Billy (eigentlich: Samuel) Wilder
Filmregisseur und Drehbuchautor
Geb. 22.6.1906 in Such b. Krakau/ Österreich-Ungarn
Gest. 27.4. 2002 in Beverly Hills./USA
„Filme zu machen ist ein bisschen als würde man einen dunklen Raum betreten. Einige fallen über die Möbel, andere brechen sich die Beine, aber ein paar von uns sehen im Dunklen besser als die anderen.“
„Ich will eigentlich, daß die Leute in meinen Filmen vergessen, dass es da eine Kamera und einen Regisseur gegeben hat. Sie sollen vergessen, dass das da eine Leinwand ist, worauf sie blicken. Sie sollen meinen, sie seien mit den Personen der Handlung im selben Zimmer oder auf derselben Straße“
„Langweile Dich nicht und langweile andere nicht.“
(Billy Wilder)
Der Sohn eines jüdischen Gastronoms wird bereits von seiner Mutter „Billie“ genannt. Mit der später von ihm amerikanisierten Namensversion wird Billy Wilder als Regisseur weltberühmt.
„Auf einem frühen Familienbild, aufgenommen in Krakau, steht er im karierten Mädchenkleid auf dem Tisch und schenkt dem Fotografen einen nur leicht skeptischen Blick. Sein Vater hebt leicht seinen linken Arm, seine Mutter sieht schräg über ihn hinweg. Sie stammte aus Novy Targ nahe Zakopane, hatte schon früh ein Faible für Buffalo Bill, ging kurz nach Amerika, blieb im Lift stecken und fuhr nach Galizien zurück.
Sein Vater – Hersch Mendel, Maximilian genannt, zuvor Oberkellner – betrieb eine Kette von kleinen Bahnhofswirtschaften an der Strecke Wien-Krakau. Wilder wächst im vierstöckigen „Hotel City“ mit Billardsaal und Karten- tischen auf und nimmt es schon mit vier Jahren im Billard mit den Stammgästen auf. An einem heißen Julitag unterbricht sein Vater im Cut einen Walzer von Franz von Suppé mit der Nachricht von Sarajewo.“
Quelle: („Hat es Spaß gemacht, Mr. Wilder?“ „Journal des Verschwindens“ (XXXIV) aus: DER STANDARD, Print-Ausgabe, 22. 6. 2001)
Die Wilders verlassen das aufgrund seiner Grenzlage gefährdete österreichische Galizien und übersiedeln nach Wien. Hier legt der der junge Wilder 1924 am Realgymnasium das Abitur ab, schreibt sich an der Universität zunächst für Rechtswissenschaften ein, bricht das Studium jedoch nach wenigen Monaten wieder ab und verdient sich sein Geld als Reporter beim Boulevardblatt Die Stunde. Als im Mai 1926 Paul Whiteman mit seinem Orchester nach Wien kommt, nutzt Wilder die Chance zu einem Interview und folgt später Whiteman nach Berlin, wo er zuerst zwei Monate lang als Eintänzer im Eden-Hotel arbeitet und ein Freund ihm rät, seine Erlebnisse für die B.Z. am Mittag aufzuschreiben. Wilders lakonisch humorige Schilderungen sind ein durchschlagender Erfolg. Er arbeitet weiter als Reporter und knüpft in dieser Zeit Kontakt zu Intellektuellen wie Erich Maria Remarque, Egon Erwin Kisch und Robert Siodmak.
1929 folgen erste Arbeiten als Drehbuchautor und nach dem Film Menschen am Sonntag eine Festanstellung bei der Universum-Film AG (UFA). 1931 schreibt Wilder das Drehbuch für die Verfilmung des Kästner-Romans Emil und die Detektive.
