Pawel Florenskij
Theologe, Philosoph
Geb: 9. Januar 1882 in Evlach
Gest: 8. Dezember 1937 in Solowki
Pawel Alexandrowitsch Florenskij wurde 1882 in Evlach (heute Azerbajdjan) geboren. Seine Kindheit verbrachte er in Baku und Tbilisi. 1897 führte ihn eine Reise nach Deutschland. Zwei Jahre später durchlitt er eine geistige Krise. Er wandte sich religiösen Fragen zu und begann im Jahre 1900 Studium an der Moskauer Universität. Er tritt in die Moskauer Geistliche Akademie in Sergiew Posad bei Moskau ein und setzte dort seine Studien fort. 1908 zog er nach Sergiew Posad um und wurde zum Dozenten am Lehrstuhl für die Geschichte der Philosophie in der Geistlichen Akademie ernannt. In den Jahren 1909 und 1910 durchlitt er eine schwere seelische Krise: um Priester werden zu können, musste er entweder in den Mönchstand treten oder heiraten. Er entschloss sich für die Ehe. 1911 weihte man ihn zum Priester. Von 1912 bis 1917 war er Redakteur des „Bogoslowskij Westnik“ (Theologischer Bote). Im Jahre 1914 erschien seine erweiterte Magisterdissertation „Der Pfeiler und die Grundfeste der Wahrheit. Versuch einer orthodoxen Theodizee in 12 Briefen“. Zwischen 1918 und 1922 arbeitete er an seiner Studie „Philosophie des Kults“. Durch die politischen Umstände (Oktoberrevolution 1917) wurde er zum wissenschaftlichen Sekretär der „Kommission zum Schutze der Kunstschätze und Altertümer der Troitze-Sergiewa-Lawra“ ernannt. 1928 wurde er mit anderen Geistlichen und Gläubigen in Sergiew Posad verhaftet, konnte aber im September dieses Jahres durch die Vermittlung von Maxim Gorkij wieder freikommen. 1933 wurde er wieder verhaftet und zu zehn Jahren Zwangsarbeit in Ostsibirien verurteilt. Die Anklage lautete „Konterrevolutionäre Agitation, Propaganda und organisierte konterrevolutionäre Tätigkeit“. Er traf Ende 1933 im Lager „Svobodnyj“ an der Bajkal-Amur-Magistrale ein. Im September 1934 wurde er in das „berühmte“ Lager Solowki überführt. Am 25. November 1937 wurde er zum Tode durch Erschießen verurteilt. Das Urteil wurde am 8. Dezember vollstreckt.
Pawel Florenskij gehört zu den großen russischen Theologen, die bis heute noch nicht angemessen bearbeitet wurden; sein Anliegen wurde in angemessener Weise durch Alexander Men (1935-1990) fortgeführt. Beide Theologen sind nur wenigen Fachleuten im Westen bekannt, so dass eine Übersetzung ihrer Publikationen als ein Gebot der Stunde anzusehen ist.
Aktuelle Deutsch-Übersetzung: „Von Pawel Florenskij bis Alexander Men“, herausgegeben von Bernhard Heilmann und Michael Schneidermann, Verlag Dr. Kovač, Hamburg, 2008 (ISBN 978-3-8300-3545-9).
Autor:
Michael Schneidermann
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