erkannte: Franz Kafka.
Die ersten Werke Kafkas, Werfels, Hasenclevers, Trakls und Else Lasker-Schülers erscheinen ab 1913 bei Wolff. In die deutsche Buchgeschichte geht er ein mit seiner legendären Schriftenreihe Der Jüngste Tag, in der auch Werke von Emmy Hennings, Johannes R. Becher (damals war der spätere Kultusminister der DDR noch ein hervorragender Dichter) Carl Sternheim, Karl Krauss und andere Expressionisten erscheinen. Dem Lasker-Schüler- Freund Karl Krauss richtet er einen eigenen Verlag ein. Mit Der Untertan von Heinrich Mann undDer Golem von Gustav Meyrink gelingen Kurt Wolff Bestseller, die bis heute zu recht ihre Leser finden.
Der Ruhm seiner jungen Autoren beflügelt den Erfolg des Verlages, der inzwischen 60 Mitarbeiter zählt, als er 1919 von Sachsen nach München umzieht. Fünf Jahre später wagt Kurt Wolff von dort den Sprung über die Alpen und gründet 1924 in Florenz die Pantheon Casa Editrice, um bibliophile kunsthistorische Werke zu verlegen. Zwanzig Bände erscheinen bis 1930, aber sie sind wohl zu aufwändig, der Interessentenkreis zu klein. Hinzu kommt die Weltwirtschaftskrise. Die Verbindlichkeiten sind erdrückend, die Verluste enorm.
Mit seiner ersten Frau Elisabeth (Merck), die er im Alter von 20 Jahren geheiratet hatte, lebte er ab 1930 „auf Reisen“, bis die beiden zu Beginn der Nazizeit zunächst in Frankreich, danach in Italien und daraufhin wieder in Frankreich eine Pension betrieben. 1941 emigrierte der inzwischen Geschiedene mit seiner zweiten Frau Helen und ihrem Sohn vor den deutschen Besatzern in die USA. Dort knüpfte er an seine Arbeit von Leipzig, München und Florenz an, gründete in New York wieder einen Verlag, den er – aus Sentimentalität womöglich – in Erinnerung an seine florentinische Zeit Pantheon Books nannte.
Erst Ende der 50er Jahre des 20. Jahrhunderts kehrte der Exilant nach Europa zurück, allerdings nicht nach Deutschland, sondern in die Schweiz, wo die Wolffs ihre nächste Existenz aufbauten.
Bis zu Kurt Wolffs tragischem Tod infolge eines Verkehrsunfalls – während eines Spaziergangs wurde er von einem Lastwagen überfahren und drei Tage später im benachbarten Marbach beigesetzt – betreuten die Eheleute die Helen and Kurt Wolff Books, die als Imprint bei Hartcour, Brace & World erschienen.
Autor:
Hajo Jahn
Literatur:
Barbara Weidle (Hrsg.): Kurt Wolff
– ein Literat und Gentleman
Weidle-Verlag, Bonn 2007
ISBN: 978-3-938803-01-1
Links (deutsch):
http://www.kurt-wolff-stiftung.de/index1.htm
http://de.wikipedia.org/wiki/Kurt_Wolff
http://www.br-online.de/wissen-bildung/collegeradio/medien/deutsch/wolff/audio/
http://www.perlentaucher.de/autoren/16341.html
http://www.literaturnische.de/Trakl/briefe2.htm
http://www.dla-marbach.de/index.php?id=51888&ADISDB=BF&WEB=JA&ADISOI=19356
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