Kurt Landauer
Fußballpräsident und Kaufmann
Geb. 28.07. 1884 in Planegg (Bayern)
Gest. 21.12. 1961 in München
Unter der Präsidentschaft von Kurt Landauer gewann der FC Bayern München 1932 vor 58.000 Zuschauern in Nürnberg die Deutsche Meisterschaft. Der „Dank“ kam ein Jahr später: Er musste am 22. März 1933 sein Ehrenamt abgeben, zuvor hatte er bereits seinen Job als Leiter der Anzeigenabteilung bei den „Münchner Neuesten Nachrichten“ verloren.
Das 2:0 war der erste Titelgewinn der Bayern-Mannschaft. Zu verdanken war dieser erste große Erfolg auch dem später ins Ausland übergewechselten und von den Nazis verfolgten Spieler „Ossi“ Rohr und dem Trainer Richard Dombi . Rohr schoss eines der beiden Tore, Dombi war Jude wie Kurt Landauer.
Als Präsident des FC Bayern München war er bis zum Beginn der Nazi-Diktatur dreimal im Amt, nämlich von 1913 bis 1914, von 1919 bis 1921 und dann ab 1922 sogar elf Jahre lang. Der Gewinn der Meisterschaft war auch der klugen Führung des Vereins, also Kurt Landauer mit zu verdanken.
„Ein jüdischer Präsident bei einem ‚arischen‘ Verein war für die Nationalsozialisten nicht hinnehmbar. Auch noch so viele Meisterpokale hätten daran nichts geändert oder mich geschützt“, erinnerte sich Landauer nach der Befreiung. Zwei Monate lang war er im Konzentrationslager Dachau inhaftiert. Einer glücklichen Fügung verdankte er Freilassung und Flucht in die Schweiz (1939).
Als Remigrant kam Kurt Landauer 1947 nach München zurück. In der deutschen Sprache fühlte er sich zu Hause, München war „seine“ Stadt und der 1. FC Bayern Lebensinhalt. So wurde er noch einmal bis 1951 Präsident. Es waren entscheidende Aufbaujahre, für Industrie, Politik und Bevölkerung, also auch für den Fußballsport.
Die bayerische Landeshauptstadt ehrte ihn nach seinem Tod mit einem „Kurt-Landauer-Weg“ im Stadtteil Freimann.
Nach vielen Jahren des Schweigens erfährt Landauer 2011 endlich auch seitens seines Fußball-Vereins die längst fällige Würdigung durch den Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge: ““Der FC Bayern hat eine jüdische Vergangenheit, eine sehr reiche und erfolgreiche. Wir sind stolz auf diese jüdische Vergangenheit, und gemeinsam mit unseren jüdischen Freunden werden wir auch eine stolze Zukunft haben“ (Quelle: SZ v. 26.5. 2011, S. 30/ http://www.sueddeutsche.de/muenchen/fc-bayern-muenchen-stolz-auf-die-juedische-vergangenheit-1.1101845 )
Buchtipp:
Dietrich Schulze-Marmeling: “Der FC Bayern und seine Juden – Aufstieg und Zerschlagung einer liberalen Fußballkultur“ , 272 Seiten, Paperback, Verlag Die Werkstatt, Göttingen, 1. Auflage 2011, ISBN: 978-3-89533-781-9
Autor:
Hajo Jahn
Links (deutsch):
http://www.zeit.de/2003/23/Sport_2flandauer
http://www.freitag.de/2003/33/03331501.php
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