Geb. 12.12. 1883 in Wien/ Österreich-Ungarn
Gest. 20.3. 1951 in Radlett (Hertfordshire)/ GB
Bereits als Kind begleitet die junge Gräfin ihren Vater, einen österreichischen Gesandten, auf seinen Reisen nach Nordafrika und in den Nahen Osten, nach Konstantinopel, Lissabon, Mailand, Florenz. Ihr Interesse an Land, Leuten und Sprachen wird später dazu führen, daß die polyglotte aus hochadligen Kreisen an die 150 Romane und Erzählungen aus dem Französischen, Russischen und Englischen übersetzt.
Zuerst erhält sie Privatunterricht, besucht dann das Sacre Coeur in Algier, später ein Pensionat für Höhere Töchter in Dresden und wird im oberösterreichischen Ebensee zur Volksschullehrerin ausgebildet. Gegen den ausdrücklichen Willen ihrer Eltern heiratet sie 1908 den baltischen Gutsbesitzer Victor zur Mühlen, konvertiert vom katholischen Glauben zum Protestantismus und zieht mit ihrem Ehemann auf dessen Gut im Kreis Fellin im heutigen Estland, wo sie bis 1913 lebt. Nach der Trennung von ihrem Mann verbringt sie längere Zeit bis 1919 aufgrund einer Lungenerkrankung im schweizerischen Luftkurort Davos. In dieser Zeit lernt sie den Schriftsteller und Journalisten Stefan Klein kennen.
Zur Mühlen übersiedelt nach Frankfurt, tritt der Kommunistischen Partei bei und läßt sich dann in Berlin nieder. Als Schriftstellerin kann die Rote Gräfin erste Erfolge mit ihrem Märchenbuch Was Peterchens Freunde erzählen verzeichnen. Ihre Erzählung Schupomann Karl Müller trägt Zur Mühlen eine Anklage wegen Hochverrats ein.
Nach der Machteinsetzung der Nationalsozialisten fliehen Hermynia Zur Mühlen und Stefan Isidor Klein nach Wien. Das Dritte Reich, „dieses zur Wirklichkeit gewordene Gräuelmärchen, zu bekämpfen“, wird zentrales Motiv ihrer drei großen Exilromane. Ihr Kampf gegen den Faschismus geht mit einer allmählichen inneren Abkehr von der Kommunistischen Parteir einher.
Nach dem Anschluß Österreichs an Hitler-Deutschland im März 1938 flieht sie erneut, unter Zurücklassung ihrer Bibliothek und einer Erbschaft, nach Bratislawa. Hier heiraten Hermynia Zur Mühlen und Stefan Klein noch im selben Jahr. 1939 emigrieren beide nach Großbritannien. Bis 1948 lebt das Ehepaar in London, danach im nördlich gelegenen Radlett.
Trotz einer schweren Erkrankung widmet sich Hermynia Zur Mühlen neben ihrer literarischen Tätigkeit immer wieder der Übersetzungsarbeit und überträgt zehn größere Prosastücke englischer, französischer und us-amerikanischer Autoren ins Deutsche.
Zu ihrem 60. Geburtstag im Jahre 1943 wird Hermynia Zur Mühlen vom tschechoslowakischen und österreichischen PEN-Klub mit einer Lesung aus ihrem Werk geehrt. In den den 50er Jahren gerät die einstmals bekannte Schriftstellerin zunehmend in Vergessenheit. Ihr Nachlass gilt als verschollen.
http://www.literaturepochen.at/exil/a5561.html
Literatur:
Hermynia Zur Mühlen:
Unsere Töchter, die Nazinen
Herausgegeben von Jörg Thunecke
Promedia Verlag, Wien 2000
ISBN 3-85371-165-0
dies.: Als der Fremde kam. Exilroman
Edition Spuren, Wien 1994, ISBN 3-900478-87-2
Upton Sinclair – Wieland Herzfelde – Hermynia Zur Mühlen:
Werter Genosse, die Maliks haben beschlossen … Briefe 1919-1950, hrsgg. und mit einem Nachwort von Walter Grünzweig und Susanne Schulz, Weidle-Verlag, Bonn 2001, ISBN 3-931135-56-X
Links (deutsch):
http://www.literaturepochen.at/exil/multimedia/pdf/zurmuehlenresumee.pdf
http://www.weidleverlag.de/sinclair.htm
http://www.literaturhaus.at/buch/fachbuch/rez/zurmuehlen
http://www.mediashop.at/023osteu/203muhfr.htm
http://www.perlentaucher.de/autoren/2090.html
http://www.biblio.at/rezensionen/details.php3?katalog=&mednr%5B0%5D=luk2004218&anzahl=1
http://www.literaturtv.at/literaturhaus_hermynia/videos.php?id=7
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