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten flieht Billy Wilder (sein Vater starb bereits 1928) Ende Februar 1933 nach Paris, übersiedelt aber bereits ein Jahr später auf Einladung des Produzenten Joe May, (für den er auch sein erstes US-Drehbuch schreibt) in die Vereinigten Staaten, wo er zuerst für die Columbia-Filmgesellschaft arbeitet, ab 1936 für die Paramount-Studios und bald zu den gefragtesten und bestbezahlten Drehbuchautoren in Hollywood gehört. 1938 ist er als Autor für Ernst Lubitsch (Ninotschka) – seinerzeit ein Star-Regisseur – und Mitchell Leisen, später Howard Hawks, tätig. Mit The Major and the Minor (Der Major und das Mädchen) inszeniert Wilder 1942 sein Hollywood-Debüt, dem weitere Klassiker der Filmgeschichte folgen: Frau ohne Gewissen (1944), Das verlorene Wochenende (1945, Oscar für die beste Regie und den besten Co-Autor)), Eine auswärtige Affäre (1948), Sunset Boulevard (Boulevard der Dämmerung, 1950, Oscar für das beste Drehbuch), „Sabrina“ (1954), Das verflixte 7. Jahr (1955), Zeugin der Anklage (mit Marlene Dietrich , 1957) und One, Two, Three (1961, mit Leon Askin).
Der jüdische Emigrant Wilder, dessen Angehörige in Auschwitz ermordet werden, hat viele Filme mit deutscher Thematik gedreht. In der Tradition der Anti-Nazi-Filme Hollywoods steht etwa der relativ unbekannte Five Graves to Cairo aus dem Jahr 1943. Gegen Ende des Krieges kehrte Wilder für kurze Zeit als Mitarbeiter der Abteilung für psychologische Kriegsführung nach Deutschland zurück, um den Schnitt von Todesmühlen, einem aufrüttelnden Dokumentarfilm über die Öffnung der Konzentrationslager, zu überwachen. Sein deutsches Meisterwerk aber ist Eins, zwei, drei (1961), eine Satire über das zweigeteilte Deutschland vor dem Bau der Berliner Mauer.
1958 dreht Wilder Some like it hot (Manche mögen’s heiß mit Marylin Monroe und Tony Curtis in den Hauptrollen) und setzt damit Maßstäbe für das nicht zuletzt durch ihn geprägte Genre der sogenannten Screwball Comedy, geprägt durch skurrile und exzentrische Charaktere mit respektlosem Humor. Manche mögen’s heiß ist auch der Beginn einer fruchtbaren Zusammenarbeit mit dem Schauspieler Jack Lemmon, gefolgt von filmischen Meisterwerken wie Das Appartement (1960), Das Mädchen Irma La Douce (1963), Der Glückspilz (1966), Avanti, Avanti (1972), Extrablatt (1974) und Buddy Buddy (1981).
Im Kino der sechziger und siebziger Jahre ist der typische Wilder-Stil nicht mehr gefragt. 1981 kann er mit seinem letzten Film Buddy, Buddy noch einmal an alte Erfolge anknüpfen. In der Folgezeit ist er nur noch als Berater in Holywood tätig; eigene Filmprojekte kommen über das Planungsstaium nicht mehr hinaus.
Billy Wilder stirbt im Alter von 95 Jahren an den Folgen einer Lungenentzündung in seinem Haus im kalifornischen Beverly Hills.
Links (deutsch):
http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/WilderBilly
http://www.prisma-online.de/tv/person.html?pid=billy_wilder
http://www.netzeitung.de/servlets/page?section=566&item=148784
http://www2.uni-jena.de/erzwiss/projekte_2002/reichelt_peukert
http://www.netzeitung.de/servlets/page?section=566&item=148784
http://derstandard.at/?url=/?id=622008
http://derstandard.at/?url=/?id=630720
International:
http://www.imdb.com/name/nm0000697
http://www.reelclassics.com/Directors/Wilder/wilder.htm
http://www.sensesofcinema.com/contents/directors/02/wilder.html
http://usuarios.lycos.es/bwilder
http://www.geocities.com/Hollywood/Cinema/1012/wilder.html
http://www.imagesjournal.com/issue10/features/wilder
http://www.allocine.fr/personne/fichepersonne_gen_cpersonne=413.html
http://archives.cnn.com/2002/SHOWBIZ/Movies/03/28/billy.wilder.obit
http://www.imdb.com/title/tt0055256
http://www.filmevona-z.de/filmsuche.cfm?sucheNach=personNr&wert=3294
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